Sie war das letzte Refugium der Mauren, lange Zeit vergessen, aber inzwischen wieder bekannt und beliebt, besonders wegen des guten Lanjarón-Wassers und des hervorragenden Jamón Serrano aus Trevélez und den umliegenden Orten. Durch ihr trockenes Klima ist die Region für diesen getrockneten Schinken besonders geeignet. Aber auch die Landschaft tut ihren Teil, um einen Besuch der Alpujarras zu einem lohnenden Erlebnis zu machen.
Früh bekannt
Die ausgesprochen unwirtliche Lage am südlichen Fuß der Sierra Nevada machte die Alpujarras lange Zeit zu einer uneinnehmbaren Region, die eigentlich nur von den Mauren wirklich besiedelt worden war. Besonders nach der Eroberung Granadas durch die Katholischen Könige fanden hier die Araber ihren letzten Unterschlupf. Sie prägten dabei das Bild der Landschaft, denn alle Ortschaften weisen die typisch maurische Architektur auf. Auch die unzähligen künstlich angelegten Terrassen an den steilen Hängen der Berge stammen von den Mauren. Durch ein zusätzliches Bewässerungssystem konnten sie dieser eigentlich fruchtlosen Gegend reiche Ernten abgewinnen. Selbst Lanjarón findet seine Wurzeln in dieser Zeit und war wohl schon damals für sein hervorragendes Wasser bekannt, denn der Name Al-Lancharon bedeutete soviel wie ‘Feld des gesunden Wassers’. In der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts waren es die Araber aus den Alpujarras, die noch einen letzten verzweifelten Aufstand gegen die katholischen Herrscher versuchten. Dieser wurde aber von Don Juan de Austria niedergeschlagen. Danach wurden viele Bewohner von hier vertrieben und die ganze Region geriet mehr oder weniger in Vergessenheit. Inzwischen wurde sie aber Dank ihrer Besonderheiten wiederentdeckt . So ist das Wasser aus Lanjarón jetzt eines der bekanntesten und beliebtesten in Spanien. Und nicht nur Kenner der andalusischen Küche schätzen den hervorragenden Jamón Serrano aus Trevélez. Außerdem erfreuen sich die ganze Alpujarras eines regen Besucherstroms, denn auch touristisch hat sich hier viel getan.
Durch Berg und Tal
Aus Richtung Málaga kommend ging meine Fahrt zunächst am neuen Stausee an der N323 vorbei, um anschließend gleich an der ersten Ausfahrt der neuen dort beginnenden Autobahn in Richtung Lanjarón abzufahren. Ein kurzes Stück nur, und der bekannte Kurort war erreicht.
Lanjarón schmiegt sich entlang seiner Hauptstraße an den Berg. Schon kurz nach der Einfahrt erreicht man das Balneario, die große Badeanstalt des Kurorts. Schräg gegenüber befindet sich das Tourismusbüro, in welchem ich mir als erstes einen Stadtplan besorgte. Soll die Tour an einem Tag bewältigt werden, empfiehlt es sich, hier in Lanjarón einfach nur einen ausgiebigen Spaziergang zu machen und sich den illustren Ort anzusehen. So hatte ich es mir vorgenommen und ging deswegen erstmal die Hauptstraße entlang. Sie war gesäumt von Cafés, Restaurants, Hotels und Souvenirläden. Überall saßen und schwatzten Menschen und schenkten der Stadt so eine sehr lebhafte Stimmung. Viele besondere Sehenswürdigkeiten gab es eigentlich nicht zu sehen. Ohne das bekannte Wasser wäre jener Ort wohl nur einer von vielen anderen in den Alpujarras. Laut Stadtplan war es empfehlenswert am Plaza de la Constitución in das Barrio Hondillo abzubiegen. Ich folgte der Empfehlung und konnte so den alten Teil der Stadt bewundern. Eine auffällige Besonderheit der dortigen Architektur waren die vielen kleinen Portale, wie sie genannt werden, jedes mit einem eigenen Namen. Sie führten manchmal einfach nur zu den Eingängen der Häuser, manchmal aber auch durch die Gebäude hindurch bis zur nächsten Gasse. Oft nicht einmal zwei Meter hoch und voll gestellt mit Blumentöpfen wirkten sie sehr romantisch. Am Ende des Viertels gelangte ich wieder auf die Hauptstraße und machte mich auf den Rückweg. Eine andere Besonderheit sollte ich noch erwähnen, die allerdings in einem solchen Ort auch nicht fehlen darf: Überall befanden sich kleine Brunnen aus denen Wasser, zumeist Trinkwasser, plätschert. Möchte man die Badeanstalt besuchen, lohnt es sich, in einem der kleinen Hotels abzusteigen und den Ausflug auf zwei Tage auszudehnen. Dann kann auch noch ein Spaziergang zur alten arabischen Burg erwogen werden, um ansonsten den Tag gemütlich in einem der zahlreichen Restaurants ausklingen zu lassen. Ich für meinen Teil wollte aber weiter, denn Trevélez stand noch auf dem Programm.
