Auf der Pirsch

Digitale Fotografie – Teil 13

Nach den vielen Stunden am Computer soll es noch einmal hinaus gehen, mit der digitalen Kompaktkamera auf die Pirsch. Dazu ist diese Art Kamera aber nicht geeignet, denken Sie vielleicht, was im Prinzip auch richtig ist. Die wenigsten dieser Kameras sind mit Vorrichtungen versehen, um irgendwelche Vorsatzlinsen anzubringen. Aber das ist auch nicht unbedingt notwendig, denn es geht viel einfacher. Hier wird ein Umstand plötzlich zum Vorteil, der sonst bei vielen Gelegenheiten ein Nachteil ist: Das für einen Fotoapparat eigentlich winzige Auge der Kompakten, das kleine Objektiv. Der Vorteil ist, dass Sie dieses kleine Auge auch überall verwenden können, wo Sie Ihr eigenes einsetzen. Sei es eine Lupe, ein Fernglas, alles, was Sie verwenden können, um etwas besser zu sehen. Natürlich sind die Ergebnisse nicht immer so brillant wie bei professionellen Objektiven großer Spiegelreflexkameras, aber für die eigenen Zwecke mit Sicherheit ausreichend und allemal einen Versuch wert.

Auf der Pirsch gibt es ja zwei Möglichkeiten, einmal die fotografische Jagd nach den großen Tieren, die weit weg mit dem normalen Tele nicht mehr zu erkennen sind; zum anderen die Welt des Makro-Bereichs, Insekten, Blüten – alles, was klein ist, aber groß herauskommen kann. Betrachten wir zunächst die Großwildjagt. Sie haben bestimmt ein Fernglas im Haus. Probieren Sie einfach mal, mit der Kamera durch das Fernglas zu fotografieren. Mit ein paar Tricks und etwas Übung kommen recht brauchbare Ergebnisse zustande. Zunächst sollte das Objekt, das fotografiert werden soll, mit dem Fernglas anvisiert und scharf gestellt werden, danach kann es mit dem Fotoaparat abgelichtet werden. Wenn Sie das Fernglas auf einem Stativ anbringen können, um so besser. Machen Sie jetzt mehrere Versuche mit den verschiedenen Brennweiten der Kamera. Am schärfsten wird es mit dem Weitwinkel, bekommt aber meist einen schwarzen Rand. Am undeutlichsten, mit den stärksten optischen Verzerrungen und einer daraus resultierenden Unschärfe, wird es im starken Telebereich. Das schönste Ergebnis liegt irgendwo dazwischen. Das Beispiel zeigt deutlich, dass die Blüte auf dem Originalfoto kaum zu sehen, mit dem Fernglas jedoch deutlich erkennbar ist.

Jetzt zum Nahbereich. Die meisten Kompaktkameras sind mit einer Makro-Funktion ausgestattet, die auch recht ordentlich funktioniert, aber doch nicht die typischen „Makroaufnahmen“ hervorbringt. Wieder ist das Problem die Tiefenschärfe und der starke Weitwinkeleffekt. Hier hilft eine handelsübliche Lupe bestens aus. Je besser die Qualität des Glases, desto besser das Ergebnis, je stärker die Vergrößerung, desto näher kommt man heran. Auch hier sind wieder Fotoreihen in allen Brennweitenbereichen angebracht. Und wieder heißt es probieren und probieren, doch lassen sich die Ergebnisse wirklich sehen. Die Beispielaufnahmen sind mit einem 6fach Vergrößerungsglas entstanden, doch habe ich auch schöne Bilder mit einer einfachen Leselupe erreicht, besonders wenn ich nicht so nah an das Objekt heran konnte, oder es zu groß war.

Zusammenfassend kann gesagt werden: Nehmen Sie doch einfach mal das Fernglas mit, wenn Sie den nächsten Ausflug machen. Oder nehmen Sie ihren Garten einmal gründlich unter die Lupe. Sie werden staunen, wieviele hochinteressante Motive dort zu finden sind. Sie Aufnahmen durch das Fernglas werden wohl nie einem wirklichen Teleobjektiv gleichkommen. Starke Randverzerrungen und eine allgemeine Unschärfe sind nicht vermeidbar, da die Optiken nicht aufeinander abgestimmt sind. Aber dafür entspricht dieses „Objektiv“ in der Brennweite locker dem eines Papparazzi. Ohne Fernglas sind Aufnahmen eines in der Ferne stehenden wilden Steinbocks, oder der abgebildeten Blüte, mit einer üblichen Kompaktkamera eben nicht machbar. Da nimmt man die Abstriche gerne in Kauf, zumal am Computer noch einiges herausgeholt werden kann.

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