Antequera

Antequera hat eine sehr bewegte Vergangenheit. Die Wurzeln gehen zurück bis in die Bronzezeit, die Römer hatten dort gesiedelt, doch auch für die Mauren war der Ort eine wichtige Bastion. Sie gaben ihm den Namen Medina Antecaria. Im Jahre 1410 wurde Antequera durch den Königssohn Ferdinand erobert und war danach für lange Zeit eine blühende Stadt. Im 19. Jahrhundert wurde diese Blüte allerdings durch die verheerenden Feldzüge Napoleons und einer nicht weniger zerstörerischen Gelbfieberplage beinahe vollständig vernichtet. Es dauerte ein halbes Jahrhundert bis sich der Ort von diesem Schlag erholt hat, um sich danach als wohlhabende Industriestadt zu etablieren. Nach weiteren Rückschlägen in der großen Weltwirtschaftskrise hat sich Antequera jetzt zu einer modernen spanischen Stadt mit rund 40.000 Einwohnern entwickelt.

Antequera zu besuchen lohnt sich, besonders wenn die Baukunst des Barock und der Renaissance gefragt ist. Alleine auf der Webseite des Rathauses finden sich einzelne Beschreibungen von 20 religiösen Bauwerken, 13 allgemeinen Sehenswürdigkeiten, 16 zivilen Monumenten und 9 archäologischen Sehenswürdigkeiten. Zu viel, um alles an einem Tag zu betrachten, aber dies ist vielleicht auch gar nicht notwendig. Einfacher geht es so, wie es mein Begleiter und ich bei unserem Besuch gemacht haben. Wir sind als erstes ins Stadtzentrum gefahren, was gar nicht so schwer zu finden war, nur den Schildern Richtung Zentrum und Tourismusbüro folgen. Dieses befindet sich an der Plaza de San Sebastián und sollte das erste Ziel sein. Schon bei dieser Durchfahrt viel uns auf, wieviele Kirchen und Paläste hier zu finden sind. Auf jeder Straße, an jeder Ecke steht irgendein beeindruckendes Bauwerk. Das einzige Problem ist, wie in der ganzen Stadt, einen Parkplatz zu finden. Die Entfernungen sind aber nicht zu groß, sodass der erstbeste Parkplatz im Zentrum genommen werden sollte. Wir hatten großes Glück und fanden einen beinahe vor der Tür zum Touristeninformationsbüro. Wenn Sie dort fragen, was man sich in der Stadt am besten ansehen sollte, werden sie einen Stadtplan in Deutsch erhalten, in dem die 39 wichtigsten Sehenswürdigkeiten und ein kleiner Rundgang eingezeichnet sind. Nach Aussage der netten Dame in dem Büro sollte dieser Weg ungefähr eine Stunde in Anspruch nehmen, aber wir brauchten doch beinahe die doppelte Zeit. Dieser Rundgang lohnt sich wirklich, befinden sich dort wohl die schönsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Der Rundgang beginnt an der Plaza de San Sebastián, an dem schon das erste Monument zu finden ist, die Stiftskirche San Sebastián aus dem 16. Jahrhundert. Direkt daneben befindet sich das auffällige Casa de los Bouderé, aus dem Beginn des letzten Jahrhunderts. Jetzt geht es hinauf zur Alcazaba, vorbei an der Kirche Santo Domingo und der Kapelle des Portichuelo. Vor dem Arco de los Gigantes befindet sich ein Ausichtspunkt mit einem wundervollen Blick auf die Stadt Antequera, nur noch übertroffen, vom Blick oben auf der Alcazaba. Um dorthin zu gelangen, geht es zunächst durch den Arco de los Gigantes aus dem Jahre 1585 und dann gleich rechts hinein in eine idyllische Parkanlage. Von der Alcazaba selber steht eigentlich nicht mehr sehr viel, außer der Ummauerung und einigen Türmen. Aus der Anlage wieder heraus geht es dann nach links zur Plaza Santa Maria. Dort dominiert die Santa Maria, eine der ersten Kirchen Andalusiens im Stil der Renaissance. Sie wurde erbaut in den Jahren 1514 – 1550 und ist herausragend in Proportion und Architektur. Gleich unterhalb liegt eine Sehenswürdigkeit völlig anderer Art, Überreste römischer Thermen, die erst 1988 durch Zufall entdeckt worden waren.

