Sevilla II – Grandiose Kulisse

Bei einem Aufenthalt in Sevilla fühlt man sich oft wie in einer großen Theaterkulisse. Besonders die Plaza de España fördert diesen Eindruck, aber auch große Schauplätze wie die Tabakfabrik. Ebenso sorgt die Vielfalt der Fassaden, die aus allen Stilepochen entstammen, für diesen pittoresken Eindruck. Sevilla ist mit Sicherheit eine der buntesten und abwechslungsreichsten Städte Andalusiens. Sie könnte Kulissen für jedes nur erdenkliche Theaterstück bieten.

Große Opern

Sevilla ist Schauplatz zahlreicher Opern, von denen nicht nur die folgenden weltbekannt sind. Da ist „Carmen“ von Georges Bizet, basierend auf der Novelle von Prosper Mérimée. Carmen ist der erste große Mythos der Stadt, jene unverwechselbare und stolze Andalusierin, deren Arbeitsplatz, die Tabakfabrik, noch heute besichtigt werden kann. Des weiteren gehören natürlich Rossinis „Barbier von Sevilla“ und Mozarts „Hochzeit des Figaro“ zu de n bekannten Werken. Und selbstverständlich „Don Giovanni“, ebenfalls von Wolfgang Amadeus Mozart, welcher hier den zweiten Mythos Sevillas vertonte, Don Juan, den Prototyp des andalusischen Frauenhelden. Doch die Stadt bot sogar modernstem Filmtheater die Kulisse und ist so noch einem ganz anderem Publikum seltsam vertraut. Die Plaza de España wurde vollständig digitalisiert und diente als Kulisse im Kinospektakel „Star Wars: Episode II – Angriff der Klonkrieger“.

Der zweite Tag

Nach einer ruhigen Nacht, welche nur zu Beginn von einem unbekannten, mir definitiv unsympathischen Menschen gestört wurde, der ausgerechnet vor meinem Fenster anhalten und die ganze Gasse mit überlautem Hiphop aus seiner fahrbaren Ghettobeschallung unterhalten musste, begann ich den Tag zunächst mit einem guten Café con leche in einer Bar nebenan. Anschließend bezahlte ich schon einmal mein Zimmer und stellte mein Gepäck in einem Abstellraum unter, denn ich war mir sicher, dass ich bis Mittag nicht zurück sein würde.

Für den heutigen Tag hatte ich mir einen ausgiebigeren Stadtbummel und anschließend einen Besuch des Real Alcazar vorgenommen. So begann ich mit meinem heutigen Programm im Zentrum der Stadt. Zunächst spazierte ich durch die beliebten Einkaufsstraßen rund um die Calle Sierpes, allesamt Fußgängerzone. Besonders angenehm empfand ich, dass zwischen den Häusern große Tücher gespannt waren, und den Fußgängern angenehmen Schatten boten. So war der Bummel selbst bei 36º Grad immer noch angenehm.

Schon in diesen Einkaufsstraßen faszinierte mich die Vielfalt der Fassaden, die in den unterschiedlichsten Formen und Farben meine Blicke auf sich zogen. Die Schaufenster selber waren dagegen regelrecht langweilig und konnten mich nicht zu irgendeinem Kauf animieren. Begeistert wanderte ich weiter bis ich schließlich an der Plaza de San Francisco gelangte, an der sich das Rathaus befand. Von hier aus bog ich in die kleinen Seitenstraßen ab, in denen noch viele weitere abwechslungsreiche Fassaden zu finden waren. Von prächtigen Palästen bis niedlichen kleinen Häuschen, die sich verschmitzt zwischen die großen Kollegen zwängten, war hier alles vorhanden. Dazu feinste Stuckarbeiten oder raffinierte Malereien.

