Córdoba ist wohl eine der ältesten und bedeutendsten Städte Andalusiens, in der sich der Kampf der Kulturen besonders deutlich manifestiert hat. In vielen Orten finden sich Überreste der verschiedenen Kulturen, die sich in Andalusien ausgebreitet haben, aber selten ist die „feindliche Übernahme“ so offensichtlich, wie hier. Zwar sind auch anderswo nahezu alle ehemaligen Moscheen entweder abgerissen oder in Kirchen umgewandelt worden, aber hier blieb die drittgrößte Moschee der Welt grundsätzlich erhalten und wurde nur durch entsprechende Umbauten in eine katholische Kathedrale umgewandelt. Das Ergebnis ist ein sonderbares Gebilde mit einem ganz eigenen Reiz, nicht Moschee, nicht Kirche, aber doch von allem etwas.
Eine der ganz alten Städte Spaniens
Schon im Jahre 169 v. Chr. wurde jene alte iberische Siedlung von den Römern besetzt und als Corduba eine der wichtigsten römischen Städte im südlichen Spanien. Später, im 3. oder 4. Jahrhundert, wurde hier ein Bischofssitz gegründet. Bevor dann Córdoba im Jahre 711 von den Arabern erobert wurde, war es Teil des Westgotischen Reiches, wurde zwischendurch von den Vandalen zerstört und eine Zeit lang von den Byzantinern besetzt. Nach der Eroberung durch die Araber wurde Córdoba bald Hauptstadt des Emirats Al-Andalusund später ein eigenständiges Kalifat. In ihrer Blütezeit im 10. Jahrhundert war die Stadt mit rund einer Million Einwohner wohl die größte der damals bekannten Welt. Es gab 600 Moscheen, 300 öffentliche Bäder, 80 Schulen, 17 Hochschulen, Bibliotheken, Krankenhäuser, eine zentrale Wasserversorgung, gepflasterte Straßen mit Beleuchtung und vieles mehr. Die große Moschee, deren Bau im Jahre 785 begonnen worden war, wurde insgesamt dreimal Mal erweitert und wuchs zu einer der größten der Welt. Kultur und Wissenschaft wurden hoch geschrieben und die verschiedenen Religionen, Moslems, Christen und Juden, lebten weitgehend friedlich nebeneinander. Doch mit der Zeit zerfiel das Kalifat in verschiedene Königreiche, die Macht Córdobas schwand und mit ihr der Frieden. Es traten dogmatischere Muslime auf, die nun nicht mehr so tolerant gegenüber Andersdenkenden waren. Inzwischen formierte sich auch die Reconquista, die sogenannte Rückeroberung, welche die Nachfahren der Westgoten schon über Jahrhunderte anstrebten. Ferdinand eroberte im Jahre 1236 die Stadt, und es begann die „christliche“ Epoche. Nachdem unter dem katholischen Königspaar Ferdinand II. und Isabella I. die gesamte Rückgewinnung Südspaniens gelungen war, wurde schließlich als Zeichen des Triumphes eine Kathedrale in die Moschee gesetzt. In jener Epoche herrschte weniger Toleranz, besonders während die spanische Inquisition ihren Sitz in der Festung von Córdoba hatte. Nachdem die Stadt in den anschließenden Jahrhunderten an Bedeutung verloren hatte, ist sie inzwischen wieder zur drittgrößten Stadt Andalusiens angewachsen und vor allem eine der bedeutendsten kulturellen Sehenswürdigkeiten Spaniens.
