Sierra de Grazalema

Ein grandioser Naturschutzpark

Schroffe Berge, sanfte Täler, weiße Dörfer. Alles, was ein Besucher Andalusiens erwartet, findet er in diesem beeindruckenden Naturpark Sierra de Grazalema, den sich die Provinzen Málaga und Cádiz teilen. Geeignet für Tagestouren mit dem Auto, aber auch eine Fundgrube für Wanderfreunde, die dort 33 ausgewiesene Wanderwege finden können. Dazu noch Geschichte zurück bis zu den Höhlenbewohnern, eine vielfältige Flora und Fauna und Ruhe ohne Ende. Dieser wundervolle Park mit mehr als 50.000 Hektar Fläche wurde nicht umsonst von der UNESCO zum Biosphären-Reservat ernannt.

Ein günstiger Startpunkt für einen Besuch der Sierra de Grazalema ist El Bosque, an der Westseite des Naturparks. Dort gibt es ein Informationszentrum, in dem eine kleine Ausstellung über den Park eingerichtet worden ist. Es befindet sich gleich am Ortseingang an einem hübschen Platz, der durch einen großen Brunnen mit einem alten Wasserrad geprägt wird. In diesem Informationszentrum kann gegen einen Unkostenbeitrag von einem Euro auch eine Broschüre mit sämtlichen Wanderwegen (Cuaderno de senderos) erworben werden; sehr empfehlenswert, wenn eine oder mehrere Wanderungen geplant sind. Außerdem befindet sich in diesem Ort noch ein Botanischer Garten, in dem alle wichtigen Pflanzen des Naturparks bewundert werden können. Auch wir haben das Städtchen als erstes angesteuert, um die genannten Informationen zu erhalten.

Danach sind wir von dort aus zunächst nach Ubrique weitergefahren, um allerdings kurz vor dem Ort in Richtung Benaocaz abzubiegen. Schon auf der ganzen Strecke konnten wir die wundervollen Berge zu unserer Linken erblicken, doch nun ging es direkt hinein in die Bergwelt. Noch vor Benaocaz liegt eine archäologische Sehenswürdigkeit, Ocuri, Überreste aus römischen Zeiten. Leider war das Gelände bei unserem Besuch geschlossen, sodass wir uns gleich weiter in die schroffen Berge machten. Auf dieser Seite ist das Gebirge sehr zerklüftet und felsig. Überall stapeln sich Felsbrocken zwischen wilden Eichen. Nach jeder Kurve öffnen sich atemberaubende Ausblicke in die Ferne der Provinz Cádiz. Und immer wieder kreisen die Geier über unseren Köpfen, die sich majestätisch und mühelos von den Aufwinden tragen lassen.

Unseren ersten Zwischenstopp machten wir in Villaluenga del Rosario, einem idyllischen und typischen weißen Dorf, dass sich in einem langen Tal an den Fuß eines steilen Berges schmiegt. Es lohnt sich, den Ort zu besichtigen, und ein wenig in den verwinkelten Gassen spazieren zu gehen. Gleich oberhalb ragt ein halb verfallener Kirchturm über die Dächer, der uns sofort angelockt hat. Dort ist in der Ruine der alten Kirche ein Friedhof errichtet worden, der aber leider abgeschlossen ist.

Doch wir hatten Glück, ein älteres Paar kam gerade dazu und öffnete uns die Tür, da sie dort ein Grab besuchen wollten. Von ihnen erfuhren wir, dass diese ehemalige Kirche zur Zeit der Unabhängigkeitskriege von einem reichen Anwohner errichtet worden war. Doch hat er nie die Erlaubnis bekommen, dort die Messe abhalten zu lassen. Dann wurde die Kirche im Krieg auch noch zerstört und verfiel schließlich mit der Zeit. Aber schon im vorletzten Jahrhundert wurde die Ruine als Friedhof benutzt, wie die Grabinschriften der teilweise weit über hundert Jahre alten Tafeln belegen. Danach erklärte uns die freundliche Dame, was wir im Ort noch alles besuchen sollten, unter anderem die Stierkampfarena, die gerade auf ihren sehr alten Überresten neu errichtet worden war, sowie eine Schlucht im Tal unten, die Sima de Villaluenga, in der sich für Kletterfreudige auch eine Höhle befinden soll. Wir folgten der Empfehlung, schlenderten zunächst durch das gepflegte Städtchen, besuchten die ungewöhnliche Arena und danach noch die Schlucht darunter, sind aber nur bis zum Eingang gelaufen.

Jetzt ging es weiter Richtung Grazalema, dem Ort, welchem der Park seinen Namen verdankt. Auf der Strecke dorthin ist die Landschaft etwas sanfter und die ersten Nadelwälder tauchen auf. Hierbei ist es erwähnenswert, dass diese Wälder hauptsächlich aus der Spanischen Tanne, auch Igeltanne genannt, bestehen. Diese Art ist nur noch an wenigen anderen Stellen zu finden und steht inzwischen unter rigorosem Schutz, da Rodung und Waldbrände, aber auch Ziegenherden, welche die Jungpflanzen verspeisten, den Bestand erheblich dezimiert haben.

