Rote Augen und blaue Lichter

Digitale Fotografie – Teil 10

Das Problem ist so alt wie das Blitzlicht. Besonders aber, seit die Fotografie die Massen erreicht und die kleinen Kompaktkameras den Markt erobert haben. Der eingebaute Blitz liegt optisch zu dicht am Objektiv, sodass das Licht direkt aus den Augen reflektiert wird. Ein einfacher Trick ist bei vielen Kameras schon eingebaut, der Vorblitz, damit sich die Pupille des Auges schließt und somit das Licht nicht mehr reflektiert wird. Aber das klappt nicht immer und oft ist er auch einfach nicht eingeschaltet. Das Ergebnis: leuchtend rote Augen! Das Problem hat sich ohne Änderung in die digitale Welt eingeschlichen und sorgt auch hier wieder für zusätzliche Arbeit. Nur mit einem gravierenden Unterschied: Die digitalen Fotos können ja einfach nachbearbeitet werden.

Was ist nun zu tun, wenn einen die lieben Freunde und Verwandten mit roten Leuchtaugen entgegenblicken? Eigentlich ist es gar nicht so schwer, denn die meisten Bildbearbeitungsprogramme haben entsprechende Vorrichtungen gegen die roten Augen. Meist heißen sie auch so, nur die Arbeitsweise ist unterschiedlich. Bei einigen Programmen muss mit dem Auswahlwerkzeug das missratene Auge ausgewählt und dann einfach der Filter angewandt werden. Allerdings gelingt es nicht immer, das gewünschte Ergebnis zu erreichen. Wieder ist experimentieren gefragt, besonders wenn das Werkzeug, wie es häufig der Fall ist, einfach alle roten Bildpunkte innerhalb eines Bereiches umwandelt. Ausgefeilter ist hier das Rote-Augen-Pinsel-Werkzeug aus Photoshop-Elements. Hier wird direkt mit dem Werkzeug im Auge gemalt, wobei immer die Farbe ausgewählt und verändert wird, die zuerst angeklickt wird liegt. Meist müssen einige Durchgänge vorgenommen werden, doch danach ist das Ergebnis perfekt. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, das Rote in den Augen auch ohne Spezialwerkzeuge zu entfernen, indem die Pupille ausgewählt wird, die Farbe entfernt und die Helligkeit abgedunkelt wird. Mit einem erhöhten Kontrast können vorhandene Glanzlichter in der Pupille wieder hervorgehoben werden.

Schwieriger wird es dann schon bei Tieren, denn hier leuchten die Augen oft gelb, was für viele „Rote“-Augen-Werkzeuge ein unlösbares Problem ist. Allerdings ist es oft gar nicht nötig, dort die Reflektion zu entfernen, da leuchtende Tieraugen ein gewohnter Anblick sind. Aber manchmal kommt hier ein weiteres Problem zum Vorschein, das bei Digitalkameras recht häufig zu beobachten ist, und zwar das farbige Überstrahlen. Besonders an Kontrastkanten zwischen hellen und dunklen Flächen ist dies oft zu sehen, selbst bei einigen sehr teuren Spiegelreflexkameras. Da dieser Effekt meist blau ist, helfen wieder viele der gebräuchlichen Werkzeuge nicht. Hier aber zeigt das Rote-Augen-Pinsel-Werkzeug aus Photoshop-Elements seine Vielseitigkeit. Dabei ist wichtig, die richtige Ersatzfarbe zu wählen, damit der Schein, der ja bei Laternen durchaus erwünscht sein kann, den richtigen Farbton erhält. Mit ein bisschen Übung können so farblich entstellte Aufnahmen noch gerettet werden.

Wieder zeigt sich der Vorteil der digitalen Fotografie. Dank der einfachen Nachbearbeitung können viele Aufnahmen, die im Normalfall verdorben wären, kostengünstig gerettet werden. Auch Mankos der digitalen Kameras können leicht entfernt werden, denn trotz bester Technik gibt es immer noch Extremsituationen, denen die Elektronik einfach nicht gewachsen ist. So können schließlich Meisterwerke aus Bildern geschaffen werden, die früher nur im Papierkorb gelandet wären. Dies ist nun kein Privileg der Dunkelkammer mehr. Übrigens, all das gilt natürlich auch für Ihre alten Papierbilder. Diese können eingescannt und danach genauso weiterverarbeitet werden, wie die Fotos einer digitalen Kamera.

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