Marbella scheint aus den Schlagzeilen kaum mehr heraus zu kommen, doch sollte das von einem Besuch nicht abschrecken, denn im Herzen dieser großen Tourismus- und Villenwüste befindet sich ein hübscher kleiner Schatz, El Casco Histórico. Dieser historische Altstadtkern ist sehr hübsch, zum größten Teil schon liebevoll restauriert und voller Leben. Trotz vieler Touristen und teurer Läden hat er ein authentisches Flair behalten, das zu gemütlichem Spazieren und Verweilen einlädt.
Schon lange besiedelt
Die Geschichte Marbellas reicht weit zurück in die Anfangszeiten der Besiedelung Andalusiens. Nach den Phöniziern folgten die Römer, welche verschiedene Spuren hinterlassen haben. Die erste schriftliche Erwähnung erfolgte durch die Mauren, welche die Stadt mit einer Mauer umgaben und mit einer Festung bestückten. Nach der Rückeroberung durch die Katholiken veränderte sich Marbella ziemlich. Die Stadtmauer verschwand, viele der kleinen Häuser im Zentrum wichen wichtigeren Bauten und dem großen Platz, der heute Plaza Los Naranjos heißt. In den letzten Jahrhunderten hatte der Ort eine gewisse Bedeutung in der Eisenindustrie gewonnen. Doch den größten Wandel erlebte Marbella wohl in den letzten fünfzig Jahren, als es sich in eine der wichtigsten und nobelsten Tourismusmetropolen Andalusiens verwandelte.
Wandeln zwischen Historie und Luxus
Diesmal habe ich nicht viel Zeit mit der Parkplatzsuche vergeudet, sondern bin gleich in das erste Parkhaus im historischen Zentrum gefahren. Eine gute Entscheidung, denn so konnte ich meinen Spaziergang durch das Zentrum Marbellas in Ruhe angehen. Als erstes suchte ich die Plaza Los Naranjos, denn dort war ein Tourismusinformationsbüro, in welchem ich mir eine aktuelle Karte von Marbella besorgte. Doch schon auf dem Weg dorthin fiel mir auf, wie unerwartet hübsch diese Altstadt war. In vielen Tourismuszentren an der Costa del Sol war ein solcher alter Stadtkern eher kaum noch vorhanden, und so hatte ich mich auf die übliche Suche nach den Überresten gefasst gemacht. Doch hier fand ich ein ansprechendes Viertel vor mit einigen hübschen historischen Bauwerken, insgesamt sehr gepflegt und ausgesprochen einladend.
Nach dem Besuch des Informationsbüros flanierte ich zunächst einmal rund um die Plaza de Naranjos, vorbei an unzähligen Tischen, die im begrünten Innenteil des Platzes aufgestellt waren und zum Speisen einluden. Vorbei auch an sehr alten Bauwerken wie die Capilla de Santiago, dem Casa del Corregidor und natürlich dem Rathaus von Marbella. Sie alle stammten aus dem fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert und sorgten für eine entsprechend geschichtsträchtige Stimmung.
Nun machte ich mich auf den Weg, um die Reste der arabischen Festung zu suchen, und fand einige recht ansehnliche Mauern und Türme, welche zeigten, dass die Burg recht groß gewesen sein muss. Doch die meisten Teile der Festung sind Häusern gewichen oder wurden in solche integriert und tauchen daher immer wieder in den verschiedenen Ecken der Altstadt auf. Bei meinem Weg um die Festung fand ich mich unversehens außerhalb des Zentrums direkt vor dem Parque Arroyo de la Represa. Mitten darin befand sich dasMuseo del Bonsai mit einer der größten Sammlung dieser Bäumchen in Europa. Der Park selber wird von dem Puente de Santisimo Cristo überspannt, während sich in den vielen Teichen Fische und Wasserschildkröten tummelten, – ein ungewohnter Anblick hier in Andalusien.
Genug der Wassertierchen, dachte ich mir, und ging zurück in die Altstadt, wollte ich doch noch ein wenig durch die kleinen engen Gassen schlendern, die aufgrund des gehobeneren Klientel mit attraktiven Geschäften und Restaurants bestückt waren. So war nicht nur die typisch andalusische Architektur der weißgetünchten Häuser sondern durchaus auch so manches Schaufenster einen Blick wert. Zwischendurch immer wieder historische Bauwerke, wie die Capilla de San Juan de Dios aus dem sechzehnten Jahrhundert oder dem Antiguo Hospital Bazán aus der gleichen Zeit, in welchem sich heute das Museo del Grabado befindet. Dort sind Stiche und Holzschnitte moderner Künstler wie Pablo Picasso ausgestellt. Inzwischen war es Mittag geworden, die Geschäfte wurden geschlossen, dafür sammelten sich die Besucher jetzt in den vielen Restaurants. Besonders an der gemütlich grünen Plaza Los Naranjos waren jetzt beinahe alle Tische belegt und es herrschte genüssliches Treiben. Ich meinerseits entschloss mich jedoch, die ruhige Mittagszeit für einen Besuch desPaseo Maritimo zu nutzen.
Auf dem Weg dorthin ging es durch den Paseo de la Alameda, der wahrscheinlich ältesten Grünzone Marbellas, die deswegen auch Zona Verde Histórica genannt wird. Schon mehr wie in einem botanischen Garten stehen hier prächtige und teilweise uralte Bäume und Pflanzen. Dazwischen breite Wege mit einladenden Bänken, die auch entsprechend genutzt wurden. Direkt anschließend folgte die Avenida del Mar, eine große Passage zum Meer, gesäumt von modernen Hochhäusern, begrünt mit schönen Pflanzen und bestückt mit modernen Skulpturen. Diese breite Fußgängerallee führte direkt zum Paseo Maritimo und zum Strand.
