Bauwerke

Andalusien fotografieren – Teil 3

Etliche der Motive, die hier in Andalusien buchstäblich an jeder Straßenecke zu finden ist, sind irgendwelche bedeutsame, historische oder einfach ansehnliche Bauwerke. Das reicht von alten arabischen Palästen mit filigranen Stuckarbeiten über pompöse Kathedralen bis zu einfachen Stadt- und Bauernhäusern, deren Reiz oft in der ungewollt faszinierenden Architektur jahrhundertelangen An- und Umbauens liegt. Ein schier unendlicher Fundus an wundervollen Motiven für die Fotografie. Kommen dann noch die architektonischen Details ins Visier, gibt es kaum noch Grenzen.

Bauwerke zu fotografieren ist häufig jedoch nicht ganz einfach, meist sind sie sehr groß und man steht direkt davor. Mit einem starken Weitwinkel lässt sich zwar häufig alles fotografieren, aber das sieht in der Regel nicht besonders interessant aus. Allerdings ist es nachträglich möglich, die starke perspektivische Flucht wieder auszugleichen, doch entspricht das dann nicht mehr unbedingt dem Eindruck, den ein vielleicht besonders grandioses Bauwerk hinterlassen hat. Hier hilft mir oft der ‘Mut zur Schräge’. Einfach mal die Kamera anwinkeln und versuchen, durch die verschiedenen Linien des Objekts und angrenzender Gebäude eine reizvolle Komposition zu gestalten. Und schon kann auch auf dem Foto der Eindruck des Gewaltigen entstehen.

Soll jedoch mehr die architektonische Arbeit festgehalten werden, ist es sinnvoll, stürzende Linien zu vermeiden. Eine Möglichkeit ist, wie erwähnt, die nachträgliche Bearbeitung am Computer. Dabei sollte das Foto jedoch nur bis zu einem gewissen Grad auseinander gezerrt werden, um nicht einen ausgesprochen unnatürlichen Effekt zu erreichen, denn irgendwann stimmt die Gesamtperspektive nicht mehr mit der Detailperspektive im Bild überein. Zum Beispiel dann, wenn ein Gebäude so aussieht, als sei es schön von vorne aufgenommen, die Fenster aber zeigen, das ich eindeutig von unten fotografiert habe. Besser finde ich es, einen entfernteren und erhöhten Standort zu finden, um das Gebäude möglichst ohne irgendeine perspektivische Verzerrung aufzunehmen.

Neben der Gesamtansicht sind natürlich auch die Details ein willkommenes Motiv. Ein schöner Torbogen, künstlerische Stuckarbeiten oder verschachtelte Dachgiebel können wundervolle Fotos ergeben. Hier gilt es wieder, besonders auf die Komposition zu achten, um sich hinterher nicht über langweilige Bilder zu ärgern.

Gerade bei Gebäuden kann auch viel mit farblichen Elementen gearbeitet werden, die vielleicht besondere Kontraste herstellen. Es gilt wieder, die Augen auf zu halten und die manchmal versteckten Blickwinkeln zu finden. Ruhig einmal das Gebäude durch den Sucher der Kamera absuchen, der heißt ja nicht umsonst so. Und dann auch der Fantasie freien Lauf lassen. Der Zweck der Fotos muss nicht immer sein, einfach nur das Bauwerk wiederzugeben, und der Betrachter weiß dann, dass man dort gewesen ist. Gerade in der Architektur findet sich oft die Möglichkeit, Fotos zu machen, die eigenständig und losgelöst vom ursprünglichen Objekt sind und so für sich selber stehen. Das sind dann die Fotos, die auch einmal vergrößert und gerahmt an der Wand hängen können.

Dieselben Möglichkeiten gelten auch für das Innere der Gebäude, hier kommt aber dann noch das Problem des Lichts hinzu. Da in der Regel nicht die Möglichkeit besteht, die Räumlichkeiten aufwendig auszuleuchten, bevorzuge ich in diesem Fall, auf ein zusätzliches Licht völlig zu verzichten. Die meisten digitalen Kameras bieten die Möglichkeit, die Lichtempfindlichkeit entsprechend einem hochempfindlichen Film einer analogen Kamera zu erhöhen und so auch ohne Blitz noch gute Fotos machen zu können. Diese sehen dann besonders stimmungsvoll und natürlich aus. Das Bildrauschen, welches bei höher eingestellter Empfindlichkeit auftritt, nehme ich gerne in Kauf, denn in diesem Fall ist mir die Stimmung wichtiger als die Brillanz.

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