Vielfalt Andalusiens – Rund um die Sierra Almijara

Viele Reisen durch Andalusien sind eine wundervolle Aneinanderreihung von abwechslungsreichen Landschaften, aber diese Tour rund um die Sierra Almijara ist ein wahres Wechselbad der Natur. Beinahe alle Landschaftsformen Andalusiens sind hier vereint und lassen den Reisenden nicht mehr aus dem Staunen kommen. Von üppigen Feldern und schroffen Bergen, dichten Wäldern und kargem Hochland ist alles vorhanden. Aufgelockert durch Flüsse und Seen, angereichert mit Düften und Geräuschen ergibt alles zusammen eine der vielleicht schönsten Rundreisen in diesem vielfältigen Land.

Vom Wechsel der Landschaften

Dieser Ausflug beginnt am Viñuela-Stausee, führt daran vorbei durch die beeindruckende Puerta Natural nach Ventas de Zafaraya. Von dort geht es zunächst über eine fruchtbare Hochebene zur ersten typischen Naturlandschaft, einem ausgedehnten Eichenwald, der anschließend in eine weitläufige Hügellandschaft mündet, die von Baumreihen verschiedener Plantagen und dem bunten Muster der landwirtschaftlichen Felder geprägt ist. Mittendrin befindet sich die erste Etappe, Alhama de Granada, und die dazu gehörenden heißen Quellen. Durch diese Hügellandschaft geht es weiter bis zur nächsten Etappe, dem Embalse de los Bermejales, einem schön gelegenen Stausee, dessen Staumauer eine tiefe Schlucht verschließt. Auf der weiteren Strecke wandelt sich die Landschaft in einen wunderschönen Kiefernwald, unterbrochen von Feldern und Wiesen, mit einladenden Wanderwegen und Restaurants. Die dritte Etappe ist dann eine unbeschreibliche Berglandschaft, die sich unvermittelt hinter einer Kurve auftut. Hohe Felsen, ein tiefes Tal, beinahe schon eine Schlucht, und Blicke in verschachtelte Bergwelten im Hintergrund. Ein atemberaubendes Wegstück, das genauso unvermittelt wieder endet und in einem mit wildem Rosmarin bedeckten Hochland mündet. Anschließend führt die Straße am Gebirgsrand entlang, mit Blick bis auf die Küste, um danach in eines der Täler, einer weiteren sehr typisch andalusischen Berglandschaft, hinabzuführen. DurchOtívar und Jete gelangt man schließlich nach Almuñecar, dem Ende der Tour.

Ein wechselhafter Ausflug

In Vélez-Málaga startete ich meine Tour vorbei am schlecht gefüllten Viñuela-Stausee, dem dieser Winter keine üppigen neuen Wassermassen beschert hat. Doch auf Grund der wenigen Regenfälle der letzten Wochen war die Landschaft rund um den Stausee saftig grün. Bunte Wiesen und sprießende Bäume säumten die Straße, mitten darin die Reste der Festung Zalía, weiträumig auf einem Hügel verstreut. Doch es sollte weitergehen, hinauf zur faszinierenden Puerta Natural bei Ventas de Zafaraya. Dieses natürliche Tor ist schon von der Küste her zu sehen, ein u-förmiger Einschnitt in die Bergkette am Rande der Axarquía. In gewundenen Serpentinen führte die Straße den Berg hinauf, um schließlich direkt durch das Tor zu gehen. Oben angelangt machte ich einen kleinen Zwischenstopp, um einen Blick zurück in die Axarquía zu werfen, für sich schon ein wundervolles Fleckchen Andalusiens. Von hier oben eröffnete sich der Blick hinab in die abwechslungsreichen Hügel und Täler, bedeckt mit Wiesen und Buschwerk, Plantagen, Wäldern und leider zu vielen Häusern.

Auf der andern Seite des Tores fuhr ich nun durch Ventas de Zafaraya, einem kleinen Nest, das, wie der Name verrät, früher eine nicht unwichtige Rolle als Zwischenstopp auf der Straße von Vélez in die Berge spielte. Jetzt vor allem von Landwirten bewohnt, welche die fruchtbare Ebene bewirtschaften, die sich hinterVentas de Zafaraya auftat. Der weitere Lauf der Straße ging beinahe schnurgerade mitten durch diese Felder hindurch. Rechter Hand erhob sich der selbst von dieser Seite immer noch mächtige Maroma, der mit über 2000 Metern höchste Berg der Sierra de Almijara. Plötzlich endete die Hochebene, der Weg bog nach links ab in eine sanfte Hügellandschaft, bedeckt von wilden Eichenwald, der immer wieder durch üppig grüne Felder mit frisch geschossenem Saatgut unterbrochen wurde. Nur wenige Gehöfte störten die wundervolle Natur, die mich ruhig und friedlich umschloss. Auffällig war ein ständiges Summen der unzähligen Bienen und anderen Insekten, die sich über die unendlich vielen großen und kleinen Blüten hermachten. Ein Geräusch, dass mich auf der ganzen Fahrt begleiten sollte.

