„Es grünt so Grün, wenn Spaniens Blüten blühen“ – so deutlich ist mir dieser Spruch schon lange nicht mehr vor Augen geführt worden, wie hier im Parque Natural de los Alcornocales. Das Frühjahr ist, was die Naturlandschaften betrifft, immer wieder die schönste Zeit. Die Wiesen und Felder sind grün, hier in diesem Naturpark sogar in einem trockenem Winter wie in diesem Jahr. Dazu kommen noch die grenzenlosen Korkeichenwälder, die zwar immergrün sind, aber in dieser Jahreszeit noch frischer wirken. Ein Naturerlebnis ersten Ranges.
Der Naturpark
Der Parque Natural de los Alcornocales wurde 1989 von derJunta de Andalucia zum Naturpark deklariert und befindet sich nördlich von Tarifa in der Provinz Cádiz. Ein kleines Stückchen gehört zur Provinz Málaga. Der wichtigste Bestandteil des Parks sind, wie der Name schon zeigt, die riesigen Korkeichenwälder, die selbstverständlich auch wirtschaftlich genutzt werden, was nicht unwesentlich zu ihrem Erhalt beiträgt. Sie bieten einer reichhaltigen Flora und Fauna Schutz und sorgen das ganze Jahr für einen wunderschön grünen Eindruck. Ein weiteres Merkmal sind die Sandsteinfelsen, die in der ganzen Region zwischen den Bäumen herausragen und teilweise beeindruckende Formationen bilden. Der lockere Wald und die vielen Seen und Flüsse bieten aber auch der Viehzucht gute Grundlagen, und so grasen überall Rinder, Pferde und natürlich Ziegen. Manchmal findet man auch Esel und Schweine. Verschiedenste Greifvögel kreisen am Himmel und runden das Gesamtbild ab. Geschichtlich ist auch Einiges zu finden. Neben den üblichen weißen Dörfern gibt es mehrere kleine Höhlen, in denen sich gut erhaltene Zeichnungen aus der Neusteinzeit befinden.
Die Rundfahrt
Den ersten Teil der Rundfahrt bewältigte ich über die Autobahn A-381 von Los Barrios bei Algeciras nach Jeréz, vielleicht eine der landschaftlich schönsten Autobahnen Andalusiens. Sie führte mich direkt in den Naturpark, der mich gleich mit seinen weitläufig verstreuten Sandsteinfelsen zwischen den lockeren Korkeichenwäldern empfing. Schon nach kurzer Zeit erreichte ich den ersten Stausee, der gemütlich grasenden Rindern eine idyllische Kulisse bot. Dorthin war ich eher durch Zufall gelangt, als ich die Autobahn an einer Ausfahrt verließ, um ein paar Fotos zu machen. Doch gab es dort keine Auffahrt mehr und ich war glücklicherweise gezwungen, über die parallel verlaufende alte Landstraße zu fahren. Sie führte mich direkt zum Stausee und eröffnete mir den Blick in diese saftige Wiesenlandschaft, kostete mich aber leider auch etwas mehr Zeit als geplant.
Jetzt steuerte ich meine erstes Etappenziel an, die Cueva del Tajo de las Figuras. Dazu nahm ich die Ausfahrt nach Benalup und fuhr über die Landstraße bis zum Embalse del Celemín, bei dem sich die Höhle befindet. Der Eingang wird 200 Meter vorher unvermittelt über ein kleines Schild angekündigt. Ein Versuch dort zu parken scheiterte an dem deutlichen Hinweis, das dies dort nicht erlaubt sei. So fuhr ich bis zur nächsten Einfahrt zu einem Cortijo, an der genügend Platz zum Parken war, und lief dann die paar Meter zurück zur Pforte. Dort empfing mich ein netter Spanier, der mich und ein deutsches Ehepaar, das ebenfalls gerade angekommen war, zur Höhle führte. Auf dem Weg schraubte er zunächst unsere Erwartungen etwas herunter, denn die meisten Besucher würden eine großartige Höhle erwarten. Für mich stellte das kein Problem dar, denn ich war mehr wegen der Zeichnungen hergekommen, die ich gespannt erwartete. Inzwischen waren wir den Hang hinauf gewandert und erreichten den eindrucksvollen Felsen, in dem sich die kleine Höhle befand. Zunächst mussten wir einige natürliche Stufen hinauf klettern um danach über eine stabile Stahlleiter zum Ziel zu gelangen.
