Die auffälligste Attraktion in Mijas sind mit Sicherheit die Eseltaxis, bunt geschmückt und weithin zu riechen. Beliebt natürlich besonders bei den kleineren Besuchern. Die Erwachsenen kommen aber auch nicht zu kurz, denn es gibt eine Menge zu sehen, historische Bauwerke, kuriose Museen und schöne Parkanlagen. Und Mijas tut alles, um den neugierigen Besucher zufrieden zu stellen und verwöhnt ihn mit einer gepflegt andalusischen Kulisse.
Die übliche Geschichte
Es ist schon erstaunlich, dass hier in Andalusien fast jedes noch so kleine Städtchen eine weitreichende Geschichte aufweisen kann. Wieder waren alle da, Phönizier, Römer und natürlich die Mauren, und wie immer haben besonders sie ihre Spuren hinterlassen. Nur der Grund für die Ansiedlung ist manchmal unterschiedlich. Mijas, oder Tamisa, wie es die Römer nannten, war zunächst besonders wegen seiner Erzminen begehrt, später aber auch wegen seiner günstigen Lage, von der aus die ganze Küste in diesem Bereich überblickt werden konnte. Selbst nach der Eroberung Málagas durch die Katholischen Könige behauptete sich die Festung in Mijas noch eine Weile. Doch schließlich ergaben sich die Streitkräfte, in der irrigen Annahme, die Bedingungen für eine Kapitulation seien günstig gewesen. Die meisten blieben zwar am Leben, wurden aber als Sklaven an die Adeligen verkauft. Später war die Stadt immer wieder einmal von gewisser strategischer Bedeutung und spielte bei allen größeren Konflikten in Spanien unbedeutendere Nebenrollen. Inzwischen hat sich Mijas zu einem sehr beliebten Ausflugsziel entwickelt, besonders bei den Besuchern der westlichen Costa del Sol, denn von dort ist das Städtchen nur ein paar Autominuten entfernt.
Der Esel lässt grüßen
Die Anfahrt nach Mijas führte mich durch die mit Pinien bewaldete Sierra de Mijas, welche bestimmt auch einen Wanderausflug wert wäre, doch heute sollte es in den Ort gehen. Als erstes begann ich die gewohnte Parkplatzsuche, im August gewohnt sinnlos, und beendete sie schnell im städtischen Parkhaus unter der Plaza Virgen de la Peña. Mit dem Lift fuhr ich nach oben und befand mich direkt neben dem Informationsbüro. Dort besorgte ich mir einen Stadtplan, und die freundliche Dame am Tresen erklärte mir, wie ich bequem den Nummern auf dem Plan folgend eine Runde durch Mijas machen könnte, wies mich aber gleich noch auf eineFlamenco-Aufführung auf der angrenzenden Plaza hin, die, wie an jedem Mittwoch im Sommer, um zwölf Uhr beginnen sollte. Bis dahin war noch ein bisschen Zeit, allerdings zu wenig, um mit dem Spaziergang durch die Stadt zu beginnen. So schlenderte ich einfach noch etwas durch die Gegend und setzte mich schließlich zu den anderen Besuchern, die sich schon auf der Plaza Virgen de la Peñaversammelt hatten.
Schließlich war es soweit, und die Flamenco-Gruppe Azabache aus Mijas begann mit ihrer Vorstellung. Die attraktive Gruppe aus einem Tänzer und drei Tänzerinnen zeigte verschiedene spanische Tänze, von puren Flamenco bis Sevillanas und Bulería. Dabei lebte die Show nicht nur von den prächtigen Kostümen, sondern besonders von der ausdrucksstarken Darbietung des Ensembles. Es machte großen Spaß zuzusehen und die knappe Dreiviertelstunde war viel zu schnell vorbei. Schon hier wurde deutlich, dass Mijas etwas für seine Besucher auf die Beine stellt, für das sich die Stadtväter nicht zu schämen brauchten. Und dieser Eindruck sollte sich bei meinem ganzen Ausflug bestätigen.
