Das kleine Haus, in dem Claudia Vogt lebt und arbeitet, liegt vorne am Strand in Torre del Mar. Mitten in einer Reihe alter Fischerhäuschen, die kahl und weiß blendend in der Hitze brüten, plötzlich ein Urwald, eine Oase, ein urgemütlicher kleiner Vorgarten mit schattenspendendem Wein und Feigenbaum. Nicht nur die Katze, die sich faul in einen Korb gerollt hat, wird sich hier wohl fühlen. Trotzdem war es erstaunlich warm und so bat mich Claudia Vogt in ihr Wohnzimmer, das direkt hinter der Eingangstür liegt, wie es in einem alten andalusischen Haus üblich ist. Hier war es erfrischend kühl, es roch nach Farbe und im Hintergrund klang angenehme, indisch anmutende Musik. An den Wänden hingen ihre Bilder, sodass ich mir gleich einen Eindruck machen konnte, während sie ein Glas Wasser holte. Später erzählte sie, dass sie sich von diesem Häuschen trennen möchte, zu klein für ihre Arbeit, kein richtiges Atelier, in dem sie großformatige Bilder kreieren kann.
Claudia Vogt, in Bamberg geboren, ließ sich zunächst zur Schaufenstergestalterin ausbilden, malte aber schon seit ihrer Jugend. Nach einiger Zeit und trotz Kursen und Workshops wollte sie ihrer Kunst jedoch noch den richtige Schliff geben, und so besuchte sie die Akademie der schönen Künste in Enschede in den Niederlanden. Sie habe vorher immer schön und ästhetisch gemalt, erzählte sie, womit sie aber eigentlich nie wirklich zufrieden war. An der Akademie sei ihr dies als erstes ausgetrieben worden. Was natürlich nicht bedeuten soll, dass sie jetzt keine ästhetischen Bilder mehr macht, sondern es geht mehr in die Tiefe. Das Schöne, Dekorative steht nicht mehr im Vordergrund, sondern der Inhalt, das, was sie zum Ausdruck bringen möchte. Und das spürt der Betrachter, mir ging es jedenfalls so. Ihre Bilder haben eine ganz eigene, düster-melancholische Stimmung, die aber nicht unbedingt traurig oder depressiv wirkt. Früher habe sie sehr farbig gemalt, doch jetzt hätte sie teilweise ganz auf Farbe verzichtet und ihre Bilder in Grautönen gehalten. Seit sie aber hier in Spanien wohne, kämen langsam auch wieder Farben in ihre Werke, welche die Stimmung der Bilder meines Erachtens noch verstärken. Dazu kommt eine Symbolik, die eigentlich in allen ihren Werken wieder auftaucht, sodass trotz der Stilisierung auf Form und Farbe immer noch das Menschliche vorhanden ist, das durch die verwendeten Symbole vertreten wird. Zwei davon finden sich besonders häufig, ein umgedrehtes Dreieck und eine Welle. Das Dreieck, als Trichter oder Schale gesehen, so erklärte die Malerin, stehe für das Sammelnde, Empfangende, mit dem sie das Weibliche darstellen möchte. Die Welle dagegen, gleichbedeutend mit einer stilisierten Krone, soll das Beherrschende, Männliche symbolisieren. So betrachtet, bekommen die Werke noch eine ganz andere Bedeutung und man fängt an zu interpretieren, versucht, die gesamte Symbolik zu verstehen.
Auf die Frage, wie sie hierher nach Südspanien gekommen sei, erzählte Claudia Vogt, dass dies eigentlich schon immer ihr Wunsch gewesen sei. Nachdem sie erst in München, zwischendurch in Österreich bei Salzburg und danach in Norddeutschland gelebt hat, wohnte sie schließlich in Münster, wo sie auch noch ein Köfferchen stehen hat, und zur Zeit eine Ausstellung läuft. Doch vor sechs Jahren verlegte sie ihren Wohn- und Arbeitssitz nach Andalusien. Der Grund sei aber nicht nur das schöne Wetter gewesen, sondern auch die Möglichkeit, dass hier ein einfacheres Leben möglich ist. Nach dem Besuch der Akademie in Enschede war sie auch freischaffende Designerin für Papier und Schmuck, da es in Deutschland nur schwer möglich ist, nur von der Kunst zu leben. Hier habe sie es aber bisher geschafft, sich ganz auf die Malerei zu konzentrieren, was allerdings auch nicht immer einfach sei. Schließlich frage ich immer noch, wo der Leser die Bilder sehen kann. Zur Zeit sei keine Ausstellung geplant, sagte sie mir, aber eventuell klappt es auf der nächsten Ruta del Arte im November, wenn sie dann noch hier in Torre del Mar wohnt. Wer trotzdem ihre Werke betrachten möchte, soll doch einfach einen Termin mit ihr machen und sie dazu unter 95 254 3691 anrufen.
Alle Artikel dieser Reihe:
- Portrait Arno Hinz
- Portrait Christine Rödel
- Portrait Claudia Vogt
- Portrait Crescentia Bayer-Erbe
- Portrait Eva Jünger
- Portrait Eva-Maria Bock-Meyer
- Portrait Gerhard Pollheide
- Portrait Giselle Lebrun
- Portrait Ingrid Bergmeyer
- Portrait Judith Faerber
- Portrait Jupe de Mola
- Portrait Karin Hildebrandt
- Portrait Linde von Ruffer
- Portrait Rüdiger Schrör
- Portrait Simone Wiener
- Portrait Stephan Stölben
- Portrait Uwe Magener
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