Stadtansichten
Kartenmaterial ist ja immer so eine Sache, und ich ließ mich überraschen, was die Straßenanbindung nach Córdoba betraf. Das letzte Mal, vor etlichen Jahren, war es noch eine mühsame Kurverei über eine mehr oder weniger gut ausgebaute Landstraße. Zu meiner Freude wurde diese inzwischen zum größten Teil von einer Autobahn abgelöst, und das letzte Teilstück war ebenfalls schon in Bau. So gelangte ich recht zügig dorthin und freute mich über die gewonnene Zeit. Doch diese Freude wurde bald wieder etwas getrübt, denn inCórdoba selbst wurde fleißig gearbeitet. Wie beim letzten Mal wollte ich gegenüber dem Altstadtzentrum am Fluss parken, denn dort waren viele kostenlose Parkplätze. Daran hatte sich auch nichts geändert, schnell fand ich ein günstiges Plätzchen, und machte mich auf zur alten römischen Brücke. Hier nun wurde wie gesagt fleißig gearbeitet, die gesamte Brücke und das Museum waren für den Publikumsverkehr gesperrt. Natürlich freute ich mich einerseits darüber, dass dieses Baudenkmal renoviert wurde, aber so war mein Zeitgewinn wieder dahin, denn irgendwie wollte ich doch auf die andere Seite des Flusses. Glücklicherweise erfuhr ich in einem kleinen Informationshäuschen mit Infos über die Renovierungsarbeiten an der Brücke, dass von der Stadt ein kostenloser Bustransfer eingerichtet worden war. Ich suchte die Haltestelle, fand den Bus, in welchem der Fahrer gerade ein kleines Päuschen machte, und fragte, wann er fahren würde. Er meinte etwas von fünf Minuten, fuhr dann aber recht bald los, mit mir als einzigem Fahrgast. Welch angenehmer Luxus!
So ging es über den parallelen Puente de Miraflores auf die andere Seite des Río Guadalquivir und an jenem entlang wieder bis zum Puente Romano. Dort angelangt verließ ich den Bus und begann mit der Besichtigung Córdobas. Empfangen wurde ich von der Puerta del Puente, einem großen Triumpfbogen, der zwischen der römischen Brücke und der Mezquita-Kathedrale stand. Daran vorbei ging ich auf den Plaza Triunfound stand so vor der über 100 Meter langen Fassade der großen ehemaligen Moschee. Um hinein zu gelangen, musste ich sie erst umrunden, wobei ich mich vorher dem großen Gebäude auf der linken Seite zu wandte, dem Palacio de Congresos y Exposiciones, dem vormaligen erzbischöflichen Palast. Nachdem ich die beeindruckende Architektur bewundert hatte, besorgte ich mir im Tourismus-Informationsbüro, welches sich im gleichen Gebäude befand, noch eine Karte der Stadt, um mich danach der Mezquita zu widmen.
Zunächst betrat ich den Orangenhof, suchte und fand den Verkaufsstand für die Eintrittskarten, erwarb eine solche und betrat voller Erwartung die Mezquita. Wie bei meinem früheren Besuch war der erste Eindruck sehr erhaben, gleichzeitig aber auch etwas bedrückend durch die ausgesprochene Dunkelheit in dem Gebäude. Ein Phänomen, dass wohl den Umbau zur Kathedrale kennzeichnet, denn früher sollen die Tore des Gebäudes offen gewesen sein, außerdem erhellten tausende brennende Öllämpchen das Innere, sodass der Raum ursprünglich hell erleuchtet war. Doch wenn sich das Auge erstmal an die Dunkelheit gewöhnt hat, eröffnet sich der unbeschreibliche Eindruck, der sich durch die immensen Ausmaße des Komplexes ergeben. Wie ein Wald von Säulen, der sich über eine Fläche von rund 15.000 Quadratmetern ausbreitet. Die Architektur der Säulen und ihrer doppelten Bögen unterstützt noch diesen waldartigen Effekt. Ein Mosaik, das bei Ausgrabungen unter der Mezquita gefunden wurde, bezeugt, dass hier ursprünglich eine westgotische Kirche stand. Davor soll noch ein römischer Tempel das Gelände geziert haben. Materialien dieser beiden und vieler anderer Gebäude hatten jedenfalls als Grundlage für den Bau gedient, und so ergab sich die unbeschreibliche Vielfalt der ursprünglich 856 Säulen, von denen scheinbar keine einer anderen gleicht. 65 von ihnen mussten allerdings der zentral eingepfropften Kathedrale weichen, von derKarl V., welcher selbst die Genehmigung für den Bau erteilt hatte, gesagt haben soll: „Ihr habt etwas gebaut, was man überall hätte bauen können, und etwas zerstört, das einmalig war.“
Ein Weilchen spazierte ich noch durch den märchenhaften Steinwald, versuchte ohne Blitz und Stativ, letzteres war untersagt, die Stimmung fotografisch festzuhalten. Schließlich stand ich wieder im Freien und meine Augen mussten sich an das gleißende Sonnenlicht gewöhnen. Ich überlegte kurz, was ich als nächstes besuchen wollte, und entschied mich für die Calleja y Plaza de las Flores. So schlenderte ich durch die kleine Gasse, die dorthin führte, und betrat schließlich die Blumengasse. Leider blühte zur Zeit kaum etwas, sodass in den Töpfen an den Wänden nur ein paar gerupfte Geranien ein wenig traurig in der Weltgeschichte herum hingen. Auf dem Platz selber wurde dann aber durch einen begabten Gitarristen eine andalusisch-gemütliche Stimmung erzeugt, sehr zur Freude der zahlreichen Touristen. Ich schlenderte wieder zurück, die Calle V. Bosco entlang und stieß dort mehr zufällig auf eines der ältesten erhaltenen arabischen Bäder Spaniens, die Baños Ärabes de Santa María. Zunächst ging ich durch einen niedlichen Patio, um danach in den relativ kleinen Raum am hinteren Ende zu gelangen. Dies war die Haman, die Sauna, gut erkennbar an den typischen Licht- und Luftschächten an der Decke. Besonders war nicht nur die Tatsache, dass es eines der ältesten Bäder war, sondern auch, dass es bis ins 16. Jahrhundert in Benutzung gewesen war.
