Torremolinos, eine der berühmt-berüchtigten Hochburgen des Tourismus, emporgewachsen in den Sechzigern des letzten Jahrhunderts, und manche sollen es damals Düsseldorf-Süd genannt haben. Vieles wurde in jener Zeit jedoch offensichtlich zu schnell aus dem Boden gestampft und kämpft nun erbittert gegen den Verfall. Inzwischen wird aber auch erneuert, so hat die Stadt vor einigen Jahren eine neue, ansprechende Strandpromenade erhalten, die gut gepflegt zum Flanieren einlädt. Unzählige Chiringuitos säumen den Strand und locken mit teils eigentümlichen, teils romantischen Accessoires zum Dinieren. So wird Torremolinos auch in Zukunft eine Hochburg des Tourismus bleiben, bietet sie ja alles, was viele Touristenherzen höher schlagen lässt, lange Sandstrände, viele Bars, Restaurants und Diskotheken, jede Menge Möglichkeiten zum Shoppen und dazwischen auch noch ein Hauch von spanisch-mediterraner Romantik.
Eine kurze Geschichte
Als Stadt hat Torremolinos eine für Spanien relativ kurze Geschichte. Natürlich war die Gegend auch schon immer bewohnt, was durch archäologische Funde bestätigt wird. Es wurden Reste gefunden, die auf über 150.000 Jahre geschätzt werden und natürlich waren auch an diesem Küstenabschnitt wieder die Phönizier, Griechen, Römer und Araber. Die erste Erwähnung des Ortes findet sich aber erst am Ende der Eroberung durch die Katholiken, welche ihn als Molinos de la Torre, Teil von Alhaurín de la Torre, bezeichneten. 1502 wurde es dann unter dem Namen Torres de Pimentel Stadtteil von Málaga. Später tauchte auf Landkarten Torre de los Molinos auf, woher sich deutlich der heutige Name ableitet. 1924 wurde der Ort aber erneut ein Teil von Málaga, bis die Bürger schließlich im Jahre 1988 die Abgrenzung als unabhängige Stadt erwirkten. Die eigentlich bedeutsame Entwicklung der Stadt hat sich aber erst im letzten Jahrhundert vollzogen, als das damals noch kleine Fischerdorf beinahe über Nacht zu dem vielleicht größten Urlaubszentrum Andalusiens wurde.
Ein Bad in der Menge
Die Anreise begann mit einem Standardproblem vieler Ausflüge, einen Parkplatz zu finden, möglichst kostenlos. Einfacher geht es natürlich in einem der Parkhäuser, aber bevor ich mich dazu entschloss, fand ich doch noch ein Plätzchen unweit des alten Zentrums der Stadt. Es waren nur ein paar Schritte bis zur C/. San Miguel, eine der ganz alten Straßen und der jetzt wichtigsten Einkaufsmeile in der Fußgängerzone.
Hier herrschte selbst für die Nachsaison ein reges Treiben, viele bunte Geschäfte priesen ihre Waren an, von Schmuckhändlern über Boutiquen bis hin zu einem Second-Hand-Buchladen, in dem auch deutschsprachige Bücher zu finden sind. Aber es schien auch hier ein harter Kampf für die Geschäftsleute zu sein, wie sich in einigen leerstehenden Ladenlokalen zeigte. Dazwischen boten sich gemütliche Möglichkeiten zum Pausieren in einem der vielen Cafés und Restaurants. Neben Spezialitäten aus den verschiedensten Ländern und Schnellimbissketten fanden sich natürlich auch alt eingesessene spanische Restaurants. Ein herausragendes und ausgesprochen typisches Beispiel war das Fischrestaurant La Chacha, welches ich schon früher einmal besucht hatte. Aber Vorsicht, hier geht es absolut spanisch-rustikal zu, gegessen wird im Stehen mit den Fingern, der Müll häuft sich unter dem Tresen, aber es schmeckt vorzüglich. Es gibt wohl alle Delikatessen, die hier in irgendeiner Form aus dem Meer gefischt werden können, und ehe man es sich versieht, müssen für den verwöhnten Gaumen die Fünfzig-Euro-Scheine über die Theke geschoben werden. Zu meinem Bedauern musste ich bei diesem Besuch feststellen, dass die großen edelstählernen Rollläden geschlossen waren. Aber es gab ja genügend Alternativen, falls mich der Hunger überkommen sollte.
So schlenderte ich weiter durch die Straßen im Zentrum, in denen ich immer wieder ein paar hübsche altertümliche Gebäude zwischen den bröckelnden Fassaden der veralteten Hochhausblocks entdecken konnte. Darunter einige wirklich prächtige alte Villen, die zwar anscheinend inzwischen unter Denkmalschutz gestellt worden waren und daher nicht abgerissen werden konnten, aber bisher noch keinen Denkmalschützer gefunden haben, der sich der bestimmt ausgesprochen kostspieligen Restaurierung annehmen würde. Ein Hauch von Andalusien umfing mich schließlich rund um den Plaza San Miguel und beim Abstieg vorbei am Torre del Pimentel aus dem Jahr 1300 und durch die mit Restaurants und Lädchen gefüllte C/. Cuesta del Tajo zur Strandpromenade.
Jetzt musste ich erstmal ein bisschen Meeresluft schnuppern und ging geradewegs zum Strand und bis an die leichte Brandung, die sich in beruhigendem Rauschen über den scheinbar endlosen Sandstrand ergoss. Um diese Jahreszeit waren es keine Menschenmassen mehr, die sich wie Ölsardinen in der Sonne aalen, sondern jeder konnte problemlos ein freies Stückchen finden, um die Wärme und den Urlaub zu genießen. Nun wollte ich mir dem Paseo Maritimo vornehmen, der, erst kürzlich erneuert, einen ansprechenden Spaziergang versprach. Und in der Tat bot die Promenade einen hübschen und gepflegten Anblick. Sie schlengelte sich um einen trutzigen Felsen, der den langen Strand vonTorremolinos zweiteilt, war gesäumt mit vielen botanischen Highlights und lud mit seinen Bänken zum Verweilen ein. Alternativ lockten auch die vielen Strandrestaurants, die sich zwischen der Promenade und dem Strand locker aneinander reihten. Manche waren sehr originell dekoriert und bestanden teilweise schon seit den Anfängen der touristischen Eroberung. Mit lautem Gekreische und Geschäkere machten plötzlich einige grüne Papageien auf sich aufmerksam, die sich an den Früchten der großen Palmen gütlich taten. Hier hausen sie also auch schon, dachte ich mir und freute mich beim Anblick dieser frechen Gesellen.
Anschließend ging ich die C/. Antonio Navajas Ruiz hinein zur C/. del Bajondillo, an der das wohl schönste Schmuckstück von Torremolinos steht, die Casa de Los Navajas, eine prächtige Villa im Mudéjar-Stil aus dem Anfang des letzten Jahrhunderts. Leider ist auch dieses wundervolle Bauwerk bisher dem Verfall gewidmet, wodurch aber der romantische Eindruck dieses architektonischen Meisterwerks noch unterstrichen wurde.
Da ich weder Grundstück noch Gebäude betreten konnte, machte ich mich an den Aufstieg zur Altstadt. Ich hätte auch den Fahrstuhl am Plaza del Panorama nehmen können, entschied mich aber, doch noch einmal durch die belebte Altstadt und schließlich über den Plaza de la Unión Europea zu meinem Auto zu gehen. Vor den Toren der Stadt warteten noch andere Sehenswürdigkeiten auf eine Besichtigung und ich wählte aus dem Wasserpark, der allerdings nur in der Hochsaison geöffnet ist, dem Crocodile Park und dem Botanischen Garten Molino de Inka letzteren aus. Dieser Garten und seine Getreidemühle war aufwendig restauriert und im Jahre 2005 eröffnet worden.
Der Spaziergang durch die Anlage war wirklich eine Wonne. Unzählige Pflanzen säumten den Weg, Wasserläufe und Bächlein, kleine Wasserfälle und Seen sorgten für Frische, und in Volieren befanden sich exotische Vögel, die dem Garten einen klangvollen Reiz gaben. In den alten Gebäuden konnte ich bewundern, wie mit der Kraft des Wassers mit relativ einfachen Mitteln durch eine raffinierte Konstruktion Mehl gemahlen werden konnte. Als Quellort für das Wasser von Torremolinos war dieses Anwesen einst sogar von seiner Majestät dem König Alfonso XIII für eine Visite auserwählt worden, dessen Besuchsräume ebenfalls besichtigt werden konnten. Im selben Gebäude fand ich außerdem eine kleine, aber ausgesprochen informative Ausstellung über die Kunst des Getreidemahlens in den verschiedenen Epochen. Der Besuch dieses Botanischen Gartens war tatsächlich lohnend gewesen, und da von dort ein direkter Zubringer zur Autobahn führte, diente er auch noch als gelungener Abschluss für meinen Ausflug.
Schlussworte
Für alle, die einmal etwas Anderes machen möchten, Bummeln und Spazierengehen zum Beispiel, und nicht sowieso in einem der zahlreichen Hotels vor Ort wohnen, ist Torremolinos durchaus einen Ausflug wert. Geschäfte aller Art, Kulinarisches ohne Ende und eine hübsche Strandpromenade bieten dafür alles. Aber auch für diejenigen, die immer auf der Suche nach etwas Besonderem sind, bietet sich Torremolinos einmal an, denn nicht oft bekommt man Krokodile zu Gesicht und auch der verspielt angelegte Botanische Garten mit seiner altertümlichen Mühle ist ausgesprochen sehenswert. Wie gesagt, mal etwas anderes als immer nur Historisches in winkeligen Gassen. Wem das jedoch mehr zusagt, der sollte um die Stadt einen Bogen machen, denn letztendlich ist sie eben doch das, was sie ausmacht, eine touristische Hochburg.
Informationen:
RathausExcmo. Ayuntamiento de Torremolinos TourismusbürosDelegación (Ayuntamiento) Oficina de Turismo/Residente Extranjero (Centro) Oficina Municipal de Turismo (Bajondillo): Oficina Municipal de Turismo (Carihuela) Internetadressenwww.visitetorremolinos.com |
AttraktionenConjunto Los Manantiales Jardín Botánico »Molino de Inca« Öffnugszeiten: Crocodile Park Öffnugszeiten: Aqualand Torremolinos Öffnugszeiten: |
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