Objektive nach Maß

D-SLR Teil 4

Einer der wichtigsten Vorteile einer Spiegelreflexkamera ist nicht nur der Blick durch das Objektiv, sondern die Möglichkeit, die Objektive wechseln zu können. Dies hat zwar auch den im letzten Artikel behandelten Nachteil, dass Staub in das Gehäuse eindringen kann, aber dafür eröffnet es dem Fotografen beinahe unbegrenzte Möglichkeiten. Daher soll diesmal untersucht werden, welche Objektive sinnvoll sind und was beim Kauf von Kamera und Objektiv beachtet werden sollte.

Grundsätzlich gilt, dass die Objektive, die den Kameras oft vom Hersteller beigelegt werden, den Ansprüchen der meisten Hobbyfotografen für den Anfang genügen werden. In der Regel handelt es sich dabei um ordentliche Zoomobjektive, die den normalerweise benötigten Brennweitenbereich abdecken. Auch sind diese mitgelieferten Objektive an die digitalen Kameras angepasst. Dies ist nötig, weil es eben doch gewisse Unterschiede zwischen dem bisher üblichem Filmmaterial und den neuen Bildsensoren gibt. Zum einen ist es die Größe, der Sensor ist in der Regel kleiner, außer bei einigen großen Profikameras. Daher wird oft von einem Umrechnungsfaktor für die Brennweite gesprochen. Hat ein Objektiv eine Brennweite von zum Beispiel 200mm, entspricht dies bei dem kleineren digitalen Sensor einer Brennweite von rund 300mm, denn im Prinzip wird ja nur ein Ausschnitt des Bildes verwendet. Außerdem ist die Toleranz beim Lichteinfallwinkel unterschiedlich. Während beim Film das Licht auch schräg auftreffen kann, ist es beim Sensor besser, wenn es direkt von vorne auftrifft. Im Zentrum des Bildes ist das nicht so relevant, macht sich aber am Rand des Bildes bemerkbar. Objektive, die für digitale Kameras gebaut werden, berücksichtigen dies. Bei älteren Objektiven, die noch für das Filmmaterial berechnet worden sind, kann es da Probleme geben, muss es aber nicht. Wichtig wird das erst, wenn ältere Objektive verwendet werden sollen.

Wie schon in einem früheren Artikel erwähnt, ist ein vorhandenes Kamera-Equipment durchaus kaufentscheidend. Schon viele der modernen analogen Spiegelreflexkameras waren mit Mikrochips ausgestattet. Die Objektive waren dementsprechend für diese programmgesteuerte Technik eingerichtet. Solche Objektive können in der Regel problemlos weiterverwendet werden, denn die Kamerahersteller haben auf eine entsprechende Kompatibilität ihrer digitalen Kameras geachtet. Selbst die ganz alten, ausschließlich manuell verwendeten Objektive können in vielen Fällen aufgesetzt werden, aber unter Verzicht auf jeglichen Automatik-Komfort. Also nur etwas für Puritaner, bei denen aber Freude aufkommt, denn so kann noch manch altes und nicht billiges Spezialobjektiv oder ein besonders lichtstarkes Objektiv weiterverwendet werden. Hier gilt in jedem Fall, dass einfach ausprobiert werden muss, ob ein vorhandenes Objektiv verwendet werden kann oder nicht.

Beim Neukauf von Objektiven sind verschiedene Kriterien zu beachten. Es gib sogenannte Allround-Objektive, die einen besonders großen Brennweitenbereich umfassen. Aber Vorsicht, meist geht dies auf Kosten der Bildqualität, zumindest leidet aber die Lichtstärke, das heißt, wieviel Licht durch das Objektiv noch hindurch geht. Je besser, desto kleiner wird die Blendenzahl. Bei einem üblichen Standard-Zoom-Objektiv fängt der Blendenbereich zwischen 3,8 und 5,6 an. Bei den teuren Modellen kommt man schon auf Werte bei 2,8 und manches Objektiv mit einer festen Brennweite erreicht Blendenwerte von 1,4 und mehr. Mit solchen Objektiven können sogar noch in künstlich beleuchteten Innenräumen bei niedriger ISO-Zahl Aufnahmen ohne Blitz gemacht werden. Dies ist manchmal von unschätzbarem Wert, denn ein Blitz zerstört oft die Atmosphäre einer Szenerie und bei hoher ISO-Zahl steigt das Bildrauschen.

Generell kann bei Objektiven gesagt werden, je teurer sie sind, desto besser ist die Qualität, wobei hier Unterschiede von mehreren hundert Euro gemeint sind. Bei Objektiven einer Preisklasse lohnt sich ein Blick in die Testberichte im Internet oder Fachzeitschriften. Bei gleichwertigen sind günstigere nicht immer schlechter. Wenn dann noch die Ansprüche nicht unbedingt so hoch sind, ist ein solches Allround-Objektiv durchaus akzeptabel. Sind die Ansprüche aber höher, lohnt es sich sogar manchmal, statt eines neuen, für denselben Preis ein besseres gebrauchtes Objektiv zu kaufen. Mit der Zeit wird ein ambitionierter Fotograf auch feststellen, dass so manches Objektiv mit einer festen Brennweite sehr vorteilhaft sein kann. Durch die Beschränkung auf eine Brennweite kann das Objektiv speziell dafür berechnet werden und erreicht dadurch eine wesentlich bessere Bildqualität, abgesehen von der erwähnten höheren Lichtstärke.

Soweit das Grundsätzliche, was bei einem Einstieg in die digitale Spiegelreflex-Welt im Objektivbereich beachtet werden sollte. Ist schon eine Ausrüstung vorhanden, Glückwunsch, denn die meisten Objektive können weiter verwendet werden. Ist noch gar nichts vorhanden, dann treten beim Kamerakauf all die anderen schon erwähnten Merkmale stärker in den Vordergrund. Und im nächsten Artikel geht es dann in die Praxis.

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