Jetzt war die Zeit gekommen, meinen Rundgang zu beginnen, der mich als erstes an der „Haltestelle“ für die Burro-Taxis vorbei führte. Wirklich eine einmalige Attraktion. Die Pferdekutschen, die natürlich auch in Mijas durch die Gassen rumpelten, sind ja ein gewohnter Anblick in Andalusien. Aber diese Eseltaxis waren einzigartig. Bunt geschmückt standen sie am Straßenrand und warteten geduldig auf die nächsten Passagiere. Immer wieder waren die typischen Eselslaute zu hören, besonders wenn sich die dortigen Esel mit denen in der „Garage“ unterhielten, jenem Stellplatz etwas unterhalb der Straße, in denen die Tiere und Wagen warteten, die gerade nicht im Einsatz waren. Ein putziger Anblick, die Dutzenden Eselsköpfe dort, aber für die Nase kaum noch zu ertragen. Besonders hat es mich gefreut, dass einige Exemplare der vom Aussterben bedrohten spanischen Rasse dabei waren, die ein besonders dichtes und zotteliges Fell haben.
Punkt zwei auf dem Plan war der Aussichtspunkt Compás mit der Ermita de la Peña. Man hatte in der Tat eine schöne Aussicht auf die Küste, zwischen kleinen, hübsch bewachsenen Wasserbecken im kühlen Schatten großer, ausladender Bäume. Weiter ging es leicht den Hang hinauf zu der Nachbildung einer antiken Getreidemühle, die mit allem notwendigen Gerät ausgestattet war. Diese Mühle war Teil des Museo Histórico-Etnológico de Mijas, das mich am Ende des Rundganges erwartete.
Gleich neben der alten Getreidemühle befand sich das Museo de Miniaturas ‘Carromato de Max’, vielleicht wirklich das kurioseste Museum der Welt, wie es auf dem Stadtführer angepriesen wird. Es war schon seltsam, solche Miniaturen aus über 50 verschiedenen Ländern zu betrachten. Gesichert hinter Glaskuppeln, oft mit einer Lupe ausgestattet, da die Details mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen gewesen wären, fand ich Ministaffeleien mit streichholzschachtelgroßen Ölbildern, die sieben Weltwunder in einen Zahnstocher geritzt, einen Schrumpfkopf, niedliche Skulpturen aus den merkwürdigsten Materialien wie Brotteig oder Kaugummi, das Portrait von Abraham Lincoln auf einem Stecknadelkopf oder das Abendmahl von Da Vinci auf ein Reiskorn kopiert. Teilweise einfach unglaublich und an sich schon ein Grund, Mijas zu besuchen.
Weiter ging es über die Plaza de la Constitución und vorbei an einem Turm der alten Festung zur Stierkampfarena und der Iglesia de la Inmaculada Concepción, ein Bauwerk, das im 16. Jahrhundert auf den Ruinen einer alten Moschee errichtet worden war. Von dort ging es direkt in die Parkanlage, die auf der alten Stadtmauer errichtet worden war. Sehr hübsch angelegt, mit vielen größeren und kleineren Wasserspielen und einer wunderschönen Aussicht auf die ganze Küste. In der Tat fand ich auch jetzt, mitten im August einige blühende Pflanzen, denn der Park soll so angelegt worden sein, dass immer irgend etwas blüht. Besonders in der heißen Mittagszeit war diese angenehm kühle Grünanlage eine Wohltat. Doch es gab noch mehr zu sehen und so folgte ich weiter meinem Stadtplan, den ich immer griffbereit in der Tasche trug.
Der Weg führte mich mitten durch die schmalen Gassen, vorbei an den Höhlen der alten Schmiede bis in das Barrio Santana, einem Viertel der Stadt, das noch sehr ursprünglich war. Kleine weiße Häuser mit bunten Türen und Fenstern, hin und wieder mit vielen Blumentöpfen geschmückt. Hier befand sich auch dieErmita de Nuestra Señora de los Remedios aus dem 18. Jahrhundert. Dort bog ich, dem Plan folgend, nach rechts ab, um auf einer höher gelegenen Gasse wieder zurück zu laufen. Inzwischen war der Mittag weit fortgeschritten und ich suchte ein abgelegeneres Restaurant, um mich ein wenig auszuruhen und zu stärken und schlenderte danach noch kreuz und quer durch die Altstadt, denn das Museum, das jetzt eigentlich auf der Route lag, machte erst am Nachmittag wieder auf. All die größeren und kleineren Geschäfte, die sich im Zentrum der Stadt sammelten, hatten auch über Mittag offen, sodass es genügend zu erkunden gab.
