Über Arcos de la Frontera auf der Ruta de los Pueblos Blancos

Die Route der weißen Dörfer führt den Reisenden durch die klassisch andalusische Landschaft, die ihren Ursprung besonders in maurischer Zeit findet, denn alle diese Ortschaften stammen mindestens aus jener Zeit. Deutlich erkennbar ist dies durch den klassischen Aufbau der Orte, kleine verschachtelte weiße Häuser rund um eine mehr oder weniger erhaltene Festung und mit wenigstens einen aufragendem Kirchturm, der wiederum meist an Stelle eines ehemaligen Minaretts steht. Von Dörfern zu sprechen, ist bei den meisten Ortschaften allerdings nicht so passend, denn oft handelt es sich um ausgewachsene Städte. Passender daher der spanische Titel dieser Route: Ruta de los Pueblos Blancos.

Die Ruta de los Pueblos Blancos

Es ist eigentlich unmöglich, eine fest definierte Route zu benennen. Sie führt durch verschiedene Provinzen, kann beliebig erweitert und verkürzt werden, und ist daher mehr eine Anregung als eine ausgeschilderte Strecke. So wird in diesem Artikel auch keine vorgegebene Tour abgefahren, sondern eine Route gewählt, die sich durch eine besonders schöne Landschaft und eine sehr attraktive Stadt auszeichnet. Außerdem wurden Ortschaften vernachlässigt, die schon in anderen Artikeln betrachtet wurden, oder zu weit abseits für eine eintägige Rundfahrt liegen. Ein besonderes Merkmal der Fahrt sind die wundervollen Landschaften, von bunt gesprenkelten Agrarflächen über schier endlose Korkeichen- und Pinienwälder bishin zu schroffen Felsenmeeren. Entlang der Strecke verteilen sich mehrere Ortschaften, von denen sich einige für einen kleinen oder größeren Zwischenstopp anbieten. Insbesondere Arcos de la Frontera eignet sich dafür, ein wenig durch die interessanten Gassen zu schlendern und in einem der unzähligen Restaurants eine kleine Mahlzeit einzunehmen.

On the Road

Zunächst hieß es für mich nach Olvera zu gelangen, an den Anfang der Strecke, zumindest des Teils, den ich als Beginn dieser Ruta de los Pueblos Blancos auserkoren hatte. Dazu fuhr ich erst über die Autobahn Richtung Antequera und Sevilla und dann über die Ausfahrt 146 auf die A384 nach Campillas. Dieser Straße folgte ich bis Olvera und bewunderte erneut die wundervolle Lage in der beeindruckenden Berglandschaft. Überhaupt war die Landschaft auf diesem Teil sehr angenehm, überall Plantagen mit Olivenbäumen, dazwischen frisch gesäte Felder, in denen zartes Grün aus dem bunten Boden spross.

Der erste Dorf, dem ich einen Zwischenstopp widmete, war Algodonales, ein hübscher kleiner weißer Ort, mit einem gemütlichen Zentrum vor der alten, etwas verfallenen Kirche. Ich schlenderte kurz über den von kleinen Cafés umgebenen und mit Orangenbäumen gesäumten Platz, der auch ohne viele Touristen lebhaft und geschäftig erschien. Doch ich wollte diesmal nicht lange verweilen, suchte und fand den Ausgang aus dem Gassenlabyrinth und machte mich weiter auf den Weg, vorbei an Villamartín und Bornos mit seinem Stausee.

Nun folgte Arcos de la Frontera, ein alter und geschichtsbeladener Ort römischen Ursprungs. Ich parkte im ausgeschilderten Parkhaus am Paseo de Andalucía und lief von dort in die Altstadt hinauf. Leider war der kleine Informationsstand am Parkplatz nicht geöffnet, aber das Tourismus-Informationsbüro war nicht schwer zu finden. Es befand sich am Plaza del Cabildo mitten im alten Zentrum. Dort ergatterte ich wieder den üblichen Stadtplan, der mir alle notwendigen Informationen gab, um meinen Spaziergang fortzusetzen.

Zunächst erschien es wie eines der vielen typischen Weißen Ortschaften, doch wieder wurde ich überrascht. Auch Arcos de la Fronterahat seinen ganz persönlichen Charme und ein ganz eigenes Erscheinungsbild. Zwar ist auch hier wieder alles Übliche vorhanden, kleine verwinkelte Gassen, typisch andalusische Innenhöfe und prächtige alte Kirchen und Paläste. Ebenfalls sind die Reste einer ehemals maurischen Festung zu finden. Aber auch gewisse Besonderheiten, welche ich zwar schon in anderen Orten gesehen hatte, die hier aber besonders gehäuft auftraten. Zum Einen kleine Säulen, welche die Hauskanten zierten. An vielen Ecken tauchten sie auf, früher vielleicht zum Schutz der Häuser vor den groben Wagenrädern, heute ein reizvoller Zierrat. Ein weiteres Erkennungsmerkmal, man könnte meinen, es habe mit dem Namen zu tun, sind unzählige Bögen zwischen den Häusern. Auch diese habe ich bisher noch nicht so auffallend gehäuft beobachtet.