Anschließend spazierte ich ein wenig durch die Altstadt Córdobas, wo es überall etwas zu entdecken gab. Ein Blick auf den Stadtplan zeigte mir ebenfalls, dass es für einen Tag zu viele Sehenswürdigkeiten gab. Also genoss ich einfach die Atmosphäre, ging hinauf bis zum Plaza de las Tendillas und danach quer hinüber zur Alcázar. Das Schönste an dieser Festung aus dem 14. Jahrhundert war eigentlich der großzügig angelegte Park. Ansonsten war der ehemalige Wohnsitz der Katholischen Könige und spätere Sitz der Inquisition relativ nüchtern und wenig ansprechend. Abwechslungsreicher war da schon der Besuch der liebevoll restaurierten und mit aufwendigen, multimedialen Mitteln ausgestatteten Bäder der Kalifen von Córdoba. Hier bekam ich einen aufschlussreichen Einblick in den Aufbau und die Funktionsweise der arabischen Bäder.
Inzwischen war der Tag voran geschritten, die Sonne neigte sich und ich hatte noch die Rückfahrt vor mir. So ging ich noch einmal vorbei an der grandiosen Mezquita zum Transferbus, der mich, diesmal nicht alleine, über den Puente San Rafael, wieder auf die andere Seite des Flusses brachte. Nach einem freundlichen Abschiedsgruß vom Fahrer lief ich zu meinem Wagen und warf noch einen letzten Blick über den Fluss auf die in der abendlichen Sonne leuchtende Altstadt.
Empfehlung
Córdoba gehört eindeutig zu den Sehenswürdigkeiten Spaniens, die als ein Muss bezeichnet werden können, besonders für diejenigen, die sich für die deutlichen maurischen Einflüsse in Andalusien interessieren. Die Mezquita ist in der Tat einzigartig, ein architektonisches Meisterwerk, auch wenn es durch die Jahrhunderte auf Grund der vielen unterschiedlichen Einflüsse teilweise etwas entstellt worden ist. Aber auch das trägt zu dem unvergleichlichen Eindruck bei, den ein Besuch hinterlässt. Córdobaist aber mit Nichten nur eine Mezquita-Kathedrale, sondern auch eine sehr ansprechende und typische andalusische Stadt, die es ebenfalls wert ist, erkundet zu werden. Ein Tag ist dafür eigentlich zu wenig, besonders wenn noch einige andere Sehenswürdigkeiten oder auch ein klassischer Tablao de Flamenco besucht werden soll. Eine herausragende Tradition ist schließlich noch der Concurso de Patios, der jedes Jahr zwischen dem 2. und 3. Wochenende im Mai stattfindet. Zu dieser Zeit sind bis zu 40 mit Blumen geschmückte Patios für die Öffentlichkeit zugänglich. Eine Liste der Adressen liegt dann in den Tourismusbüros der Stadt.
SehenswürdigkeitenMezquita Catedral Alcázar de los Reyes Cristianos & Baños Califales Calleja de las Flores Palacio de Congresos y Exposiciones Palacio de los Marqueses de Viana Torre de la Calahorra & Puente Romano InformationAyuntamiento de Córdoba Patronato Provincial de Turismo |
Oficinas de TurismoFrente Alcázar de los Reyes Cristianos. Plza. Tendillas, s/n Pza.del Potro, 2 (Posada) Estación AVE-RENFE (hall de llegadas), s/n . Córdoba24 |
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