An der Costa de la Luz – Dünen, Römer und viel Meer

Die Costa de la Luz, die Küste, welche sich von Tarifa bis nach Trebujena erstreckt, hat einen ganz besonderen Reiz. Sie ist geprägt von den starken Winden und dem rauen Ozean, hat dabei endlose Sandstrände und andererseits auch schroffe Steilküsten. Sie war schon bei den Römern beliebt, die dort sogar eine Stadt, Baelo Claudio, gründeten. Ein besonders auffälliges Phänomen der Küste sind riesige Dünen, die sich in die Buchten schieben. Dies liegt an der besonderen Ausrichtung der kilometerlangen Strände parallel zur Windrichtung, sodass der Sand den ganzen Strand entlang geweht wird, bis es in einer Bucht nicht mehr weiter geht. Dort türmt sich dann eine gigantische Düne auf, die alles unter sich begräbt, was ihr im Wege steht. Da dieser Wind sehr häufig und auch recht heftig bläst, haben viele Hotels und Gaststätten ihre Namen an diesen ständigen Begleiter angepasst und beinhalten Bezeichnungen wie „Levante“ oder „Hurricane“. Ein weiterer auffallender Bestandteil der Küste sind weitläufige Pinienwälder, die dem Wanderer angenehmen Schatten und guten Schutz vor dem Wind bieten.

Die Costa de la Luz bietet natürlich mehr, als nur das, was wir auf unserer Fahrt besucht haben, aber es kann nicht alles auf einmal besichtigt werden, so mussten wir uns für einen Teil entscheiden. Ein Blick auf die Landkarte zeigte uns, dass es ein besonders schönes Stück Küste zwischen Tarifa und Conil de la Frontera geben muss, da die Straße dort als sehenswert gekennzeichnet war. Außerdem bekamen wir den Tipp, dass gleich hinter Tarifa eine der großen Dünen zu finden sei. Diese steuerten wir dann auch als erstes an, ließen Tarifa buchstäblich links liegen und fuhren den langen Playa de los Lances entlang. Schon bald war der riesige Sandberg am Ende des Playa de Valdevaqueros zu sehen. Bevor wir die Düne erreichten, machten wir einen Stopp am Strand, um uns zunächst einen Überblick zu verschaffen. Schon jetzt wurde klar, wieso es diese Dünen gab. Der heftige Wind blies ungebremst genau den Strand entlang und fegte den Sand sozusagen vor sich her auf den großen Haufen am Ende der Bucht. Die Sandkörner pieksten wie kleine Nadelstiche und schnell überredeten wir uns, zum Auto zurückzukehren.

Auf der Karte sahen wir, dass eine Straße hinter der Düne entlang führte und tatsächlich ging sie genau bis zu deren oberer Kante, genauer gesagt ragte die Düne schon mehrere Meter höher hinauf und reichte teilweise direkt bis zur Fahrbahn. Ich muss sagen, diese Rückseite ist noch faszinierender als die Vorderseite. Vorne ist es einfach ein riesiger Sandberg, aber dahinter sind die Auswirkungen eigentlich erst wirklich sichtbar. Alles wird begraben, was im Weg steht. Bäume werden langsam und stetig zugeschüttet, bis sie so hoch bedeckt sind, dass sie absterben und irgendwann nicht mehr sichtbar sind. Überall werden Zäune gesetzt, um den fliegenden Sand etwas zu bremsen, mit einem gewissen Erfolg vielleicht, doch aufgehalten wird der Koloss davon sicher nicht. An einer Stelle war so etwas wie ein kleines Tal in der Düne mit Zäunen und einem toten Baum. Eine merkwürdige Stimmung kam dort in mir auf, es war faszinierend, begeisternd und gleichzeitig aber auch irgendwie bedrückend. Endzeitstimmung wie in einem düsteren Science Fiction Film.

Leider konnten wir der Straße nicht weiter folgen, denn sie endete in einem militärischen Sperrgebiet, wie es viele Teile der Gegend hier sind. Also wieder zur Hauptstraße und dort weiter, bis zum Abzweig nach Baelo Claudia, einer römischen Ausgrabungsstätte bei Bolonia. Nun, meist sind die Schilder ja größer als die Ruinen, die letztendlich zu sehen sind, aber hier erwartete uns eine angenehme Überraschung. An dieser Stelle wurde im zweiten Jahrhundert vor Chr. eine kleine Stadt geründet, die dann unter Kaiser Claudius (41 – 54 n. Chr.) zur römische Gemeinde erklärt worden war, eben Baelo Claudia, mit ungefähr 2000 Einwohnern. Im zweiten Jahrhundert wurde sie jedoch durch ein Erdbeben zerstört, erholte sich danach nicht mehr richtig und verschwand schließlich von der Bildfläche.