Besonders lohnenswert war auch ein Blick in die Patios. Viele Türen waren geöffnet, und erlaubten mir den Zugang zu den Innenhöfen, welche dann allerdings meist durch ein Gitter gesichert waren. Trotzdem eröffneten sie einen Einblick in diese wundervolle Bauweise, die es ermöglicht, selbst in so heißen Städten wie Sevilla im Innenbereich der Häuser erstaunlich angenehme Temperaturen zu erzeugen, ganz ohne Klimaanlage. Außerdem erfreute ich mich an der stilvollen Einrichtung vieler dieser Patios.

Die kleinen verwinkelten Gassen führten mich schließlich wieder in das Barrio Santa Cruz, dem ehemaligen Judenviertel. Die Gässchen waren hier noch enger und verwinkelter, überall gab es kleine Geschäfte, die schöne und kitschige Andenken aller Art feil boten, daneben unzählige Restaurants und Cafés für jeden Geschmack. Es war jedesmal ein Vergnügen, durch diese Sträßchen zu wandeln und sich von der Lebensfreude Sevillas einlullen zu lassen.

Direkt am Barrio Santa Cruz befand sich auch der Real Alcazar, die königliche Festung Sevillas, die bestimmt zum Pflichtprogramm gehören sollte. Der Eingangsbereich mit dem Patio del León war noch relativ einfach gehalten, doch spätestens im Palacio Mudéjar zeigte sich der Palast in seiner ganzen Pracht. Vielleicht nicht so grandios wie die Alhambra de Granada, an manchen Stellen aber genauso beeindruckend. Die maurischen Stuckarbeiten waren von derselben Feinheit, teils noch bunt bemalt, und ließen mich bewundernd die Runde machen.

Direkt im Anschluss befand sich der Patio del Crucero, allerdings ein Stockwerk höher als der maurische Palast, was mir zunächst merkwürdig vorkam, bis ich mich daran erinnerte, dass sich unter dem Platz ein unterirdisches Wasserbecken befand. Doch dahin kam ich später. Vom Patio ging ich nun direkt zum Palacio Gótico. Hier war es nicht das Bauwerk, welches besonders ins Auge fiel, sondern vielmehr Wandteppiche von immensen Ausmaßen. Einer davon war eine gewobene Landkarte Spaniens. Und selbst die kleineren, die in den Räumen zum Garten scheinbar beiläufig dekorativ aufgehängt waren, besaßen immer noch stattliche Formate.

Vom Palast ging es weiter direkt zu den Jardines, vorbei an einem großen Wasserbecken, dessen eine Seite mit bemalten Nischen versehen war. In dem Becken stritt ein großer Schwarm Karpfen mit einigen Enten um die Brotkrumen, die von Besuchern ins Wasser geworfen worden waren. Dabei latschten die Enten buchstäblich auf den Köpfen der Fische herum, um an die Brocken heran zu kommen. Angst schien jedenfalls keiner von denen zu haben.

Direkt neben diesem Becken ging es hinein in die wundervolle Gartenanlage des Real Alcazar, in denen sich alle Arten von Grün mischten, dazwischen Blüten, kleine Wege und bunte Töpfe. Außerdem überall kleinere und größere Wasserspiele und Springbrunnen. Dazu unzählige Plätze, an denen man sich im kühlen Schatten der großen Bäume ausruhen konnte. Besonders in einer solch warmen und trockenen Region wie hier wurde mir wieder bewusst, wie schön ein solcher Park sein kann. Und ohne eine solche Anlage wäre hier wohl nur ein karges Stück Land vorzufinden.

Vom Garten aus fand ich dann auch den Zugang zum unterirdischen Becken, das sich unter dem Patio del Crucero befand. Helligkeit drang nur durch kleine Öffnungen zwischen den Säulen ein und tauchte das Gewölbe in ein fantastisch schimmerndes Licht. Die Bögen spiegelten sich im Wasser wie in einem Kaleidoskop und verstärkten die geheimnisvolle Wirkung.