Nach einer Weile wanderte ich erneut an der großen Pforte des Museums vorbei und diesmal war es wieder geöffnet. Also betrat ich das Museo Histórico-Etnológico de Mijas und betrachtete die zur Schau gestellten Räumlichkeiten, in denen Leben und Arbeiten der Bewohner von Mijas aus alter Zeit präsentiert wurden. Es begeisterte mich wieder, wie mit solch einfachen Mitteln so viel erreicht werden konnte, auf eine Weise, die mir in dieser hoch elektrotechnisierten Zeit schon beinahe unglaublich erschien. Ein ganz besonderes Zimmer war der nachgebildete Raum, in dem sich Manuel Cortés Quero, der auch ‘El Topo de Mijas‘ genannt wurde, 30 Jahre lang vor dem Franco-Regime versteckt hatte. Erst nach einer Amnestie aller aus politischen Gründen Gesuchten konnte er sich wieder in der Öffentlichkeit blicken lassen.
Nun war mein Rundgang durch Mijas doch zu seinem Ende gekommen, und er hat Spaß gemacht, denn er war eine angenehme Mischung aus Sehenswürdigkeiten, Andalusien-Flair und Touristenrummel. So schlenderte ich wieder zum Parkhaus und bezahlte die geforderte Zeche. Dabei stellte ich fest, dass das einzige Manko meines Besuches die Parkhaus- und Getränkegebühren waren. Schade, dass sich reges touristisches Interesse immer auch gleich in den Preisen niederschlägt. Doch ich ließ mir den Tag nicht verderben und genoss noch einmal die Rückfahrt durch die Ausläufer der Sierra de Mijas.
Lohnenswert
Ein Besuch der kleinen Stadt Mijas ist wirklich empfehlenswert, besonders weil in diesem an sich schon typisch weißen, andalusischen Ort versucht wird, die eigentlich wenigen und einfachen Sehenswürdigkeiten auf einem ausgesprochen hohen Niveau zu präsentieren. Angefangen von derFlamenco-Darbietung, die allerdings nur im Sommer einmal in der Woche stattfindet, bis zu den liebevoll gepflegten Gassen und Plätzen, den akkuraten Nachbildungen traditioneller Lebensweisen im historischen Museum bis hin zum absoluten Kuriosum der Stadt, dem Miniaturen-Museum ‘Carromato de Max‘. Und natürlich nicht zu vergessen, die einmaligen Burro-Taxis, die ich bisher nirgendwo anders gesehen habe.
Information
Oficina Municipal de Turismo en Mijas Pueblo
Plaza Virgen de la Peña, s/n.
29650 Mijas (Málaga)
Tel.: 952 58 90 34
Fax: 952 58 90 35
Web: www.mijas.es
Web: www.mijas-digital.es
E-Mail: turismo@mijas.es
Öffnungszeiten:
Montags bis Freitags:
Im Winter: 9:00 bis 19:00 Uhr
Im Sommer: 9:00 bis 20:00
Samstags: 9:00 bis 14:00 Uhr
Sehenswürdigkeiten
Burros-Taxis de Mijas Avda. Virgen de la Peña, s/n. Tel.: 627 02 69 58Fahrzeiten: Im Winter: 10:00 bis 18:00 Uhr Im Sommer: 10:00 bis 22:00 Uhr Preise: Museo de Miniaturas Carromato de Max |
Museo Histórico-Etnológico de Mijas Plaza de la Libertad, 2. 29650 Mijas. Tel./Fax: 952 59 03 80 E-mail: casa.museo@mijas.esÖffnungszeiten: Täglich geöffnet. Im Winter: 10;00 – 14:00 und 16:00 bis 19:00 Uhr Im Sommer: 10;00 – 14:00 und 17:00 bis 20:00 Uhr Eintritt frei. |
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