Die Höhle war in der Tat sehr klein, mehr ein ausgewaschenes Loch im Felsen. Aber dafür waren die Zeichnungen darin durchaus beeindruckend. Besonders da sie bei hellem Tageslicht betrachtet werden konnten, was sonst bei Höhlenzeichnungen eher ungewöhnlich ist. So konnte ich problemlos einige Fotos der Malereien machen, um sie dann zu Hause noch einmal in Ruhe zu studieren. Aber nicht nur die Höhle, sondern auch die ganze Natur darum herum war den Besuch wert, zumal wir noch zu einigen seltsam ausgewaschenen Felsen geführt wurden, von denen einige Wasserbecken künstlich ausgehauen und aus derselben Zeit wie die Höhlenbilder stammen sollten. Auf dem Rückweg erfreute ich mich noch einmal an der in dieser Jahreszeit wunderschön grünen Natur.
Nach dieser kleinen doch erfreulichen Wanderung fuhr ich denselben Weg wieder zurück zur Autobahn und auf dieser bis nach Alcalá. Dort verließ ich die Autobahn in Richtung dieser Ortschaft, passierte sie und folgte nun der Straße entlang des Naturparks bis zum Puerto de Galiz. Dort gelangte ich auf die Straße in Richtung Jimena de la Frontera, die ich schon auf der Tour entlang der Pueblos Blancos kennengelernt hatte. Wieder begeisterte mich die umwerfende Naturlandschaft dieser Region mitten im Parque Natural de los Alcornocales, diesmal machte ich aber einen Zwischenstopp an der Area recreativa “La Sauceda”, an der ich bei der damaligen Tour nur vorbeigefahren war. Von dort starteten zwei Wanderwege, der eine zur Laguna del Moral, den ich eigentlich abschreiten wollte. Leider war mir aber die Zeit ein wenig davon gelaufen, und außerdem war die Streckenangabe hier vor Ort mit sechs Kilometern dreimal so lang wie in der Information, die ich vorher bekommen hatte. So entschloss ich mich, nur eine kleine Rast einzulegen, um anschließend noch rechtzeitig mein drittes Ziel, Castellar de la Frontera, zu erreichen. Doch selbst diese kleine Pause war noch ein hübsches Erlebnis, denn ich lernte endlich „Ferdinand den Stier“ kennen. An diese Disney-Figur musste ich jedenfalls unwillkürlich denken, als ich ein prächtiges Exemplar dieser Spezies gemütlich Gänseblümchen mampfen sah.
Der weitere Verlauf der Strecke nach Jimena de la Frontera verlief ruhig und mit weniger Unterbrechungen, da ich sie schon einmal abgefahren war. Doch wieder erfreute ich mich an der wundervollen Natur, die mir diesmal noch frischer vorkam, achtete peinlich genau auf herumlaufende Kühe und Ziegen, und gelangte schließlich an Jimena vorbei nach Castellar de la Frontera. In meinem etwas älteren DuMont-Reiseführer wird der Ort noch als „Hochsitz der Aussteiger“ beschrieben, in dem sich „eine bunt gemischte internationale Gemeinschaft von Aussteigern gebildet und häuslich eingerichtet“ hat. Sie sind zwar noch zu finden und wohnen noch in vielen Häusern, besonders außerhalb der alten Stadtmauern, aber im Kern hat die Moderne Einzug gehalten, aus der alten Festung wurde ein Hotel und viele der alten Häuser wurden zu „Casas Rurales“, Appartments für Touristen. Einige der Aussteiger konnten sich aber noch behaupten und manche bieten Kunst und anderes feil.
