Verhaftet! Aktenzeichen XY … gelöst

“Peter H. flüchtete im Juli 2002 aus dem Gefängnis. Er saß wegen mehrfach sexuellen Missbrauchs.

Peter H. wurde wegen mehrfachen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern im Zeitraum Sommer 2000 bis Januar 2001 zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von 7 Jahren und 6 Monaten verurteilt. Er flüchtete im Juli 2002 mit seinem blauen PKW, Citroen BX, über Belgien und Frankreich nach Spanien. Zuletzt hielt er sich Mitte November 2002 im Bereich Malaga/Spanien auf.

Im Juli 2002 wurde er in Frankreich, im Oktober/November 2002 in Malaga/Spanien jeweils nach einem akuten Asthmaanfall stationär in einem Krankenhaus behandelt. H. bewegt sich mit Krücken und anderen Gehhilfen fort. Noch ist nicht geklärt, ob er wirklich behindert ist oder dies nur vortäuscht.”

So lautete die Beschreibung in Aktenzeichen XY … ungelöst. Einige Residenten an der Costa del Sol trauten ihren Augen nicht, als sie diese Meldung im Fernsehen sahen. Sie hatten diesen Mann doch inzwischen kennen gelernt. Mittellos, weil ausgeraubt, ohne Hilfe seitens der Botschaft, alleine nur mit seinem Auto versuchte er an der Küste zu überleben. Er war freundlich, nett, arbeitsam und gerne wurde ihm geholfen. Nun ist allerdings auf einmal klar, warum er so mittellos war, warum ihm das Konsulat nicht weiterhelfen konnte und vor allem warum er doch absolut nicht nach Deutschland zurück wollte. Dort hätte ihn nicht das Sozialamt, sondern die Kriminalpolizei erwartet. Krücken brauchte er übrigens auch keine.

Noch während der Sendung wurde die Redaktion von Aktenzeichen XY informiert. Am nächsten Morgen fragte die Person, welche Tags zuvor angerufen hatte, einen Streifenpolizisten, ob sie schon irgend etwas unternommen hatten. Negativ. Sie hatten nicht einmal richtig verstanden, wo der Gesuchte zu finden sei und mussten persönlich zu dessen Aufenthaltsort geführt werden. Dort war er allerdings nicht anzutreffen, wurde dann aber später am Tag verhaftet. Er reparierte bei einer Dame das Stromnetz und hatte gerade einige Kabel aus den Wänden gerissen, als er abgeführt wurde. Hoffentlich fand die arme Frau schnell einen anderen Elektriker.

Als Kind hat man sich immer gewünscht, einmal einen der Täter dieser Sendung wiederzuerkennen. Jetzt war es für einige soweit. Doch nun liegt ein Gedanke schwer im Magen. Es ist tatsächlich so, wie es immer heißt, die Bösen sehen nur im Kino böse aus. Im wirklichen Leben kann es geschehen, dass Sie einem Kinderschänder helfen, Arbeit und Unterkunft gewähren. Sie tun, was unter Nächstenliebe zu verstehen ist, und finden sich plötzlich in der Situation, einem entflohenem Straftäter Unterschlupf zu gewähren, unterschwellig bangend, ob die Polizei die Geschichte vom Wohltäter glaubt oder einen womöglich für einen Mittäter hält…