Tabernas – Oder: Once upon a time in the West

Sie waren alle hier, Henry Fonda, Claudia Cardinale, Charles Bronson, Clint Eastwood und und und. Es war die große Zeit des sogenannten Spaghetti-Western, welcher Almerías Wüste in die Kinos gebracht hat. Von ‚Spiel mir das Lied vom Tod‘ bis ‚Für eine Handvoll Dollar‘ wurden hier Klassiker dieses Genres in Szene gesetzt. Aber auch neuere Streifen, wie ‚Indiana Jones und der letzte Kreuzzug‘ wurden dort teilweise gedreht. Betrachtet man die umwerfende Landschaft dieser Region, ist es aber auch nicht verwunderlich. Sie ist einfach eine geniale Kulisse und ein faszinierendes Naturschauspiel!

Geschichtlich Geologisches

Die Wüstenregion von Tabernas hat eine lange geologische Geschichte. Früher war die Küstenline dort viel weiter im Landesinneren und hat dadurch unter Wasser für die vielen Gesteinsschichten gesorgt, die heute dort bewundert werden können. Nachdem sich die Küste verschoben hatte, haben Regen und Wind mit unterschiedlichsten Formen der Erosion diese pittoreske Landschaft geformt. Diese Region in der Provinz Almería ist mit 23 cm Regen und 3.000 Sonnenstunden im Jahr eine der wenigen echten Wüsten Europas. Die Mischung aus Mergel und Sandstein kann das Wasser der wenigen Regenfälle nicht halten, was die Erosion noch gefördert hat. Das Ergebnis ist eine faszinierende Wüstenlandschaft mit unglaublichen Felsformationen und karger Flora, die aber gerade im etwas kühleren und feuchteren Winter ihren Überlebenswillen unter Beweis stellt.

Go west

Nun ja, von meiner Warte aus gesehen, ging es natürlich eher nach Osten, denn von Málaga aus fuhr ich über die Küstenstraße nach Almería und von dort hinauf in die Zielregion. Schon von der Autobahn aus war die unglaubliche Landschaft zu sehen, die sich rechts und links in die Ferne erstreckte. Ich freute mich schon darauf, in dieser wundervollen Kulisse ein wenig zu wandern und einen der Westernorte zu besuchen. Wenn möglich wollte ich mir aber auch noch das kleine Örtchen Tabernas ansehen.

Da ich nicht genau herausgefunden hatte, welche der drei Westernstädte im Winter geöffnet war, steuerte ich gleich einmal die erste an, direkt an der Autobahnabfahrt nach Tabernas: Western Leone. Laut meinen Informationen war diese auch jetzt geöffnet und außerdem Drehort einer der Western gewesen, den ich als Jugendlicher extrem cool fand, ‚Spiel mir das Lied vom Tod‘ von Sergio Leone. Daher wohl auch der Name. Dort angekommen hatte ich dann tatsächlich das Gefühl, im wilden Westen gelandet zu sein. Ich war neben zwei deutschen Touristen der einzige Besucher und konnte mich so ungestört in der Kulisse umsehen. Im Zentrum der Saloon, welcher ursprünglich die ‚Sweetwater-Farm‘ aus dem erwähnten Film war. Ringsherum inzwischen viele weitere Gebäude, sodass aus der ehemaligen Farm ein ganzes Dorf geworden war.

Zwischen den leeren Häusern herum zu laufen war schon ein interessantes Gefühl, da es eine interessante Mischung aus Geisterstadt und Filmkulisse war. Im Lautsprecher dudelte dann noch ständig passende Musik aus den klassischen Italo-Western, die Stimmung war eigentlich perfekt. Es fehlten nur noch die Bewohner des Ortes, aber außer einem entlaufenem Pferd, den zwei Touristen, der Betreiberfamilie und einem Angestellten war niemand da. Um so besser, denn all die unpassend gekleideten Touristen hätten der Stimmung doch Abbruch getan. So schlenderte ich durch die verwaisten Gassen, fühlte mich beinahe in den nächsten B-Movie versetzt und genoss noch ein wenig die Stimmung. Doch dann hatte ich genug des wilden Westens. Ich wollte mir ja auch noch die wunderschöne Natur ansehen.

So verließ ich dieses Westerndorf und machte mich auf den Weg zurück zur Hauptstraße. Schon wenige hundert Meter weiter in Richtung Tabernas war bereits die nächste Kulissenstadt, Oasys Parque Temático. Da ich nur einen Blick auf die Anlage werfen wollte, fuhr ich den kleinen Weg zum Parkplatz entlang und stellte fest, dass dieser hinter der Anlage noch weiter in die Natur führte. Dort ging ein einfacher geteerter Weg mitten in die Wüstenlandschaft, hinein in die pure Natur. Leider verwehrte nach ein oder zwei Kilometern ein abgeblättertes aber offizielles Schild die Durchfahrt. So parkte ich meinen Wagen und ging zu Fuß weiter.

Es war eine begeisternde Landschaft. Auf der einen Seite sanfte Hügel bedeckt mit kargen Sträuchern, auf der anderen Seite schroffe Felsen, die deutlich die Spuren ihrer gewaltigen Verformungen präsentieren. Dazwischen ein trockener Wasserlauf, verziert mit malerischen Eukalyptusbäumen. An anderer Stelle ausgewaschene Furchen, die deutlich machten, dass die Regenfälle zwar selten, aber dann ausgesprochen heftig gewesen sein mussten. Und überall dazwischen kleine blühende Überlebenskünstler. Ich wanderte fasziniert kreuz und quer durch die trockene Wildnis, bis ein Blick auf die Uhr mich daran erinnerte, dass ich doch noch mehr besichtigen wollte.