So stieg ich wieder ins Auto und fuhr zum Abschied noch einmal quer durch den Ort, um dann meinen Weg weiter in Richtung Órjiva zu suchen. Von der Landstraße, die am gegenüber liegeden Hang entlang führte, bot sich noch ein schöner Blick auf Lanjarón. Danach ging es um eine Kurve und in eine sanfte, landwirtschaftlich kultivierte Landschaft. So schlängelte sich die Straße bis nach Órjiva. Doch kurz davor führte ein Abzweig in Richtung Trevélez, übrigens das einzige Mal, dass der Ort ausgeschrieben stand. Danach hielt ich mich immer in Richtung Ugíjar. Sicherheitshalber die Route vorher auf der Karte genau ansehen, dann kann eigentlich nichts schief gehen.
Schon kurz nach dem Abzweig befand sich eine kleine Sehenswürdigkeit. Direkt an der Straße klafft eine kleine Höhle an deren linker Seite eine Baracke aus Naturstein stand. Offensichtlich eine sehr alte und sehr einfache Wohnstätte. Auffällig der schwarze Ruß, der sich im Laufe der vermutlich Jahrhunderte an der Höhlendecke abgesetzt hat. Wer weiß, wie viele Bauern, Hirten und Wanderer hier die Nacht verbracht und am wärmenden Feuer Schutz vor Kälte und Regen gesucht haben. Heute finden sich hier nur noch Touristen und eventuell die Dorfjugend ein.
Weiter ging es über altertümliche Brücken, eine davon aufwendig mit einem Holzgerüst abgestützt. Immer wieder boten sich beeindruckende Blicke in weite Täler und auf hohe Bergkämme, die sich, teils bewaldet, teils nur mit trockenem Gesträuch bedeckt, in immer wechselndem Kleid präsentierten. Jetzt führte mich der Weg tiefer in ein Tal hinein. Am Ende befand sich ein altes Wasserkraftwerk aus den 50er Jahren. Auf der anderen Talseite ging es wieder zurück und dann in Serpentinen durch Pampaneira, dem ersten Ort auf der Strecke nach Trevélez. Hier konnte ich sehr schön die Dächer von oben sehen, die hier in den Alpujarras eine ganz besondere Konstruktion aufweisen, Flachdächer, bedeckt mit grauem Kies. Und mitten zwischen all den grauen Dächern saß wie eine Glucke die Kirche, diese gedeckt mit den klassischen braunen Dachpfannen. Im Hintergrund waren Bubión und Capileira zu sehen.
Immer weiter hoch ging die Straße, vorbei am Abzweig nach Bubión, bis an den Bergkamm. Hier hielt ich an einem gut gelegenen Aussichtspunkt mit einem beeindruckenden Panoramablick weit hinab ins Tal und auf die Berge dahinter. Jetzt schlängelte sich die Straße am Berg entlang, durch die Ortschaften Pitres und Busquístar, bis sie wieder in ein schmales Tal hinein bog. Inzwischen wurde die Vegetation immer üppiger, urplötzlich fand ich mich in einem richtigen Wald wieder. Dazwischen wieder der Blick ins Tal, in dem sich so manch kleineres und größeres Gehöft befand. Auch hier immer wieder Einschnitte in den Berg, Barrancos, in denen manchmal das ganze Jahr Wasser hinab fließt. Entsprechend saftig hier der Bewuchs. Schließlich endete der Weg in Trevélez, meinem zweiten Ziel dieser Fahrt.
