El Camino Real

Die königliche Verbindung von Almería und Granada

Hieronymus Münzer reiste in den Jahren 1494/95 durch ganz Spanien, unter anderem aber als einer der ersten Deutschen durch das gerade erst von den katholischen Königen rückeroberte Gebiet zwischen Granada und Almería, welches der Camino Real durchquert. Dieser königliche Weg ist eine der wichtigsten Strecken im alten Al-Andalus gewesen und ist auch heute noch eine lohnenswerte Route durch das östliche Andalusien. Sie schlängelt sich entlang der Sierra Nevada und führt vorbei an vielen kleineren und größeren Ortschaften mit mehr oder weniger interessanten historischen Sehenswürdigkeiten.

Auf den Spuren Hieronymus Münzers

Die Verbindung zwischen Almería und Granada, die in maurischer Zeit sehr wichtig war, wird von der Fundación Legado Andalusí auch als die Ruta de Münzer bezeichnet. Sie verdankt ihren Namen dem Umstand, dass der Nürnberger Arzt Hieronymus Münzer bei seinem fünfmonatigem Spanienaufenthalt vom September 1494 bis Februar 1495 unter anderem diese Strecke bereiste. Er war dort gemeinsam mit drei Freunden zu Fuß und zu Pferd unterwegs. Diese Reisegesellschaft muss die Region damals noch sehr maurisch erlebt haben, denn der Sieg der katholischen Könige lag erst zwei Jahre zurück. Viele der Sehenswürdigkeiten in den einzelnen Ortschaften, wie all die Kirchen und Paläste, die erst in den folgenden Jahrhunderten errichtet worden waren, gab es zu deren Zeit noch nicht. Dafür konnten sie all die arabischen Bauwerke bewundern, die vielen Festungsanlagen, angefangen in Almería über Guadix bis hin zur Alhambra in Granada. Dazwischen die unzähligen arabischen Bäder, von denen einige auch heute noch erhalten sind, wie in Aldeira, Dólar und Ferreira, oder die Thermalbäder in Graena aus dem 12. Jahrhundert. Und nicht zu vergessen die vielfältige Landschaft, welche von karger Wüste rund um Almería bis hin zu üppigen Nadelwäldern an den Hängen der verschneiten Sierra Nevada reicht. Dazwischen einerseits fruchtbare Obstplantagen und andererseits schroffe Felslandschaften.

Ins Wechselbad der Eindrücke

Die Ruta de Münzer begann in Almería, einer relativ großen und emsigen Küstenstadt, deren Besichtigung alleine schon einen Tag in Anspruch nehmen würde. Daher entschloss ich mich, hier nur einen kurzen Blick auf die Stadt zu werfen, über der, wie in so vielen Städten Andalusiens, eine mächtige alte maurische Burg thronte. Doch ich ließ sie rechts liegen und fuhr eilends über die Autobahn in Richtung Granada bis zum nächsten Ort der Route, Gádor, um von dort aus die Reise auf der Landstraße fortzusetzen. Diese führte mich nun durch wüste Einöde, trockene, von Wind und Wetter zerfurchte Hügel, die nur mit kargem Gestrüpp bewachsen waren. Mitten darin ein großes Informationsgebäude mit Tafeln, welche anzeigten, dass sich dort Los Millares befand, eine Siedlung die auf eine Zeit vor vier bis fünf Tausend Jahren datiert wurde. Leider war das Gelände abgesperrt, aber meine Zeit hätte für einen solchen ausgiebigeren Spaziergang sowieso nicht ausgereicht.

