Die Alhambra in Granada – Ein maurisches Märchenschloss

Wechselhafte Geschichte

Die Geschichte der Alhambra ist logischerweise eng mit der Geschichte Granadas verbunden, denn eigentlich war die ganze Anlage ein Teil dieser Stadt. Diese befestigte Oberstadt beherbergte natürlich den Herrscher, welcher in der nochmals extra befestigten Alcazaba wohnte. Daneben lebten dort alle wichtigen Persönlichkeiten aus Adel und Militär, sowie einige der wohlhabenderen Bürger und Kaufleute. Die Alhambra wurde ursprünglich von den Arabern erbaut, als diese Spanien erobert hatten. Lange Zeit stand Granada unter der Herrschaft des Kalifen von Córdoba, bis 1031 der Statthalter von Granada die Provinz für unabhängig erklärte und die Almohaviden sowie die Almohaden die Herrschaft übernahmen. 1241 brach dann die Dynastie der Nasiriden an, welche bis 1492 dauerte, als die Reyes Católicos mit Granada schließlich ganz Spanien rückerobert hatten. Doch die Nasiriden haben den wohl beeindruckensten Teil der Anlage erbaut: die nach ihnen benannten Paläste, in denen sich die eindrucksvollsten Stuckarbeiten befinden. Doch auch nach der Reconquista durch die Katholiken gingen die Bauarbeiten zunächst weiter. Es wurde eine riesige Zisternenanlage zwischen der Alcazaba und der Palastanlage errichtet. Karl V. plante sogar, Granada zum Regierungssitz zu machen, und begann mit dem Bau eines entsprechenden Palastes. Seine Pläne wurden jedoch von der Entdeckung Amerikas durchkreuzt und der Palast wurde nie fertig gestellt. Schließlich begannen auch noch die Erbfolgekriege gegen die Bourbonen, die zur Folge hatten, dass die Regenten in Granada entmachtet wurden und die Alhambra ihre bedeutende Stellung verlor. Langsam aber sicher verfiel die Anlage, bis sie im 19. Jahrhundert wiederentdeckt wurde, vielleicht gerade wegen ihres vom Zerfall betonten geheimnisvollen Reizes. Inzwischen ist die Anlage, wie schon erwähnt, ein touristisches Juwel, geschützt von der UNESCO und bewundert von unzähligen Besuchern.

Ein Besuch im Märchenland

Glück gehabt, zum erwünschten Termin konnte ich im Internet das letzte Ticket für einen geeigneten Zeitpunkt ergattern, absolut problemlos, aber nur auf Spanisch oder Englisch. Allerdings wird empfohlen, schon vorab Eintrittskarten zu reservieren, auch wenn ein Teil der Karten für den freien Verkauf vorgesehen ist. Pech hat eben der, welcher keine mehr bekommt. Zu bekommen sind die Karten aber nicht nur im Internet, sondern auch bei allen Filialen der BBVA in Spanien, per Telefon oder über ein Reisebüro. Besonders wichtig ist es, auf die Besuchszeiten zu achten, denn die Palacios Nazaríes darf man nur während der auf dem Ticket angegebenen halben Stunde betreten, anschließend aber bis zum Ende der allgemeinen Öffnungszeit dort verweilen. Doch bis zu meiner halben Stunde hatte ich noch eine Menge Zeit und beschloss daher zunächst die Alcazaba, die große Befestigungsanlage, zu besichtigen. Sie hat noch nichts allzu Geheimnisvolles, eine Anlage, wie sie in vielen Städten Andalusiens zu finden ist.

Eine Besonderheit ist aber, dass die großen Wachttürme bestiegen werden dürfen, das ist nicht immer selbstverständlich. Von dort bieten sich atemberaubende Ausblicke auf die Stadt Granada. Teilweise eröffnet sich der Blick in die großen Innenhöfe der prächtigen Häuser unterhalb der Anlage. Dann auf die vielen kleinen weißen Häuser mit ihren rötlich gedeckten Dächern, die sich an den gegenüberliegenden Berg schmiegen. Vom vordersten und höchsten Turm kann schließlich ganz Granada überblickt werden. Natürlich ist auch dieser Teil der Anlage beeindruckend, zeigt er die militärische Macht, die hier zu Hause gewesen sein muss. Auf dem Weg nach draußen eröffnet sich noch der Blick auf die angrenzende Sierra Nevada, die sich auch im späten Frühling meist noch in weißem Kleide zeigt.