In jedem Fall ist dieser malerische Ort einen Besuch wert, durchaus auch einen Aufenthalt, denn eines gab es hier nicht, den sonst allgegenwärtigen Touristenkommerz. Die Gassen waren ruhig und bunt geschmückt, ich hörte vielerlei Sprachen bei den Anwohnern und genoss den wundervollen Ausblick. Auf der einen Seite zum Felsen von Gibraltar, auf der anderen Seite über einen kühlen Stausee in die bewaldeten Berge und Täler des Naturparks.
Dies war ein schöner Abschluss meiner kleinen Rundreise durch den Parque Natural de los Alcornocales, denn dieser Ort hat noch das wohltuende Flair eines einfachen und dadurch so angenehmen andalusischen Dorfes. So verließ ich das Örtchen, genoss noch einmal den Blick auf die felsige Waldlandschaft und verabschiedete mich mit einem letzten Blick in den urigen, von der Abendsonne durchfluteten Eichenwald.
Ein Naturerlebnis
Die Korkeichenwälder im Naturpark Los Alcornocales zählen zu den größten Spaniens und als Ganzes zu einem der größten naturnahen Wälder im mediterranen Raum. Entsprechend gewaltig auch der Eindruck, den sie beim Durchqueren hinterlassen. Es gibt aber nicht nur Eichen-, sondern teilweise auch Lorbeerwälder, einzigartig für das europäische Festland. Nicht umsonst erinnert der Besuch dieser Landschaft mitunter an die Urwälder im Nationalpark von Garajonay auf der Kanareninsel La Gomera. Durch seine prachtvolle Größe ist der Parque Natural de los Alcornocales nicht nur zu Fuß, sondern auch mit dem Auto ein einzigartiges Naturereignis, das ein Andalusienbesucher unbedingt erleben sollte.
Informationen
Delegación Provincial de la Consejería de Medio Ambiente
Pza. Asdrúbal, s/n
11071 Cádiz
Tel.: 956 008 700
Fax: 956 008 702 / 956 008 703
E-mail: pn.alcornocales.cma@juntadeandalucia.es
Mauricio Moro Pareto n.º 2, 3.ª- 4.ª Planta
Edif. EUROCOM- Bloque Sur
29071 Málaga
Tel.: 951 040 058
Fax: 951 040 108
“Casa de la Alameda”
C/ Alameda del Tajo s/n
29400 Ronda (Málaga)
Tel.: 952 877 778
Fax: 952 877 221
Oficina del Espacio Natural
Pza. San Jorge n.º 1. Casa Cabildo
11180 Alcalá de los Gazules (Cádiz)
Tel.: 956 41 86 01
Fax: 956 41 86 10
Centro de visitantes “Huerta Grande”
Bda. El Pelayo. Ctra. N-340 Km. 96
11200 Algeciras (Cádiz)
Tel.: 956 679 161
Centro de visitantes “El Aljibe”
Ctra. CA-2112
Alcalá de los Gazules – Benalup Casas Viejas Km. 1
11180 Alcalá de los Gazules (Cádiz)
Tel.: 956 42 05 29
Centro de visitantes “Cortes de la Frontera”
Avda. de la Democracia s/n
29380 Cortes de la Frontera (Málaga)
Tel.: 952 154 599
Oficina de Turismo de Cádiz
Calderón de la Barca, 1
11003. Cádiz
Teléfono: +34 956 211 313
Fax: +34 956 228 471
Tajo de las Figuras
Carretera Benalup – Los Barrios, CA 212
Öffnungszeiten:
Mittwochs bis Sonntags von 9:00 bis 15:00 Uhr
Eintritt frei
Wanderrouten im Internet
http://www.alcornocales.org/turismo/frame_turi.html
(Alle Angaben ohne Gewähr!)
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- An der Costa de la Luz – Dünen, Römer und viel Meer
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- Jerez I – Stadt des Sherry und der Pferde
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- Los Alcornocales und Castellar de la Frontera
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- Über Arcos de la Frontera auf der Ruta de los Pueblos Blancos
- Vía Verde de la Sierra – Auf den grünen Wegen
- Zwischen weißen Städten und grünen Feldern