Es ging weiter, vorbei an Santa Fe de Mondújar immer in Richtung Alboloduy. Dies war zu beachten, denn der zweite Abzweig in dieser Richtung erfolgte direkt und ohne Vorankündigung nach einem Tunnel. Guadix war hier kein guter Richtungsgeber, denn mehrere Wege führten dorthin. Inzwischen war die Landschaft fruchtbarer geworden, ein kleiner Fluss schlängelte sich unten durch das Tal. Plantagen säumten die Ufer und es folgten kleinere Orte, nach Alhabia, Alsodux und Santa Cruz schließlichAlboloduy. Die Umgebung hatte sich weiter gewandelt, besonders Alboloduy lag gut geschützt in einem wunderschönen Tal zwischen aufragenden Felsen und Bergen. Auch dieser Ort wurde optisch von der Kirche dominiert, die aber sicher zu Münzers Zeiten noch nicht dort stand. Die Architektur insgesamt war aber immer noch geprägt von der Flachbauweise, wie sie schon auf der ganzen Strecke seitAlmería vorherrschend war und einen doch andersartigen Eindruck hinterließ, als die sonst üblichen tonziegelgedeckten Dächer in den kleinen weißen Dörfern Andalusiens.

Jetzt ging die Straße stetig bergauf und kletterte wieder in fruchtlosere Regionen, um aber gleich danach wieder hinab zu führen in die Plantagen bedeckte Gegend hinter der Sierra Nevada. Hier traf die kleine Landstraße auch wieder auf die größere, die ebenfalls nach Guadix führte. Es folgte ein Teilstück, auf dem die Moderne die Antike wie so oft überholt hat. Die kleine Landstraße wich an mehreren Stellen der großen und schnellen Autobahn, bequem sicherlich, aber die ursprüngliche Route zu finden war nicht einfach. Doch auch aus Zeitgründen entschloss ich mich, einen Teil der Strecke auf der Autobahn zurückzulegen, die ich dann bei La Calahorra wieder verließ. Wer die maurischen Bäder in Dólar undFerreira besichtigen möchte, sollte allerdings schon eine Ausfahrt vorher abfahren.

Die Burg von La Calahorra bot einen prächtigen Anblick, so trutzig und mit einzigartiger Form vor der schneebedeckten und wolkenverhangenen Sierra Nevada. La Calahorra muss einmal einen gewissen Reichtum erlebt haben, von dem nicht nur die Burg, sondern auch die anderen teils recht prachtvollen, aber leider auch vom Verfall bedrohten Gebäude im Zentrum zeugten. Doch das Örtchen wirkte irgendwie recht verschlafen, was mit Sicherheit an der Jahreszeit lag. So folgte ich jetzt wieder der Landstraße, die mich durch die Örtchen Alquife, Lanteira und Jérez del Marquesado führte. Diese Region war geprägt durch wundervoll blühende Mandelbaumplantagen, immer überragt von den verschneiten Bergen. Irgendwie erinnerte es mich ein bisschen an diese Japanischen Fujiama-Bilder, auch wenn es sich hier weder um Kirschen noch um einen einsamen Vulkan handelte. Ebenso änderte sich jetzt auch die Architektur, die Häuser waren hier mit den beliebten Terrakotta-Schindeln gedeckt, bestimmt nicht nur aus ästhetischen Gründen, sondern eher witterungsbedingt.

Die nächste Etappe war Guadix, jene Region, die ebenfalls eine eigene Reise wert ist. Doch trug sie wiederum zum Kontrast der Tour bei, denn abermals veränderte sich die Landschaft, diesmal zu jener eigenartig schroff weichen Sandsteinlandschaft, die in ihrer roten Färbung einen wundervollen Gegensatz zum blauen Himmel darstellt. Die Straße führte mitten durch die Stadt und im Anschluss nach Purllena. Dort fand ich den Abzweig zum nächsten Routenort, vorbei an Cortes y Graena nach La Peza. Doch bevor ich dorthin gelangte, ergab sich die Wahl zwischen zwei verschiedenen Wegen zu jenem Ort. Ich wählte die linke Straße, die einfach geradeaus ging, denn diese war als besonders pittoresk gekennzeichnet. Und ich wurde nicht enttäuscht. Die malerische Landstraße führte durch wundervolle Täler bis zu einem Aussichtspunkt mit einem beeindruckenden Panoramablick, direkt über La Peza.