Anschließend bot sich mir ein Besuch des Palacio de Carlos Van, ein Prachtbau, der an jeder anderen Stelle wohl Bewunderung auslösen würde, wie es ein Reiseführer passend beschrieb. Ein klassisches Bauwerk der Renaissance, ein im Grundriss quadratischer Bau um einen kreisrunden Innenhof, angelehnt vielleicht an die römische Villa Kaiser Hadrians. Gerade der Innenhof ist ein reizvolles architektonisches Motiv, welcher auch prompt viele Fotoapparate aus den Taschen diverser Touristen lockte, die sich dann gegenseitig unter freudigem Gejohle ablichteten. Nur eine junge Zeichnerin ließ sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen.

Jetzt aber war der Zeitpunkt für den Besuch der Palacios Nazaríes gekommen, also hieß es für mich anstellen in die Besucherreihe. Während des Wartens zwischen vergnügten Touristen, vordrängelnden Landsleuten und ausgelassenen Schulklassen bewunderte ich die fast stoische Ruhe des Personals. Sie ließen die Herandrängenden nur schubweise eintreten, sodass sich die Menge in der Palastanlage schnell zerstreute. Mit etwas Geduld ergaben sich regelmäßig Momente der Ruhe, wenn der eine Schub weitergegangen und der andere noch nicht eingetroffen war. Also ließ ich mir Zeit, bewunderte in aller Ruhe die feinen Arbeiten und schlenderte durch die Räume, den Wegweisern folgend. Erstes großes Highlight, der Thronsaal (Salón de Comares) mit dem vorgelagerten Myrtenhof (Patio de los Arrayanes). Hier präsentiert sich neben den Stuckarbeiten der zweite wichtige Bestandteil der Alhambra, das Wasser. Große Becken, wie jenes in diesem Hof, wechseln sich mit kleinen Wasserläufen ab, welche die Räume im Sommer angenehm abkühlen. Beeindruckend im Thronsaal die dunkle Holzkuppel. Verzierte Fenster geben den Blick auf Granada frei und die typischen Hufeisenbögen verbinden den Saal mit dem Hof.

Weiter geht es durch kleinere Räumlichkeiten zum nächsten Höhepunkt, dem Löwenhof (Patio de los Leones). Ganz anders in der Bauweise wird dieser Hof von feinen Säulen umrandet, die dem Raum große Tiefe verleihen. Auch hier wieder Wasserkanäle, die zusammen mit dem Schatten des überhängenden Daches angenehme Kühle schenken. Die angrenzenden Säle sind in besonderem Maße mit maurischen Stuckarbeiten verziert. Teilweise wirken die Gewölbe wie Tropfsteinhöhlen, gleichzeitig aber zu geordnet, um das zufällige Ergebnis steter Wassertropfen zu sein. Eine unglaubliche Meisterleistung. Selbst nach mehreren Besuchen dieses Bauwerks entreißt es mir immer noch staunende Bewunderung.

Weiter ging der Weg vorbei an den durchlöcherten Gewölben der Bäder zu neueren Gebäudeteilen, die, einst für die Königin erbaut, später dem Reisenden Washington Irving als Unterkunft dienten. Er schrieb darüber: “Jahrhunderte sind vergangen, und doch blieb viel zurück von der sonst so vergänglichen Schönheit. Der Garten der Lindaraja ist wie einst voll duftender Blumen; der Springbrunnen zeigt noch den kristallenen Wasserspiegel. Nur der Alabaster hat sein Weiß verloren, und in dem mit Unkraut überwachsenen unteren Becken nisten Eidechsen und Salamander. Aber gerade dieser Verfall erhöht den romantischen Wert des Ortes, und aus ihm spricht jenes ‘memento’, das uns an die Vergänglichkeit des Menschen und seiner Werke erinnert. Die Öde und Einsamkeit in den verlassenen Räumen, einst die persönlichen Kemenaten der stolzen und hochgebildeten Isabell, waren von so eigentümlicher Art und einem Reiz, der nicht beschrieben werden kann. Mir gefiel es hier außerordentlich, und ich beschloss, in diesen Zimmern mein Quartier aufzuschlagen.” Diese Worte können noch heute nachempfunden werden, wenn man durch die Räumlichkeiten schlendert und aus den großen Fenstern in den idyllischen Innenhof, den Patio de Lindaraja blickt. Die Wohnräume sind nicht immer geöffnet, gehörten aber bei meinem Besuch zu dem Teil, der in diesem Monat vorgestellt wurde. So gibt es jeden Monat einen anderen, sonst verschlossenen Part, der gesondert freigegeben wird.