Am Ende der Ortschaft suchte ich mir zunächst einen Parkplatz, stieg noch kurz zum Fluss hinab, um ein paar Fotos zu machen, und kehrte dann in einem der zahlreichen Restaurants ein, um eine kleine Pause zu machen. Es empfiehlt sich, hier einfach einen Teller mit Schinken und einen Teller mit Käse zu bestellen, dazu ein kühles Bierchen, ein Wasser und perfekt ist die stärkende Rast.
Frisch ausgeruht machte ich mich anschließend auf den kleinen Spaziergang durch Trevélez. Groß war der Ort nicht, aber sehr eigentümlich. Überall standen große Häuser, in denen aber niemand wohnte. Statt dessen hingen hinter den Fliegennetz gesicherten Fenstern hunderte, nein tausende von Schinken und trockneten in der dafür perfekten Höhenluft. Nirgendwo anders in Spanien soll das Klima dafür so gut sein wie hier, dem auf 1.476 Metern höchst gelegenen Ort des Landes. Eines ist jedenfalls sicher, der hier hergestellte Jamón Serrano ist von hervorragender Qualität und exquisitem Geschmack. Es ist auch kein Problem welchen zu kaufen, in fast jedem Eingang an der Hauptstraße befindet sich ein Laden, in dem es den Schinken als Ganzes oder Stückweise gibt.
Nachdem auch ich mich mit einem Stück desselben versorgt hatte, machte ich mich auf den Heimweg. Wieder zurück auf der wunderschönen Bergstraße, die zumindest jeden Natur- und Landschaftsliebhaber begeistert. Ich nutzte noch manche Gelegenheit, um an Stellen stehen zu bleiben, die ich mir auf dem Hinweg aus Zeitgründen nur im Vorbeifahren angesehen hatte. So auch an dem alten Kraftwerk bei Pampaneira, hinter welchem sich noch ein kleiner Stausee befindet. Dieser war allerdings ohne Wasser. Auch der Blick an der Brücke am Kraftwerk hinunter ist durchaus beeindruckend.
Zurück wollte ich aber nicht über Lanjarón fahren, sondern bog bei Órjiva nach links ab, hielt mich dann im Ort immer rechter Hand auf der Hauptstraße und gelangte so auf die andere Seite des Tals. Hier führt eine Straße am Río Guadalfeo entlang in Richtung Motril. Von hier aus bot sich mir ein abschließender Blick zurück auf die Berge der Alpujarras. Besonders positiv aufgefallen ist mir, dass auf dieser Seite des Tales Unmengen an Pinienwald aufgeforstet wurden. Diese jungen, hellgrünen Bäume sind doch immer wieder ein wunderschöner Anblick, besonders wenn sie sich über ganze Bergflanken verteilen. Die Straße selber mündete schließlich direkt an dem neuen Stausee auf die N323, womit mein Ausflug in die Alpujarras beendet war.
Etwas anderes
Ein Ausflug in die Alpujarras ist bestimmt eine der Pflichtrouten in Andalusien. Zu bekannt sind Lanjarón und Trevélez, um nicht besucht zu werden, zu schön die Landschaft, um nicht gesehen zu werden. Doch sollte die Strecke nicht unterschätzt werden. Ein ganzer Tag muss mindesten eingeplant werden, es können aber auch mehr werden, je nachdem, was alles unternommen wird. Auch kann die Strecke noch nach hinten verlängert werden und über den Puerto de la Ragua quer durch die Sierra Nevada bis nach Guadix führen. Auf jeden Fall sollte im Budget ein Teil für den Kauf des leckeren Jamón Serrano eingeplant werden. Auf diese Weise hat man auch ein Paar Tage danach noch etwas von dem schönen Ausflug.
Informationen
Información Turística de Lanjarón
Avda. Madrid, s/n. Lanjarón (Granada)
Tel.: 958 77 02 82
Ayuntamiento de Lanjarón
Plaza de José Antonio, 29.
Lanjarón (Granada)
Tel.: +34 958 77 00 02
Balneario de Lanjarón
Avda. de la Constitución s/n
18420 Lanjarón (Granada)
Tel.: 958 770 137
Fax: 958 771 070
E-Mail: informacion@balneariodelanjaron.com
Internet: www.balneariodelanjaron.com
Ayuntamiento de Trevélez
C/ Cárcel, s/n.
Trevélez (Granada)
Tel.: 958 85 85 01
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