Im Ort suchte ich die Straße nach Quéntar, dem nächsten Etappenziel. Da dieser Weg auf meiner einen Karte überhaupt nicht und auf der anderen nur sehr klein eingetragen war, erwartete ich eine schlechte Bergstraße, die womöglich garnicht ans Ziel führen würde. Ich wurde in der Tat von einer relativ schmalen Bergstraße empfangen, die sich aber in sehr gutem Zustand durch die atemberaubende Idylle der nördlichen Berge und Täler der Sierra Nevada schlängelte und ein bequemes Fortkommen garantierte. So konnte ich mir doch etwas Zeit lassen und machte an einer kleinen Lichtung halt, um noch ein wenig in die wilde Berglandschaft aus Kiefern, Kräutern und skurrilen Felsgetümen hineinzulaufen, bevor die Sonne endgültig hinter immer dichter werdenden Wolken verschwinden würde. Anschließend ging es noch vorbei am Embalse de Quéntar, der sich tief unten im Tal seinen Platz suchte und, wie die meisten Stauseen zur Zeit, einen erschreckend niedrigen Wasserstand hatte. Gerade bei Sonnenuntergang kam ich in Granada an, nachdem ichQuéntar selber, Dúdar und Cenes de la Vega, die letzten Ortschaften an der Ruta de Münzer, passiert hatte.

Mit dem Auto geht es schneller

Die ganze Strecke zu Fuß oder Pferd. Kein Wunder hat Hieronymus Münzer fünf Monate gebraucht, um durch Spanien zu reisen. Mit dem Auto geht es doch erheblich schneller, dafür ist es aber auch nicht so romantisch. Als Tagesausflug ist diese Rute, besonders wenn man von Málaga aus kommt, eigentlich nur im Vorbeihuschen zu schaffen, denn immerhin ist es eine vollständige Umrundung der Sierra Nevada und zieht sich mit rund fünfhundert Kilometern in die Länge. Aber der Ausflug ist durchaus nicht uninteressant. All die Sehenswürdigkeiten können zwar nicht bewundert werden, aber die landschaftlichen Reize kommen völlig zur Geltung. Besonders die Kontraste der verschiedenartigen Regionen sind erneut andalusientypisch. Wer mehr Zeit zur Verfügung hat, sollte in aller Ruhe in Almuñecar beginnen, sich ein wenig der Stadt widmen und dann langsam Richtung Guadix weiterfahren, Übernachtungen zwischendurch nicht ausgeschlossen. Dann kann auch Guadix selber in Ruhe erkundet werden, um anschließend gemächlich, und eventuell mit kleinen eingeschobenen Wanderungen, quer durch die nördliche Sierra Nevada nach Granada zu gelangen. Dort können weitere ein bis zwei Tage die ganze Route zu einem höchst interessanten und abwechslungsreichen Wochentrip abrunden.

El Camino Real

Die Ortschaften auf dem Camino Real:
Almería, Gádor, Santa Fe de Mondújar, Alhabia, Alsodux, Santa Cruz, Alboloduy, Nacimiento, Doña María, Abla, Fiñana, Huéneja, Dólar, Ferreira, La Calahorra, Aldeire, Alquife, Lanteira, Jérez del Marquesado, Cogollos de Guadix, Alcudia de Guadix, Guadix, Cortes y Graena, La Peza, Quéntar, Dúdar, Cenes de la Vega, Granada.

Informationen

Patronato Provincial de Turismo de Granada
Diputación de Granada

Plaza de Mariana Pineda, 10.
18009 Granada
Tel: +34 958 24 71 46
Fax: +34 958 24 71 29
http://www.turgranada.es (Offizielle Tourismusseite der Provinz Granada)

Hieronymus Münzer
http://de.wikipedia.org/wiki/Hieronymus_Münzer

(Alle Angaben ohne Gewähr!)

Alle Reiseberichte aus Almería & Provinz: