Pablo Ruiz Picasso, geboren und aufgewachsen in Málaga, das Aushängeschild der Stadt, aber bei weitem nicht die einzige Attraktion. Natürlich ist er der wichtigste Promi, auch wenn schon lange tot, aber so können regelmäßig die Geburts- und Todestage zelebriert werden, so wie dieses Jahr der 145. Geburtstag. Aber vielleicht ist er auch mit ein tragender Grund, warum sich die Stadt in den letzten Jahren besonders auf die Kultur und bildende Kunst besonnen hat und sich für 2016 sogar als Kulturhauptstadt Europas bewirbt. Die alten Museen wurden modernisiert, neue kamen hinzu, besonders erwähnenswert das CACMálaga, ein Museum für zeitgenössische Kunst in einer historischen Lagerhalle, sowie das MuseoPicassoMálaga, ein eigens dem Künstler gewidmetes Museum in einem speziell dafür restauriertem Stadtpalast im Zentrum. Daneben gibt es noch eine Unmenge kleinerer und größerer Museen, die den verschiedensten Themen gewidmet wurden.
Verraten und Verkauft
Málagas Geschichte reicht bis in die phönizische Zeit, aus der auch der Name stammt. Damals hieß es Malaca, was soviel wie „gesalzener Fisch“ bedeutet und auf die schon damals große Bedeutung als Hafenstadt hinweist. Danach waren die Griechen hier und die Römer, die ein großes Theater hinterlassen haben, welches sich am Fuß der Alcazaba befindet und inzwischen soweit restauriert worden ist, dass es wieder als Bühne verwendet werden kann. Danach waren selbstverständlich auch die Mauren in Málaga, und die Stadt wurde besonders unter der Herrschaft der Nasriden ein wichtiger Verbindungshafen zu den Verbündeten in Nordafrika. Aus dieser Zeit stammt auch die Alcazaba, ein Königspalast nach der Art der Alhambra, natürlich viel kleiner und lange nicht so gut erhalten, aber dafür mit einem ganz besonders gemütlichen Charme. 1478 wurde die Stadt Málaga von den Katholischen Königen übernommen, nachdem sie für die freiwillige Übergabe der Stadt und der Bezahlung einer großen Summe die Freiheit der Bürger versprochen hatten. Nach der Übergabe wurde der Preis immer höher, schließlich so hoch, dass die Bürger erst alle Schätze der Stadt und schließlich noch sich selbst verkaufen mussten. Ein halbes Jahrhundert später wurde mit dem Bau der großen Kathedrale begonnen, die, wie üblich, anstelle der ehemaligen Moschee errichtet wurde. Doch die Architekten wurden uneins, der Bau verzögerte sich immer wieder, und schließlich wurde die Kathedrale nie vollständig fertig gestellt. Inzwischen ist die Stadt Málaga nicht nur zur Touristenmetropole der Costa del Sol herangewachsen und bedient mit ihrem Flughafen den größten Teil der Küste. Sie ist auch eine attraktive, multikulturelle Hafen- und Universitätsstadt und mit weit mehr als einer halben Million Einwohnern nach Sevilla die zweitgrößte Stadt Andalusiens.
Ein Spaziergang durchs pure Leben
Málaga ist bequem mit dem Linienbus aber auch leicht mit dem Auto erreichbar. Als Startpunkt für eine Besichtigung bietet sich der Plaza de la Marina an, der sich, wie der Name schon sagt, direkt vor dem Hafen befindet. Hier befindet sich ein Parkhaus, dass allerdings meist belegt ist. Direkt auf dem Platz ist auch eines der Tourismusbüros, in dem man sich mit einem Stadtplan ausrüsten kann. Für den Vormittag bietet sich der Besuch der großen Markthalle an, ein Ereignis für Augen und Nase. In dem historischen Gebäude, dessen maurisches Portal aus dem 13. Jahrhundert stammt und damals zu einer Werft gehörte, reihen sich in mehreren Gassen Händler jeweils einer Zunft aneinander. In diesem bunten und lauten Gemenge duftet es mal nach Gemüse, dann etwas strenger nach Fisch und schließlich verführerisch nach allerlei exotischen Obstsorten. Da ich diesmal beim Parkplatz des Rosalda-Stadions geparkt habe, lag die Markthalle direkt auf dem Weg zum Zentrum. Übrigens ein kleiner Tipp für alle die mit dem Auto kommen, der Parkplatz ist kostenlos und fast immer leer, liegt direkt am Fluss und ist nur gute 10 Minuten zu Fuß vom Zentrum entfernt. Wer sich mehr für Kunst interessiert, kann etwas weiter südlich am Flussufer das CACMalaga besuchen, in dem es eine ansehnliche permanente Ausstellung zeitgenössischer Kunst gibt sowie wechselnde Präsentationen weltbekannter Künstler. Der Eintritt ist frei. Anschließend würde sich ein Spaziergang über die Prachtvolle Alameda Principal zurück zum Plaza de la Marina anbieten um danach den Paseo del Parque oder die Kathedrale zu besichtigen.