Nachdem ich diese waldigen Hügel passiert hatte, eröffneten sich vor mir die Tierras de Alhama, mit einer weiteren absolut typisch andalusischen Landschaft. Ein Patchwork aus Feldern und Plantagen, jenen symmetrisch gemusterten Oliven- und Mandelbaumhainen, deren Baumreihen sich wie Perlennetze über die Hänge legten. Dazwischen Alhama de Granada, eine ebenso typische Kleinstadt mit ihren weißen, Terracotta gedeckten Häusern, die sich ungeordnet um den trutzigen Kirchturm schachteln. Andalusien, wie man es in jedem Reiseführer findet. Doch die eigentliche Attraktion von Alhama de Granada sind die heißen Quellen, die sich in einem idyllischen Tal in der Nähe befinden. Um dorthin zu gelangen, musste ich zunächst durch Alhama hindurch, erst zum Zentrum und von dort in Richtung Granada. Auf der Ausfallstraße befand sich dann vor einer kleinen Brücke ein Schild, das zu den Bädern wies. Jetzt folgte wieder ein landschaftliches Wechselbad, denn, von Außen kaum sichtbar, führte die Straße an einer schroffen Schlucht entlang, in der sich ein rauschender Bach den Weg bahnte. Staunend hielt ich an einer Ausbuchtung der schmalen Straße und wagte vorsichtig einen Blick in den teils ungesicherten Abgrund.

Im Tal angekommen empfing mich ein idyllischer Wald, teils als Park angelegt, durch den der kleine Fluss jetzt ruhig vor sich hin plätscherte. Ich machte diesmal nur ein paar Fotos, denn ich hatte kein Badezeug eingepackt. Ansonsten wäre es durchaus einladend gewesen, sich zu den Badegästen zu gesellen, die sich bei doch noch relativ frischer Luft in den warmen Wassern entspannten, dass durch verschiedene Becken in den Bach floss. Ein Bad darin ist allemal empfehlenswert und durchaus gesund, wenn der Aufenthalt in dem erstaunlich heißen ersten Becken nicht übertrieben wird. Wer die heißen Quellen jedoch richtig genießen möchte, kommt wahrscheinlich um einen Besuch des offiziellen Balneario Alhama de Granada nicht herum, dessen älteste Teile noch von den alten Römern stammen. Ich wollte mich heute aber der vielfältigen Natur und nicht den Wasserfreuden widmen, und so packte ich meinen Fotoapparat, stieg wieder in den Wagen und fuhr zurück durch die wilde Schlucht.

Nun ging es weiter in Richtung Embalse de los Bermejales, der nächsten Etappe auf meiner Tour. Auf der ganzen Strecke änderte sich die Landschaft kaum, weiterhin die bunten Felder, dazwischen Ruinen alter Bauernhäuser und kurz vor dem Stausee ein Blick auf die in weiter Ferne liegende, weiß verschneite Sierra Nevada. Jetzt erreichte ich den Stausee, dessen Staumauer eine tiefe Schlucht abgrenzt, in der sich der Fluss vor langer Zeit seinen Weg gebahnt hatte. Der See fügte sich sehr idyllisch in die Hügellandschaft, und der Anblick der leichten Wolken am tiefblauen Himmel, die sich in den dunklen Wassern spiegelten, bot meinem Auge einen angenehm entspannende Ruhe. So genoss ich den kleinen Spaziergang auf der halbrunden Staumauer, um mich danach wieder auf den Weg zu machen, rund um den See herum nach Fornes und Jayena.

Dort angelangt fand ich das erhoffe Schild in Richtung Almuñecar. Ich folgte der Straße und gelangte jetzt in die Berge, immer am Rande der Sierra de Almijara entlang. Hier wandelte sich die Landschaft in einen Bergwald aus niedrigen, zwischen Felsen und Kräutern locker verteilten Pinien, angenehm duftend und erfüllt vom Summen emsiger Insekten. Dazwischen waren die verschiedensten Vogelstimmen zu hören, darunter der deutliche Ruf des Kuckuck und die eigenartigen Stimmen der Bienenfresser. In diesem Wald traf ich auf die erwartete Straße, welche von Granada über Otívar bis zur Küste führt. Allein auf dieser Straße sollte ich noch drei weitere Landschaften durchqueren. Zunächst ging es jedoch weiter durch den weitläufigen Wald, aufgelockert durch vereinzelte Felder und vermischt mit Hügeln, auf denen nur kleines Buschwerk sein Dasein fristete. Ein paar kleine Restaurants an der Straße luden zur Rast ein, doch ließ ich mich diesmal nicht verlocken. Obwohl ich mich gleich an eine der früheren Fahrten über diese Strecke erinnerte, auf der ich mit ein paar Freunden in einer der Gaststätten frische Pilze aus dem Wald serviert bekam. Doch heute sollte es einfach weitergehen, denn ich hatte statt dessen kurz zuvor eine kleine und erholsame Pause mitten im Wald gemacht, nur umgeben von purer Natur.