An sich nichts besonderes, aber hier ist alles, was zu einer römischen Stadt gehörte vorhanden und relativ gut erhalten. Das Forum mit der Basilika und den Gemeindeeinrichtungen, darüber Tempelanlagen, ein Theater, Thermen, der Marktplatz und sogar ein umfangreiches Industriegebiet zur Salzfischerzeugung. Die ganze Stadt ist von einer Mauer umgeben, die aber, gleich den Privathäusern, noch nicht vollständig ausgegraben wurde. Ich muss sagen, diese Ausgrabungsstätte ist absolut sehenswert, nicht nur wegen der historischen Bedeutung und der Möglichkeit römische Geschichte zu betrachten sondern auch wegen der ausgesprochen pittoresken Lage.

Und mit etwas Aufmerksamkeit kann auch noch ein ständiger Besucher beobachtet werden, die größte einheimische echte Eidechse, die Perleidechse (Lacerta lepida), auf Spanisch:Lagarto ocelado. Sie kann bis zu 50 cm lang werden. Der Eintritt zu dieser Sehenswürdigkeit ist für Bewohner der Europäischen Union bei Vorlage eines Ausweises frei, und es sollte etwas Zeit für den umfangreichen Rundgang mitgebracht werden.

Auch hier führte die Straße an der Küste nicht weiter und so mussten wir wieder zurück zur Hauptstraße, um nach einigen Kilometern dann Richtung Zahara de los Atunes zur Küste abzubiegen. Hier stießen wir erneut auf ein Phänomen, dass sich aus den ständigen, starken Winden ergibt; hoch aufragende Windkraftwerke in unzähligen Reihen, nicht gerade hübsch, aber sicher sehr effektiv in dieser Lage. Weiter ging es dann, nach einer kurzen Mittagspause in Zahara, nach Barbate, das sich in die gleichnamige Bucht schmiegt. Direkt an die Stadt schließt der Naturpark De la Breña y Marismas del Barbate an, ein wundervoller Pinienwald, der mit mehreren Wanderwegen und einem Grillplatz zu einem naturverbundenen Aufenthalt einlädt. Die ausladenden Bäume, die von Ferne wie ein Haufen grüner Kissen aussehen, bieten dem Wanderer kühlen Schatten, um den angenehmen Duft des Waldes und die atemberaubenden Blicke auf das tief unten gelegene Meer zu genießen. Dazwischen Vögel, Eidechsen, Schmetterlinge und immer wieder einfach friedliche Ruhe zum tiefen Durchatmen.

Zum Abschluss unseres Ausflugs besuchten wir noch das Trafalgar Kap, das gleich hinter dem Naturpark liegt. Im absoluten Kontrast zur abgeschiedenen Ruhe des Waldes hatten hier die Wassersportler ihre Freude an dem nach wie vor heftigen Wind. Mindestens ein Dutzend Kitesurfer zogen ihre Bahnen, schossen durch die Wellen, sprangen in die Höhe und segelten mit ihren Drachen mehrere Meter durch die Luft. Dafür ist diese windige Küste mit ihren wundervollen Sandstränden natürlich hervorragend geeignet. Der Spaß, den die Sportler dabei hatten, war jedenfalls unübersehbar, scheinbar unermüdlich zogen sie ihre Bahnen.

Inzwischen war es Abend geworden, Zeit, um die Heimreise anzutreten. Bei Vejer de la Frontera kehrten wir zur N-340 zurück, auf der wir dann wieder Richtung Tarifa unsere Rundfahrt beendeten. Noch einmal vorbei an den riesigen Windrädern, der gigantischen Düne und schließlich an Tarifa, diesmal aber zur Rechten. Kurz vor Algeciras gibt es noch einen Aussichtspunkt, um einen Blick auf Afrika zu erhaschen, der uns aber wegen der „trüben Suppe“, die sich hier angesammelt hatte, verwehrt blieb. Der abwechslungsreiche Ausflug wurde dadurch jedenfalls nicht getrübt und gehört in jedem Fall zu den Touren, die ich nur wärmstens empfehlen kann.

Informationen:

Tourismusinformation in Tarifa
Paseo de la Alameda, s/n
Tel.: 956 680 993

Landschaftsschutzgebiete:
Paraje Natural de la Playa de los Lances
Parque Natural de Las Breñas y Marismas de Barbate

Archäologischer Komplex: Baelo Claudia
Bolonia s/n, 11380 Tarifa
Tel.: 956 688 530
Fax.: 956 688 560
E-Mail: baelo_claudia@hotmail.com

Öffnungszeiten:
1. Juni – 30. September: Di. – Sa. von 10:00 – 20:00 Uhr.
1. Oktober – 31. Oktober: Di. – Sa. von 10:00 – 19:00 Uhr.
1. November – 28. Februar: Di. – Sa. von 10:00 -18:00 Uhr.
1. März – 31. Mai: Di. – Sa. von 10:00 – 19:00 Uhr.
Sonn- Und Feiertage: Von 10:00 – 14:00 Uhr.
Montags sowie 24., 25., 31. Dez. und 1., 6. Jan. geschlossen.

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