Der große Park ist allerdings zur Zeit weitgehend geschlossen, da er umfangreich um- und neugebaut wird. Daher habe ich mich für einen Besuch der Alcazaba entschlossen – in ihrer ganzen Bauart auch in der Mittagshitze angenehm und kühl. Jedesmal muss ich mich in dieser Anlage irgendwo auf einen der schattigen Plätze in einem der Gärten setzen und die angenehme Ruhe genießen. Eines muss man den Mauren lassen, sie wussten eindeutig zu Leben und hatten sich in ihren Palästen richtige kleine Paradiese geschaffen, gekühlt mit Unmengen Wasser, dass in kleinen Rinnsalen und größeren Becken im ganzen Bau zu finden ist. Leider steht das Nass jetzt nicht mehr so üppig zur Verfügung, sodass viele der Rinnsale ausgetrocknet sind. Aber im Zuge der allgemeinen Wasserknappheit mit Sicherheit eine vernünftige Sparmaßnahme. Trotzdem ist es noch immer luftig und kühl in den Räumen, die ähnlich der Alhambra aufgebaut sind, nur in einem kleineren Maßstab. An manchen Stellen sind noch Überreste der Stuckarbeiten zu sehen, die im ursprünglichen Zustand wohl auch ungemein beeindruckend gewesen sein müssen.
Zurück im Zentrum der Stadt fällt es mir immer schwer, mich für irgend ein spezielles Ziel zu entscheiden. So schlenderte ich zunächst durch das teilweise fertig renovierte jüdische Viertel und vorbei am neuen MuseoPicassoMálaga. Ich hatte es bei der Eröffnung besichtigt und war begeistert von der architektonischen Umsetzung dieses Museums. Über die Werke Picassos kann man geteilter Meinung sein. Wer sich aber für den Künstler interessiert, sollte dieses Museum besuchen, genauso wie die beiden Gebäude der Fundación Picasso am Plaza de la Merced, eines davon ist das Geburtshaus des Malers. Von diesem Platz aus kann dann der Rundgang in einem Bogen, vorbei am Teatro Cervantes, zum Plaza Constitución fortgesetzt werden. Dort beginnt das Altstadtzentrum Málagas, dass inzwischen zum allergrößten Teil Fußgängerzone ist und zum Bummeln einlädt. Man kann sich hier den verschiedenen Kirchen aus den unterschiedlichen architektonischen Epochen widmen. Ich persönlich betrachte immer gerne die wunderschönen Fassaden der alten Häuser, die inzwischen fast alle aufwendig renoviert worden sind. Besonders fiel mir wieder auf, dass hier unwahrscheinlich viele Häuser rund gebaut wurden. Aber natürlich bietet sich auch eine Pause in einem der unzähligen Restaurants und Cafes an, die in den vielen kleinen Gassen verstreut sind. Überall pulsiert das Leben, Menschen jeden Alters und Couleur treffen sich hier; besonders wenn es Abend wird, erwacht die Stadt. Spätestens am Wochenende scheint sie überhaupt nicht mehr zur Ruhe zu kommen.
Málaga, ich komme wieder
Es macht mir immer wieder großen Spaß, durch diese lebensfrohe Stadt zu schlendern. Ständig gibt es Neues zu entdecken, alles ist irgendwie immer in Bewegung. Gleichzeitig gibt es die ständigen Ruheplätze in Form von Cafes und Restaurants, in denen es die Möglichkeit gibt, aus der Unruhe auszuscheren und diese nur noch als Zuschauer wahrzunehmen. Ich weiß nicht, woran es liegt, irgendwie kommt es mir immer vor, als wäre hier ein kleines Stück Paris gelandet. Vielleicht ist es die Atmosphäre, oder die Architektur. Jedenfalls lebt Málaga wie eine Großstadt, ist wie ein kleines Stück Paris, ein kleines Stück Alhambra und dazu noch eindeutig mediterran, mit Möwen, Meer und exotischen Pflanzen. Nur die vielen grünen Papageien tanzen etwas aus der Reihe. Genug geschwärmt, denn das ist eindeutig subjektiv und viele können meine Begeisterung nicht nachvollziehen. Aber manche tun es und mögen die Stadt genauso gerne. In jedem Fall ist sie einen Besuch wert, aber nicht den Fehler machen und schnell, schnell alles kulturelle ablaufen. Lieber weniger ansehen und dafür die wunderschöne Altstadt genießen. Besonders empfehlenswert jetzt im August ist natürlich die Feria de Málaga, ein andalusisches Volksfest, dass eine ganze Woche lang im Zentrum und auf dem großen Feria-Gelände gefeiert wird. Sie findet dieses Jahr vom 12. bis 20. August statt. Wenn Málaga schon den Rest des Jahres lebendig ist, in dieser Woche sprudelt es nur so über.
InformationenOficina Municipal de Turismo MuseenPicasso Museum Málaga Zentrum für Zeitgenössische Kunst Málaga (CAC) |
SehenswürdigkeitenRömisches Theater Alcazaba Burg Gibralfaro Kathedrale |
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