Der Ort selber liegt hoch oben an einem steilen Berg und eignet sich hervorragend als Zielpunkt für eine ausgiebige Pause. Wieder finden sich, wie hier ja immer, kleine winkelige Gassen mit hübschen, weiß gekalkten Häusern, dazwischen ehrwürdige Paläste und prunkvolle Kirchen. Hier kommt auch die Gastronomie nicht zu kurz, sodass wir zwischen einigen gemütlichen Restaurants wählen konnten. Das Menü im Restaurante El Torreón hat uns nicht enttäuscht, sodass wir uns danach gestärkt an die letzte Etappe unserer Rundfahrt machen konnten.

Nachdem wir auf unserer bisherigen Fahrt das hohe Gebirge eigentlich mehr umrundet hatten, ging es jetzt hinauf in die Sierra del Pinar. Die schmale Bergstraße führt mitten durch die Nadelwälder. Doch hier ist Vorsicht angesagt, wenn das Fahrzeug verlassen wird, denn dort gibt es unzählige Nester mit den berüchtigten Prozessionsraupen. Auf unserer Fahrt sind wir einigen „Prozessionen“ dieser an sich wunderhübschen Raupen begegnet, die sich wie eine Kette aneinander reihen, deren zierliche Härchen allerdings ein äußerst starkes Gift bergen. Also nur von Ferne bewundern und aufpassen, dass keine von oben herunterfallen.

Weiter geht es am steilen Hang entlang, bis die Straße links zwischen den Bergen durchs Puerto de las Palomas führt, ein Pass, der sich auf 1.357 Metern befindet. Dort gibt es auch einen Aussichtspunkt, der ein atemberaubendes Panorama der Sierra de Grazalema bietet. Danach geht es über faszinierende Serpentinen in ein wunderschönes Tal, vorbei an einem weiteren lohnenswerten Aussichtspunkt mit Blick auf die Garganta Verde, bis nach Zahara de la Sierra am gleichnamigen Stausee. Zahara war schon Teil des letzten Reiseberichts und bildet einen gelungenen Abschluss für den Ausflug. Besonders wenn man von Norden über Antequera die Sierra de Grazalema besucht, schließt sich hier der Kreis. Diese Zufahrt ist für alle empfehlenswert, die von der östlichen Costa del Sol anreisen, da so das Nadelöhr Marbella umfahren wird.

Hier war das Ende unserer Rundfahrt, eine Tour die jeden Natur- und Andalusienliebhaber begeistern dürfte. Ich persönlich habe für mich ein weiteres Reisejuwel entdeckt, das ich mit Sicherheit noch genauer vor die Linse nehmen werde, aber jetzt schon mit Begeisterung weiterempfehlen kann. Diese Route ist natürlich nicht die einzige Möglichkeit, die Sierra de Grazalema zu erkunden. Ein Blick auf die Karte zeigt, dass es noch einige andere Strecken durch diesen großen Naturpark gibt. Vor allem aber sollten sich Wanderfreunde diese Region näher ansehen. Die 33 Wanderwege sind mal kurz, mal lang, schwierig oder leicht, für jeden etwas. Zu beachten ist allerdings, dass die Wege nicht alle frei zugänglich sind, speziell wenn sie in die besonders geschützten Regionen führen. Am besten vorher bei einem der Informationszentren nachfragen und wenn nötig eine Erlaubnis besorgen. Auch empfiehlt es sich, schon im voraus noch zusätzliches Material in Reiseführern oder im Internet zu suchen.

Allgemeine Informationen

Provinz: Cádiz und Málaga

Fläche: 51.695 Hektar

Höhe: 250 – 1.654 m (Pico Torreón)

Klimadaten:
Durchschnittstemperaturen: 10ºC (Januar) 26ºC (Juli)
Durchschnittlicher Niederschlag im Jahr: 2.200 mm

Büros des Naturparks:

El Bosque
Avda. de la Diputación, s/n
Tel.: 956 716 063 / 956 716 236
Fax: 956 716 339
E-Mail: pn.grazalema.cma@juntadeandalucia.es

Ronda
Casa de la Alameda
C/. Alameda del Tajo, s/n
Tel.: 952 877 778
Fax: 952 877 221

Besucherzentren:

El Bosque
Avda. de la Diputación, s/n
Tel.: 956 727 029

Cortes de la Frontera
Avda. de la Democracia, s/n
Tel.: 952 154 599

Ronda
Palacio de Mondragón
Plaza de Mondragón (Ayto. Ronda)
Tel.: 952 871 171

Zahara de la Sierra
Plaza de Zahara, 3
Tel.: 956 123 114

Karte:

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