Ich hielt mich noch ein Weilchen dort auf und genoss die unwirkliche Stimmung. Danach wanderte ich durch den nächsten Garten zurück zum Palacio Mudéjar und von dort wieder hinaus in die Stadt. Der Besuch des Palastes hatte länger gedauert als gedacht, und so machte ich mich wieder auf zu meinem Hotel, um mein Gepäck abzuholen. Dort angekommen lief mir die Zeit langsam davon und ich entschied mich jetzt ohne Umweg direkt zum Bahnhof zu gehen.

Ich hatte mich gefragt, wie wohl die Fahrt mit dem normalen Zug von Sevilla nach Málaga wäre, und war pünktlich dort, um mir ein Ticket für diesen Zug zu holen. Doch ich hatte nicht mit der Reiselust der Spanier gerechnet. Es gab dort keinen Platz mehr. Und selbst für den nächsten, doch wieder einen schnellen AVANT, waren nur noch wenige Sitzplätze frei. Froh, doch noch eine Fahrkarte ergattert zu haben, setzte ich mich noch für ein gutes Extrastündchen in den Bahnhof, um dann wieder bequem und flott nach Málaga zu düsen. Und tatsächlich, es waren kaum noch Plätze frei. So genoss ich schließlich die Fahrt und wanderte im Geiste noch einmal durch die Stadt, während ich die Fotos in der Kamera begutachtete.

Reiseplanung

Eine Tour nach Sevilla sollte mindestens zwei Tage in Anspruch nehmen. Wer mit dem Auto kommt, sollte eine gute Karte und ein Hotel mit Parkplatz suchen. Einfacher geht es in der Regel mit dem Zug, denn vom Bahnhof kann man entweder zu Fuß oder mit dem Taxi überall hin kommen. Aber auch Zugreisen sollten, besonders am Wochenende im voraus geplant und gebucht werden, um keine Überraschungen zu erleben, denn die Spanier reisen noch viel mit der Eisenbahn. All das ist mittlerweile bequem über das Internet möglich, aber auch jedes Reisebüro sollte dazu in der Lage sein. Ebenso können Eintrittskarten für Flamencoshows oder andere Veranstaltungen in der Regel auf diese Weise gekauft werden. Ansonsten schon mal in Ruhe einen Reiseführer oder diverse Internetseiten studieren, um nicht ganz unvorbereitet in der Stadt anzukommen.

Informationen

Tourismusbüros der Stadt Sevilla

Plaza del Triunfo, 1
Tel.: 954 21 00 05 / 902 07 63 36
Fax: 954 21 08 58
E-mail: infoturismo@prodetur.es
Web: www.turismo.sevilla.org

Aeropuerto de San Pablo. Autopista de San Pablo, s/n
Tel.: 954 44 91 28
Fax: 954 44 91 29
E-mail: otaesevilla@andalucia.org
Web: www.andalucia.org

Estacion de Santa Justa / Avd. Kansas City, s/n
Tel.: 954 78 20 02
Fax: 954 82 20 21
E-mail: otjusta@andalucia.org
Web: www.andalucia.org

Avda. Constitución, 21 B
Tel.: 954 787 578
Fax: 954 787 579
E-mail: otsevilla@andalucia.org
Web: www.andalucia.org

Plaza de San Francisco, s/n – Ayto. de Sevilla (Museo de la Logia)
Tel.: 954 59 01 88
Fax: 954 59 01 88
Web: www.turismo.sevilla.org

C/ Arjona, 28. Naves del Barranco
Tel.: 902 194 897
Fax: 954 229 566
E-mail: barranco.turismo@sevilla.org
Web: www.turismo.sevilla.org

Unterkünfte

Asociación de Hoteles de Sevilla y provincia
San Pablo 1, 2. 41001 Sevilla, España.
Tel.: (+34) 954 221 538
Fax: (+34) 954 561 444
Web: www.hotelesdesevilla.com

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