Ich stiefelte zurück zu meinem Wagen und fuhr wieder in Richtung Hauptstraße. Unterwegs warf ich noch einen Blick über den Zaun des großen Themenparks, der wahrscheinlich der aufwendigste der drei Parks hier war. Jetzt ging es weiter nachTabernas. Kurz vor dem Ort führte ein Abzweig hinab in das Flussbett. Dort ging es nach links zum dritten Westerndorf, doch ich nahm zunächst den Sandweg in die andere Richtung. Das war eine gute Entscheidung, denn dort erwartete mich eine beeindruckend malerische Schlucht. Große Felsen erhoben sich rechts und links neben dem gewundenen Flussbett. Wer weiß, welcher Film hier schon gedreht worden ist.

Danach fuhr ich zurück und unter der Brücke hindurch, diesmal zum letzten Filmdorf. Eine wilde Piste führte zunächst durch ein weites Tal, dann ein letztes Stück hinauf auf Asphalt, bis ich vor Fort Bravo stand. Dieses bewunderte ich allerdings auch nur von außen, genoss wieder die grandiose Aussicht, und machte mich danach auf den Weg zur letzten Etappe meiner heutigen Fahrt, nach Tabernas selber. Dazu musste ich wieder durch das trockene Tal, machte einen kurzen Stopp an einer einsamen Ruine, und erreichte schließlich wieder die alte Landstraße. Es war die N340, die an der gesamten Küste entlang über Gibraltar bis nach Cadizführte.

Tabernas selber ist ein typischer spanischer Ort, kleine alte Stadthäuser, historische Kirchen und natürlich eine alte Festung. Um diese Jahreszeit war es ruhig und leer und so fiel ich schon beinahe unangenehm auf, ein einsamer Tourist in einem einsamen verschlafenen Örtchen. Ich hielt mich nicht lange auf, denn ich hatte noch die ganze Rückfahrt vor mir. Der Tag war fortgeschritten und ich hatte alles gefunden, was ich mir für diese Tour vorgenommen hatte.

Auf dem Rückweg fuhr ich das erste Stück nicht auf der Autobahn, sondern auf der parallel verlaufenden Landstraße, denn schon auf dem Hinweg war mir die sagenhafte Landschaft aufgefallen, auf der Autobahn kann man allerdings schlecht stehen bleiben, um ein paar Fotos zu machen. Jetzt stand auch noch die abendliche Sonne genau auf den Bergen und tauchte die ganze Szenerie in ein wunderschönes Licht. Dadurch wurden die durch Wind und Wetter geformten Sandsteinfelsen perfekt hervorgehoben. Einen schöneren Abschluss hätte ich kaum haben können. Jetzt fürchtete ich mich ein wenig vor der tief stehenden Sonne, die mich auf der ganzen Strecke wohl blenden würde, wurde aber von einem anderen Wetterphänomen überrascht. Vom Meer her hatten sich tiefe Wolken in die Küste geschoben, und so war fast auf der ganzen Küstenstraße von Almeria bis Torre del Mar dichter Nebel. Nur manchmal war der Streckenverlauf so hoch gelegen, dass ich buchstäblich ‚über den Wolken‘ gefahren bin.

Etwas anderes

Die Wüste von Tabernas bietet einmal etwas anderes, als es der Besucher Andalusiens gewohnt ist. Natürlich wieder unbeschreiblich schöne Landschaften, die ähnlich auch in anderen Regionen gefunden werden können, aber hier besonders weitläufig sind. Eine wundervolle Kulisse. Und das führt zu dem Besonderen dieses Landstrichs. In unzähligen Filmen hat diese Landschaft tatsächlich als Kulisse gedient, und tut es immer noch. Aber aus diesen „Filmstudios“ sind inzwischen drei interessante Freizeitparks geworden. Western Leone, wahrscheinlich der einfachste, gleichzeitig günstigste aber vielleicht auch authentischste der Drei. Beinahe nebenan der Oasys Parque Temático, auch als Mini Hollywood bekannt. Dieser ist mit Sicherheit der größte und aufwendigste. Und schließlich das Fort Bravo, welches irgendwo dazwischen angelegt werden kann. So ist diese Ecke Andalusiens bestimmt ein ideales Reiseziel für Familien, denn Kinder kommen hier garantiert auf ihre Kosten, von den ‚großen Kindern‘ einmal ganz abgesehen.

Information

Tabernas.org
E-Mail: tabernas@terra.es
Internet: http://www.tabernas.org/

Westernstädte

Cinema Studios Fort Bravo
Ctra. Nacional 340a – km 468 – Ausfahrt 376 der A-92 Almería – Guadix
Büro: +34 950 066 014
Fax: +34 950 066 016
Saloon: +34 950 165 458
Mobil: +34 678 432 813
E-Mail: info@fort-bravo.com
Internet: http://www.fort-bravo.com/

Oasys Parque Temático
Ctra. Nacional 340a – km 464 – Ausfahrt 376 der A-92 Almería – Guadix
Tel.: +34 950 362 931
E-Mail: info@oasysparquetematico.es
Internet: http://www.minihollywood.es/

Western Leone
Ausfahrt 376 der A-92 Almería – Guadix
Tel.: +34 950 165 405 / +34 660 921 669 / +34 660 774 412
Internet: http://www.westernleone.com/

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