Sommer in Andalusien, heiß, anstrengend, aber schön. Mit Sicherheit ist dies die Jahreszeit, die auf den unterschiedlichsten Widerhall bei allen Freunden und Kennern Andalusiens stößt. Für die einen ist es die schönste Zeit überhaupt, schönes Wetter ist garantiert, das Meer ist inzwischen warm, die Sonne bräunt und das Leben pulsiert. Für die anderen ist es genau umgekehrt, das Wetter ist zu heiß, das Meer oft verschmutzt, die Sonne brennt gnadenlos und das Leben ist hektisch und laut. Entsprechend fallen auch die Reaktionen aus, die einen kommen, die anderen gehen. Für alle, die das ganze Jahr über hier wohnen hat diese Form des Jahreszeiten-Wechsels aber auch ihren Reiz. Der Jahres-Rhythmus hat seinen parallelen Lebens-Rhythmus. Wie sieht nun dieser veränderte Rhythmus im Sommer aus?
Zwei Dinge kennzeichnen diese Jahreszeit: Hitze und Touristen. Es ist natürlich eigentlich immer relativ warm, aber im Sommer ist es heiß, im Inland so heiß, das jeder Spanier, der es irgendwie ermöglichen kann, den Sommer an der milderen Küste verbringt. So entsteht ein wahrer Menschen-Strom, der sich jedes Jahr zur gleichen Zeit wiederholt. Ende Juni beginnen offiziell die Sommerferien in den Schulen. Hier startet die erste Reisewelle, in der aber nur eine Hälfte der Familie umsiedelt. Mütter und Kinder kommen an die Küste, alle anderen, die noch arbeiten müssen, reisen immer zum Wochenende ein. Dadurch sind Staus vorprogrammiert, Freitag abends Richtung Küste, Sonntag Abend wieder zurück. Im August nehmen jetzt fast alle ihren Jahresurlaub, bei Temperaturen um 40 – 50 Grad in Städten wie Sevilla und Cordoba ist Arbeiten sowieso kaum noch möglich. Viele Firmen schließen in diesem Monat einfach und die Bevölkerungszahl in den Küstenstädten verfünffacht sich teilweise. Entsprechend explodiert natürlich auch das Leben in diesen Orten. Ruhe zu finden ist zu dieser Jahreszeit nur Mittags in der Siesta möglich, vielleicht auch noch ein wenig in den frühen Morgenstunden. Ansonsten Trubel, Musik, knatternde Mopeds und viele Menschen, tagsüber am Strand, Abends und Nachts in den Straßen. Das beschauliche und träge Andalusien erwacht zur typischen andalusischen Lebensfreude. Scheint paradox, ist aber einer der wunderschönen Aspekte dieser Region.
Aber wie alles hat natürlich auch dieser Trubel seine eindeutigen Schattenseiten. Lärm, Verkehrschaos, Schmutz und Hektik. Viele Nord-Europäer flüchten daher im Sommer zurück in den Norden. Sommer-Urlauber, die jedoch gerade Sonne, Meer und Trubel suchen, kommen jetzt auf ihre Kosten. Allerdings muss gesagt werden, dass die meisten Bereiche der Küste Andalusiens noch nicht so von den typischen Sommertouristen belagert werden wie in Nordspanien oder auf den Balearen. Wer hier so etwas wie den Ballermann 6 sucht, wird enttäuscht sein. Zum Glück, wie viele sagen. Das liegt wohl auch daran, dass eben der größte Teil der Urlauber zu dieser Jahreszeit die Spanier selber sind. Nicht umsonst wird gerade auf den Balearen versucht, diese Art Tourismus sehr restriktiv einzudämmen. Verständlich, welches Land möchte schon zur Massen-Kneipe degradiert werden. Spanien mit Sicherheit auch nicht.
Sommer in Andalusien, es gibt drei Möglichkeiten, ihn zu überleben. Flucht nach vorne, Flucht nach hinten oder daneben stehen. Will heißen, mitten hinein in den Trubel, in den Norden fliehen oder anpassen, die schönen Seiten genießen und die Schattenseiten geschickt umschiffen, was natürlich nicht immer möglich ist. Aber es geht, und dann ist der Sommer hier auch für die schön, die den typischen Touristen-Rummel nicht so mögen.