Zum Schluss führte der Weg zum Torre de las Damas und den Jardines del Partal. Schöner kann ich mir einen gemütlichen Garten kaum vorstellen, mit großem Pool und säulengeschmückter Terrasse mit Blick auf Granada. Sie wussten zu leben, die Nasiriden. Anschließend war noch der Aufstieg zum Generalife angesagt. Eine ganz andere Gestaltung erwartet einen in diesen Gärten. Gänge und Säulen aus Zypressen, dazwischen wieder die obligaten Wasserwege und Springbrunnen. Schließlich noch das eigentliche Gebäude, ebenfalls prächtig und mit viel schmückendem Stuckwerk. Besonders bekannt ist der Generalife aber für die Wasserspiele im Patio de la Acequiaund natürlich für die wunderschöne Aussicht auf die Alhambra. Nach diesem langen, anstrengenden aber wieder vollauf begeisternden Spaziergang durch ein wahres Märchenland kam ich wieder zum oberen Ausgang, an dem mein Rundgang auch begonnen hatte.

Empfehlenswert

Während ich diese Zeilen schrieb, erinnerte ich mich an einen Spruch, der irgendwo in der Alhambra auf arabisch eingegipst stehen muss: “Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt.” Würde ich den Reiz, die Schönheit, die Atmosphäre beschreiben, die mich in diesen Mauern, Höfen und Gärten umfingen, es wäre im Vergleich eben doch nur eine Taschenausgabe der Alhambra. Daher werde ich es bei diesem kleinen Bericht belassen und eher empfehlen, diese wundervolle Anlage selber zu besuchen. Interessanter ist da eher das Buch von Washington Irving. Mit den Bildern der Alhambra im Kopf erwacht eine vergangene Zeit zu neuem Leben, eine unterhaltsame Ergänzung zu den vielfältigen Eindrücken, die sich bei solch einem Besuch ansammeln. In jedem Fall ist der Besuch der Alhambra de Granada ein Muss für alle Andalusienfreunde. Nirgendwo sonst bietet sich so ein beeindruckender Blick in die wechselhafte Geschichte des Landes und an kaum einer anderen Stelle zeigen sich so deutlich die Wurzeln Andalusiens in der maurischen Vergangenheit.

Alhambra de Granada

Öffnungszeiten

Montags bis Sonntags 8:30 bis 18:00 Uhr
Nachtbesuch (Freitags und Samstags) 20:00 bis 21:30
25. Dezember und 1. Januar geschlossen.

Eintritt

Direkt am Schalter.
Normalpreis: 10€, Rentner: 7€, Kinder bis 8J. und Behinderte: Frei.
Nur Gärten: 8€

Reservierung

Mindestens einen Tag im voraus. (Aufschlag 0,88€)
In jeder Bankfiliale der BBVA in Spanien von 8:30 bis 14:00 Uhr.
Per Telefon von 9:00 bis 16:30 Uhr: 902 22 44 60 (Int. +34 915 379 178)
Per Internet: www.alhambra-tickets.es

Anreise

Ganz einfach über eine Autobahn nach Granada fahren und dann von der Umgehungsstraße der Beschilderung zur Alhambra de Granada folgen. Die Strecke führt direkt zum großen Parkplatz oberhalb der Anlage. Zu Fuß geht es auch, und zwar vom Plaza Nueva im Zentrum Granadas den Cuesta de Gomérez hinauf zum unteren Eingang.

Allgemeine Informationen

Patronato de la Alhambra y Generalife
Real de la Alhambra s/n
Tel.: 902 441 221, 958 027 900
Fax: 958 226 363
Internet: www.alhambradegranada.org

Patronato Provincial de Turismo
Plaza Mariana Pineda, 10, 2º
Tel.: 958 247 146
Fax: 958 247 129
E-Mail: turismo@dipgra.es
Internet: www.turismodegranada.org

Oficina de Información Turística
Plaza Mariana Pineda, bajo
Tel.: 958 247 128
Fax: 958 247 127
E-Mail: infotur@dipgra.es

Oficina de Información Turística
Santa Ana, 4 bajo
Tel.: 958 225 990

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