Weiter geht der Rundgang einige kleinere Gässchen hinab zur Plaza del Carmen. Der Weg dorthin führt durch ein interessantes Doppeltor, dem Postigo de la Estrella und dem Torreón del Asalto, die zur alten Stadtmauer aus muslimischer Zeit gehören. Sollten Sie den Eingang auf der Calle Colegio verpasst haben, macht das nichts, spätestens auf dem Rückweg von der Plaza del Carmen ist das Bauwerk nicht zu übersehen. Auf der genannten Plaza befindet sich die Iglesia del Carmen, die Ende des 16. Jahrhunderts erbaut worden war. Sie kann gegen Eintrittsgeld besichtigt werden. Nun geht es wie gesagt zurück und zur Plaza del las Descalzas. Dort befinden sich das Convento de San José und der erste Palast dieses Rundgangs, derPalacio de los Marqueses de la Peña. Beide stammen ursprünglich ebenfalls aus dem Ende des 16 Jahrhunderts, die Kirche des Konvents wurde allerdings erst 1734 vollendet. Jetzt geht es noch vorbei am Stadtarchiv zum Coso Viejo, an dem das Convento de Santa Catalina de Sena und der Palacio de Nájera liegt, ein Bauwerk aus dem 18. Jahrhundert, in welchem sich das Stadtmuseum befindet. Das bemerkenswerteste Austellungsstück ist der 1½ Meter große Efebo de Antequera, eine Bronzestatue, die in das erste Jahrhundert datiert wird.

Nach diesem Rundgang, wie gesagt hat er uns runde zwei Stunden gekostet, wollten wir noch ein wenig den anderen Teil der Stadt erkunden und suchten uns einen neuen Parkplatz auf der großen Straße zur Plaza de Toros. Wir hatten wieder Glück und parkten diesmal direkt gegenüber dem Rathaus, ebenfalls einem prächtigem Bauwerk, dass bei unserem Besuch allerdings wegen Renovierung gänzlich verhüllt war. So schlenderten wir durch die Gassen, fanden einige der im Plan eingezeichneten Villen und Paläste und waren von ihrer Pracht begeistert. Besonders auffällig und typisch für die verschiedenen Casas de Condes y Marqueses sind die wunderschönen Innenhöfe. Manchmal sind diese Häuser zu Hotels oder Bürogebäuden umfunktioniert worden, sodass es möglich ist, diese Patios zu besichtigen. Herausragend war der im Casa del Conde de Pinofiel, das inzwischen ein Hotel beherbergt. Dieses Gebäude ist eines der am besten erhaltenen. Eine Tafel nennt den Erbauer und das Baujahr: „Juan de Navarrete me fecit. Año 1762“. Schließlich besuchten wir noch die Plaza de Toros, vor dem sich auch das Puerta de Estepa befindet, ein Tor, das im Jahre 1931 zerstört und im Jahre 1998 rekonstruiert worden war. Auf dem Rückweg warfen wir noch einen Blick in das Hospital de San Juan de Dios.

Nach all den beeindruckenden Bauwerken gelüstete es uns nach einer guten, jedoch verspäteten Mittagspause, wobei es nicht nur das übliche Standard-Südspanien-Mariscos-mit-Pommes-Menü sein sollte, denn Antequera kann mit eigenen Spezialitäten aufwarten. Es war aber nicht ganz einfach, ein Lokal zu finden, in dem typische Speisen aus dem Ort angeboten wurden. Zum Glück schreiben die Restaurants am Aushang, was es gibt, und so wurden wir ausgerechnet an dem Platz fündig, an dem wir unseren ersten Rundgang eigentlich beendet hatten. Dort im Restaurante El Angelote gab es ein sehr gutes Menü, zu dessen Beginn eine Porra Antequerana stand, geschmacklich ähnlich dem Gazpacho, aber nicht flüssig sondern cremig-fest. Danach ein Churasco a la Brasa und zum Nachtisch ein hausgemachter Flan. Sehr empfehlenswert, durchaus erschwinglich und durch seine Lage im Zentrum ideal für eine Mittagspause.

Auf dem Weg aus der Stadt hielten wir noch kurz an der Plaza Santiago, einem typisch andalusischen Platz im Stil des 18. Jahrhunderts, sowie der Puerta de Granada, die im Jahre 1748 errichtet worden war, um schließlich Antequera in Richtung Málaga zu verlassen.

Allgemeine Daten:

Fläche: 817 km2
Einwohnerzahl: ca. 40.000
Bevölkerung: Antequeranos
Geographische Lage: ca. 45 km von Málaga entfernt

Rathaus:
C/. Infante Don Fernando, 70. 29200 Antequera
Tel.: 952 708 108 Fax: 952 703 750
E-Mail: alcaldia@aytoantequera.com
Web: www.aytoantequera.com

Tourismusbüro:
Plaza de San Sebastián, 7. 29200 Antequera
Tel.: 952 702 505
Fax: 952 702 505

Sehenswürdigkeiten:

Hier eine Auswahl der Sehenswürdigkeiten, alphabetisch sortiert. Für die Öffnungszeiten wird keine Gewähr übernommen. Genauere Informationen erhalten Sie im Tourismusbüro.