Verträumt folgte ich weiter der Straße, bis es mir nach einer Kurve wieder beinahe den Atem verschlug, obwohl ich ja schon früher hier entlang gefahren war. Aber dieser Wechsel erfolgte jedesmal so unvermittelt, dass es kaum zu beschreiben ist. Ich kam um die Kurve und direkt vor mir eröffnete sich eine unglaubliche Gebirgslandschaft. Links bizarre Felsformationen, an deren steilem Rand sich die Straße entlang schlängelte. Rechts der Blick in ein tiefes Tal umrandet von zerklüfteten Bergkämmen, teilweise nur schütter bewachsen mit Büschen und Kiefern. Ein völliger Kontrast zu dem sanften Hochland davor. Immer wieder blieb ich stehen und verließ den Wagen, um in aller Ruhe die vielen Aspekte dieser von Wind und Wetter gezeichneten Erosionslandschaft zu bewundern. Die steilen, fast weißen Felsen, die hoch hinauf ragten, umkreist von einsamen Greifvögeln. Die wenigen Nadelbäume zusammen mit den unzähligen kleinen Büschen, die sich auf jeder Fläche einnisteten, die nicht zu steil war, und versuchten, sich gegen die Kargheit des Gebirges zu behaupten. Auf der anderen Seite die dunklen, mit Büschen bekrusteten Bergketten, die, wie die Kulisse zu einem düsteren Märchenfilm, wild verschachtelt im Dunst der Ferne verschwanden.

Genauso plötzlich wie ich hinein geraten war, verließ ich diese Felsenwelt aber auch wieder und fand den Weg in eine angenehm duftende Buschlandschaft, die jetzt im Frühjahr mit gelben und blauen Blüten übersät war. Dazwischen erfreuten sich meckernde Ziegen an den wilden Kräutern. Doch auch diese Form der Idylle sollte wieder einer weiteren weichen, denn die schroffen Felsen waren an der nächsten Ecke wieder da, diesmal allerdings urwüchsiger. Und je weiter es nun ins Tal hinab ging, desto mehr wurde den Hängen schon über Jahrtausende mit unendlich vielen Terrassen jeder mögliche Quadratmeter abgerungen. Unten angekommen wurde schließlich klar, warum die Küste bei Almuñecar die Costa Tropical genannt wird, den das ganze Tal war mit Plantagen tropischer Fruchtbäume gefüllt, welche in jenem Bereich der Küste besonders gut gediehen. So war es inzwischen Abend geworden, und ich machte mich, noch erfüllt von all den vielfältigen Eindrücken, auf den Heimweg, entlang der hier besonders schönen Küste.

Nachtrag

Andalusien ist nicht nur ein Landstrich voller historischer Monumente und lebensbejahender Menschen, sondern, was diese Rundfahrt wieder besonders unterstrichen hat, ein wunderschönes Land voll abwechslungsreicher Natur in ihren verschiedenartigsten Facetten. Diese Tour ist nicht die einzige dieser Art, denn eigentlich kann man es als ein Merkmal Andalusiens bezeichnen, auf jeder größeren Strecke, die man fährt, die unterschiedlichsten Landschaftsformen aneinander gereiht zu finden. Aber besonders diese Strecke über Otívar ist, wie gesagt, eine der beeindruckendsten. So krass sind die Kontraste, so wundervoll die Landschaften. Diese Route ist empfehlenswert für jeden, der Andalusiens Natur pur genießen möchte.

Informationen

Balneario Alhama de Granada
Carretera del Balneario, s/n
18120 Alhama de Granada · España
Tef.- 958 35 00 11· 958 35 03 66
Fax.- 958 35 02 97
E-Mail: info@BalnearioAlhamaDeGranada.com
Internet: http://www.balnearioalhamadegranada.com/

Embalse de los Bermejales
Internet: http://www.embalses.net/pantano-35-los-bermejales.html

(Alle Angaben ohne Gewähr!)

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