Es war ein lohnender Besuch, ein hübsches Kleinod, das der Tour durch diesen Teil Andalusiens die historisch architektonische Note verlieh. Bequem konnte ich die Altstadt durchwandern und auf mich wirken lassen, hatte von verschiedenen Aussichtspunkten einen herrlichen Blick in die wundervolle Umgebung und konnte so voll schöner Eindrücke meine Reise fortsetzen. Und ebenbürtige Eindrücke sollten noch kommen, nur ganz anderer Art. Zunächst galt es jedoch, den Weg aus der Stadt zu finden, was durch den Stadtplan kein größeres Problem darstellte. Schnell fand ich die Straße ins Tal, diesmal auf der anderen, der pittoresken Seite der Stadt. Mächtig thront sie auf einem gewaltigen Felsen, von dieser Seite schier uneinnehmbar.

Um mein nächstes Ziel zu erreichen, Jimena de la Frontera, hielt ich mich zunächst in Richtung Algar und durchquerte eine idyllische Hügellandschaft. Bunte Felder zwischen grünem Buschland, hin und wieder bestückt mit weidenden Rindern. Nach Algar wechselte die Landschaft zu einem endlosen Korkeichenwald, in dem nur noch vereinzelte Felder angelegt waren. Inzwischen hielt ich mich in Richtung Ubrique und folgte der Straße bis zum Puerto de Galiz, danach weiter nach Jimena.

Auch auf dieser Seite des Gebirges war alles voller Korkeichen, unterbrochen durch Wiesen und Felder und vereinzelte Bauernhöfe mit Ziegen und Kühen. Es war ein überwältigender Eindruck, dieser weitläufige, immergrüne Laubwald, gespickt mit imposanten Felsformationen, die der Landschaft noch eine wilde Rauheit verliehen. So ähnlich muss es wohl früher in ganz Andalusien ausgesehen haben. Besonders überraschend war allerdings, dass zwischen den Felsen nicht nur Ziegen kletterten, sondern auch ausgewachsene Rinder, welche durchaus hin und wieder die Straße kreuzten. Ein ungewohnter Anblick, der aber dem gleichlautenden Straßenschild einmal reale Bedeutung beimaß.

Mit der Zeit wurde der Wald etwas lichter, und wechselte langsam zu einem ausgedehnten Pinienwald. Die Straße kletterte bis zum nächsten Pass, und von dort öffnete sich der Blick auf einen weiteren großen Felsen, auf dem sich Jimena de la Frontera befand. Von dieser Seite war allerdings nur die alte Festung auf dem Felsen zu sehen, der Rest der Stadt war gut versteckt dahinter. Diese habe ich allerdings nicht besucht, denn ich hatte noch ein gewisses Stück Weg vor mir. Jetzt hielt ich mich in Richtung Ronda, um durch eine beeindruckende Berglandschaft bis nach Gaucin zu gelangen, der letzten Etappe meiner Tour. Hier hätte sich noch einmal Gelegenheit zu einer kleinen Rast geboten, aber ich entschloss mich, die Tour zu beenden, denn der Abend war herbeigekommen. So fuhr ich von dort direkt zur Küste und über die Autobahn zurück nach Hause.

Ein Querschnitt

Diese Tour entlang der Ruta de los Pueblos Blancos vermittelt einen schönen Querschnitt durch Andalusiens Reize. Landschaftlich erlebt man alles, die typischen Olivenhaine, weitläufigen Korkeichen- und Pinienwälder und imposante Gebirgslandschaften. In den besuchten Ortschaften finden sich die klassischen Eindrücke andalusischer Architektur. Und natürlich die allgegenwärtigen verschachtelt angelegten weißen Häuser, denen die Tour ihren Namen verdankt, aber auch alle anderen Baustile, die so typisch für dieses Land sind. Wer möchte, kann die Runde über Ronda abschließen, eines der vielen weiteren weißen Ortschaften.

Informationen

Einige der pueblos blancos (in alphabetischer Reihenfolge)

Algodonales
Arcos de la Frontera

El Bosque*
Castellar de la Frontera
Conil de la Frontera
Gaucín
Grazalema*
Jimena de la Frontera
Olvera
*
Ronda*
Setenil
Torre Alháquime
Villamartín
Zahara de la Sierra*

Fett: mit auf dieser Tour
* in früheren Artikeln behandelt

Arcos de la Frontera – Oficina Municipal de Turismo
Plaza del Cabildo, nº 2
11630 – Arcos de la Frontera
Tel.: 956 – 70 22 64
Fax: 956 – 70 22 26
E-Mail: turismo@ayuntamientoarcos.org
Internet: www.ayuntamientoarcos.org

(Alle Angaben ohne Gewähr!)

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