Alcazaba
Große Festungsanlage aus der islamischen Zeit. Direkt davor befindet sich der Arco de los Gigantes, ein großes Tor, welches im Jahre 1585 erbaut wurde. Von dort hat man einen hervorragenden Blick über Atequera.

Casa del Conde de Pinofiel
Eines der am besten erhaltenen Stadthäuser aus dem Jahre 1762. Heute ist es ein Hotel und liegt in der C/. Tercia.

Convento de San Agustín
Diese Kirche wurde ursprünglich in den Jahren 1550 bis 1566 erbaut, einige Teile der Fassade stammen allerdings aus späterer Zeit, der Turm wurde in den 1670er Jahren errichtet, und der Rest im 18. Jahrhundert. Sie befindet sich in der C/. Infante D. Fernando.
Öffnungszeiten:
Mittwochs bis Sonntags: 11:00 – 13:00 Uhr

Convento de San José (Descalzas)
Die Carmelitas Descalzas de Santa Teresa gründeten ihr Haus und Convent im Jahre 1632. Die Kirche selber haben die unbeschuhten Karmeliter in den Jahren 1707 bis 1734 gebaut. Sie steht am Plaza de las Descalzas. Dort befindet sich auch das Museo Conventual de las Descalzas.
Öffnungszeiten:
Montags geschlossen
Dienstags bis Freitags: 10:30 – 13:30 und 17:00 – 18:30 Uhr
Samstags: 10:00 – 12:00 und 17:00 – 18:30 Uhr
Sonntags: 10:00 – 12:00 Uhr
Eintritt: 2,40 Euro, Gruppen: 1,40 Euro (Gruppen vorher anmelden: 606 85 57 92)

Convento de Santa Eufemía
Die Kirche wurde in den Jahren 1739 bis 1763 vom Orden der Mínimas erbaut. Dieser Orden wurde im Jahre 1601 gegründet. Die Kirche steht in der C/. Belén.
Öffnungszeiten:
Montags bis Freitags: 9:00 – 13:00 und 17:00 – 19:00 Uhr
Samstags: 9:00 – 13:00 Uhr

Iglesia Colegial de San Sebastian
Der Bau dieser Kirche begann im Jahre 1548 und wurde über viele Jahrhunderte fortgesetzt. Der Turm wurde schließlich im Jahre 1701 fertig gestellt, 1722 erweitert, 1926 durch ein Feuer zerstört und 1928 wieder errichtet.
Öffnungszeiten: Arbeitstage: 9:30 und 19:00 Uhr
Sonn- und Feiertage: 9:30, 11:00 und 19:00 Uhr

Palacio de los Marqueses de la Peña de los Enamorados
Beeindruckender Palast aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, direkt an der Plaza de las Descalzas.

Palacio de Nájera (Städtisches Museum)
Das prächtige Bauwerk aus dem 18. Jahrhundert beherbergt das städtische Museum und befindet sich an der Plaza del Coso Viejo
Öffnungszeiten:
Montags geschlossen
Dienstags bis Freitags: 10:00 – 13:30 und 16:30 – 18:30 Uhr
Samstags: 10:00 – 13:30 Uhr
Sonntags: 11:00 – 13:30 Uh
Eintritt: 3 Euro, Gruppen: 1 Euro (Gruppen vorher anmelden: 952 70 40 21)

Plaza de Toros
Diese Stierkampfarena wurde am 20. August 1848 eröffnet und im Jahre 1983 vollständig renoviert. Dort befindet sich auch das Museo Taurino.
Öffnungszeiten:
Samstags 17:00 – 20:00 Uhr
Sonn- und Feiertags: 10:00 – 13:00 und 17:00 – 20:00 Uhr

Puerta de Estepa
Großes Tor vor der Stierkampfarena, dessen besonderes Merkmal seine Materialien aus der Region sind. Es wurde 1931 zerstört und erst im Jahre 1998 wieder erbaut.

Puerta de Granada
Dieses Tor wurde im Jahre 1748 errichtet und liegt auf der Straße nach Granada. Direkt daneben liegt eine große Aussichtsplattform.

Real Colegiata de Santa Maria la Mayor
Diese Stiftskirche wurde in den Jahren 1514 bis 1550 erbaut und zählt zu den beeindruckendsten kirchlichen Bauwerken Antequeras. Sie liegt am gleichnamigen Platz vor der Alcazaba. Leider ist sie zur Zeit geschlossen.

Termas Romanas de Santa María
Öffentliche römische Thermen aus dem 1. Jahrhundert nach Christus. Sie liegen direkt unterhalb der Plaza de Santa María.

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