Das Straßenfest – Feria in Málaga

Jedes Jahr finden in allen Städten Andalusiens die großen Ferias statt. Auch in Málaga ist es bald wieder soweit, am 15. August beginnen die 10 Tage der dortigen Feria. Leider hat man als ständig in Spanien Wohnender oft nicht mehr so die Möglichkeit, all die Gelegenheiten, die sich vor Ort bieten, mitzuerleben. Außerdem ist man von den vielen Ferias, die hier in jedem Städtchen stattfinden, schon so gesättigt, dass auch nicht mehr die rechte Lust aufkommt. So ergeht es uns auch jedes Jahr wieder: Keine Zeit, keine Lust, alles viel zu viel. Aber einmal muss man einfach da gewesen sein, und so besuchten wir einmal die Feria an einem Samstagnachmittag. Für meinen Geschmack war es eine gute Idee, denn an einem solchen ‘ganz normalen Nachmittag’ hat dieses riesige Fest eine ganz persönliche Note.

Man kommt sich beinahe vor wie bei einer kleinen Party in Nachbars Garten, nur dass die ganze Stadt da ist. Alles ist voll mit gut gelaunten Leuten, die lachen, singen und tanzen. Sie sitzen in einem der vielen Cafés und Restaurants, trinken, essen, unterhalten sich oder wandern einfach singend und spielend durch die Straßen. Zwischen drin gibt es Schausteller der verschiedensten Art, Clowns, lebende Statuen und vor allem viele Musiker. Egal wo man hingeht, überall spielt irgendeine Musik, meistens live. Besonders natürlich spanische Volksmusik. Oft stehen da ein paar Männer oder Frauen mit Gitarren, Trommeln, Rasseln oder anderen Instrumenten und singen voll Elan die schönsten Lieder. Und natürlich sind dann da immer auch welche, die dazu tanzen, feurig und schwungvoll, mit ganzer Seele. Wenn man etwas für diese Musik übrig hat, ist still stehen kaum noch möglich. Diese große Party erstreckt sich nun über den ganzen Altstadtkern Málagas. Es ist schwierig zu entscheiden, wo man sich dazu stellen oder setzen soll. Jede Ecke ist einladend, durch endlose Girlandendächer ist für Schatten gesorgt, wo man hinsieht, wird man fröhlich angelacht. Apropos hinsehen:

Das Auffälligste, besonders für uns Extranjeros, ist bestimmt die farbenprächtige Flamenco-Tracht. Wohl an kaum einem anderen Ort der Costa del Sol ist eine solche Vielfalt davon auf einmal zu sehen, wie hier auf dieser Feria. Jeder, der ein solches Kleid hat, trägt es auch. Da sind die stolzen Madres, die selbstverständlich diese Tracht tragen. Figur? Darum kümmert sich hier keiner. In diesem Kleid hat man ja außerdem schon fast automatisch eine gute Figur. Es geht mehr um die Freude daran, diese Tracht zu tragen und damit gut auszusehen. Und so übertreffen sich die Kleider an Vielfalt und Farbenpracht. Aber dort, wo sie getragen werden, wird auch getanzt.

Tatsächlich wird hier in jeder Straße an irgendeinem Platz oder irgendeiner Ecke getanzt. Meistens ist es die Sevillana Clasica, die hier so ziemlich jeder beherrscht. Sie ist allerdings auch die einfachste Form der Sevillana, hat dadurch aber auch den Vorteil, dass sie für jedermann erlernbar ist. Die älteren Herrschaften können sie sowieso, aber auch Jugendliche sind immer dabei, wenn Sevillana getanzt wird. Es macht viel Spaß, dabei zuzusehen, wie sich die Paare umeinander drehen und die Arme dabei immer in Bewegung sind. Wenn man mit dem Sucher der Kamera knapp über das Meer von Köpfen sieht, tauchen aus diesem Meer ständig Arme auf, wie Schlangen, die sich zur Musik bewegen. Überhaupt gibt es hier für den ambitionierten Foto- und Videografen Motive in Hülle und Fülle, zumal die Malageños offensichtlich nicht kamerascheu sind und gerne auch mal für ein Foto posieren.

Es war, wie jedes mal, ein schönes Erlebnis. Dieser Samstagnachmittag war mit Sicherheit nicht einer der wichtigen Momente dieses über eine Woche lang dauernden Festes, aber ich finde gerade diese Zeiten, in denen einfach so nebenbei gefeiert wird, besonders interessant, insbesondere durch die Natürlichkeit. Es reizt ungemein, hier mittendrin zu sein, dass heißt, mitzumachen. Also doch: Sevillana lernen! Und dann einfach hinein ins Getümmel.