Wieder war flanieren angesagt, wohl die wichtigste Beschäftigung, neben einem möglichen Einkaufsbummel, der ein Besucher in Marbella nachgehen kann. Diesmal entlang dem Paseo Maritimo, vorbei am kleinen zentralen Sporthafen, dem Puerto Deportivo Marbella. Hier im Hafen und auch an den Häusern amPaseo machte sich leider ein wenig der Verfall bemerkbar, was zwar auch eine gewisse Romantik barg, aber eigentlich eher traurig stimmte. Offensichtlich hinterlassen die Jahre auch hier ihre Spuren. Mit solchen Gedanken im Sinn schlenderte ich quer durch die Hochhäuser, zwischen denen sich hier und da noch ein kleines älteres Häuschen zu behaupten suchte, zurück zum Paseo de la Alameda, um in diesem friedlichen und kühlen Grün eine kleine Pause einzulegen. Es war ruhig geworden, kaum jemand störte die Idylle, in der kleine rotbraune Schmetterlinge umeinander flatterten. Offensichtlich meinen Fuß mit irgend etwas verwechselnd, ließ sich einer von diesen Faltern darauf nieder und leistete mir ein wenig Gesellschaft.
Keine Fahrt nach Marbella, ohne auch dem Puerto Banús einen Besuch zu erstatten, so hörte ich es oft und machte mich daher auf den Weg dorthin, nachdem ich mein Auto aus dem Parkhaus geholt hatte. Quer durch die Stadt führte die Straße dorthin, vorbei an mehr oder weniger teuren Vierteln bis hin zum Ziel, dem weithin bekannten Yachthafen von Marbella. Wieder einmal schlenderte ich vorbei an den eleganten Yachten, die im glitzernden und funkelnden Wasser sanft schaukelten. Vorbei an den kaum weniger luxuriösen Automobilen der Schiffseigner. Begleitet von den vielen Schaulustigen, die hofften, irgend einen Prominenten zu erblicken, oder sich vielleicht selber einmal ein wenig prominent zu fühlen. Da macht mir der Gang auf der gegenüberliegenden Hafenmauer schon mehr Freude. Auf der einen Seite das Getümmel der Boote vor den verschachtelten Häusern, auf der anderen das weite Meer, tief blau und beruhigend. Das war ein schöner Abschluss für diesen vergnüglichen Ausflug in das berühmt berüchtigte Marbella.
Es hat was
Der Ruf einer Stadt muss nicht immer mit dem übereinstimmen, was man dort vorfindet. Zumindest der wirklich schöne und einladende historische Kern vonMarbella lässt vergessen, was die Schlagzeilen über die Stadt berichtet haben, ganz abgesehen davon, dass es in vielen anderen Orten Andalusiens nicht anders zugeht, vielleicht nur nicht in ganz so großem Stil. Und so ist Marbellawirklich einen Ausflug wert, dessen Flair eines typischen andalusischen Städtchens in seinem Casco Antiguo auf besonders gepflegte Weise erhalten geblieben ist. Und Puerto Banús? Nun, das Milieu ist natürlich Geschmackssache. Dem einen zu viel Schickimicki, dem anderen zu viele Touristen, die im Schickimickimilieu baden wollen. Doch immer wieder bietet der Hafen für jeden Yachten- und Autoliebhaber etwas zu sehen und staunen. Von einfach bis groß, von billig bis Luxus, jede Kategorie ist dort zu finden. Und, wie auch in Marbella selbst, feinste Restaurants und Geschäfte, die zum Bummeln einladen. Wer Marbella zum Einkaufen besucht, der findet spätestens hier alles, was der moderne Mensch begehrt, sei es im kultigen Hafen oder im pompösen Einkaufszentrum.
SehenswürdigkeitenIm Casco HistóricoAyuntamiento de Marbella (XVI. Jahrhundert) Casa del Corregidor (XVI. Jahrhundert) Ermita de Santiago (XV. Jahrhundert) Antiguo Hospital Bazán (XVI. Jahrhundert) Capilla de San Juan de Dios Ermita del Santo Cristo de la Vera Cruz (XVI. – XVIII. Jahrhundert) Parroquia de Ntra. Sra. de la Encarnación (XVIII. Jahrhundert) Convento Santísima Trinidad Restos de un castillo árabe (X. Jahrhundert) ArchäologischesVilla Romana de Rio Verde Bóvedas o Termas Romanas |
InformationenInternet: http://www.marbella.es/portal/ Tourismusinformationsbüroshttp://www.marbella.es/turismo/index.php Marbella (Oficina Principal) Marbella Marbella San Pedro Alcántara San Pedro Alcántara Puerto Banús Puerto José Banús |
MuseenMuseo Cortijo Miraflores Öffnungszeiten: Museo del Bonsai Öffnungszeiten: |
Museo del Grabado Hospital Bazán, s/n, Tel.: 952 765 741Öffnungszeiten: Geöffnet Montags bis Samstags Im Winter (22. September bis 18. Juni): 10:00 bis 14:00 und 17:30 bis 20:30 Uhr Im Sommer (19. Juni bis 21. September): 10:00 bis 13:45 und 19:00 bis 21:00 Uhr Sonn- und Feiertags geschlossen Museo Ralli Öffnungszeiten: |
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