Portrait Eva Jünger

Sie kam trotz ihres Vaters zur Kunst, so erzählte mir Eva Jünger, und das, obwohl er selbst Künstler gewesen war. Da von zu Hause keine Motivation ins künstlerische kam, studierte sie zunächst, nachdem sie ihr Abitur absolviert hatte, Mathematik und Pädagogik, und heiratete. Eines Tages wünschte sich ihr Mann eine besondere Keramik-Figur. Mangels finanzieller Möglichkeiten entschloss sich Eva Jünger, statt dessen selber etwas herzustellen, besorgte sich alle Materialien und schuf ein ganz persönliches Unikat für ihren Gatten. Es soll noch existieren und oft zu großer Heiterkeit beitragen, aber es war ein Anfang, die Entdeckung, wie schön es ist, mit eigenen Händen etwas zu schaffen. Sie belegte Fortbildungskurse, eine Töpferlehre und begann dazu auch mit Holz zu arbeiten, was sie bis heute besonders gerne macht. Schon bald kam ihr auch das Pädagogik-Studium zugute und sie gab Kurse in Töpfern und Bildhauerei an Volkshochschulen und privat. In diesen Kursen zeigte sich aber auch ihre starke soziale Ader, manchmal wurde mehr gesprochen als gearbeitet. Sie engagierte sich auch stets sehr für die Frau und deren Probleme, mit denen sie sich auch heute noch in der Gesellschaft herumplagen muss. Viele ihrer Skulpturen stehen in direktem oder indirektem Zusammenhang mit dieser Problematik, und offenbaren dabei einen angenehm bissigen, oft durchaus sarkastischen Humor. Nach der unangenehmen persönlichen Erfahrung mit dem Brustkrebs sollte es mit der Kunst noch intensiver werden, sie besuchte mehrere Gastseminare an einer Kunsthochschule und beteiligte sich an zahlreichen Bildhauersymposien in verschiedenen Ländern Europas. Auch stellte sie ihre Werke in vielen Ländern aus.

Währen all dieser Zeit träumte Eva Jünger immer davon, einmal zwischen den Bergen und dem Meer zu wohnen, etwas, was nicht an vielen Orten Europas zu finden ist. Zunächst verschlug es sie nach Griechenland, speziell auf die Insel Thasos, doch kam ihr die Mentalität der Griechen nicht sehr entgegen, besonders, was das Verhältnis zwischen Mann und Frau angeht. Danach besuchten sie die Toskana, aber nach zwei Wochen Frühlingsregen war es irgendwie auch nicht so das wahre. Schließlich kamen sie mehr durch Zufall für einen kurzen Urlaub nach Almuñecar. Zunächst war auch dies mehr ein Schock, überall Hochhäuser, dunkler Strand, sodass die Kinder immer ganz verdreckt waren, und das Wetter war anfangs auch nicht besonders. Doch irgendwie war die Ecke, in der sie damals wohnten, eigentlich sehr angenehm. Sie entschlossen sich kurzerhand, kauften sich diese Wohnung und standen fortan mit einem Bein in Andalusien. Inzwischen lagert das Gewicht weit mehr auf diesem Standbein und beide können sich gar nicht mehr vorstellen, dauerhaft in Deutschland zu leben.

Nachdem sich der ‘Blick auf das Meer’ in einen ‘Blick auf Hochhäuser’ gewandelt hat, verkauften sie vor kurzem diese Wohnung und zogen in ein wunderschönes, andalusisch verschachteltes Haus mit Blick auf Almuñecars Küste. Dort ist auch mehr Platz für die vielen größeren und kleineren Skulpturen, die mir Eva Jünger bei einem Rundgang durch den Garten zeigte. Die Arbeiten waren figürlich, manchmal surrealistisch, oft geprägt von den Wünschen und Träumen der Künstlerin. Sie verwendet die unterschiedlichsten Materialien, von Papier bis Mosaiksteinen und Beton, welche sich besonders für wetterfeste Figuren eignen, aber am liebsten benutzt sie nach wie vor Holz. Außerdem würde sie gerne wieder mehr mit Ton arbeiten, und so hat sie sich nach vielen Jahren endlich einen Brennofen für Spanien bestellt, nachdem sie ihre Werkstatt in Deutschland schweren Herzens aufgeben musste. Im Herbst möchten sie und ihr Mann wieder einen Tag der offenen Tür veranstalten, und ich freue mich schon darauf, neue Werke von ihr zu sehen, denn viele der Skulpturen haben mir ausgesprochen gut gefallen. Wer nicht so lange warten möchte, kann die Bildhauerin auch privat besuchen, allerdings nach Voranmeldung unter 958 633 158.

(Siehe auchhttps://evajuengerbildhauerin.wordpress.com/)

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