Königin der Nacht

Es war wieder soweit: Wie jedes Jahr, ab Mitte Juni, beginnt unsere Königin der Nacht zu blühen. Und jedes Jahr ist es wieder ein faszinierendes Ereignis. Kein Wunder, denn das ganze restliche Jahr liegt nur ein unschöner und stachliger Wurm auf der Terrasse herum, wird immer größer und länger, windet sich um alles, woran er nur halt finden kann und ist daher eigentlich fast schon lästig. Würde er nicht diese riesigen Blüten hervorbringen. Doch was hat das jetzt mit der Axarquía zu tun?

Eigentlich nicht viel, außer dem Umstand, dass hier, wie in ganz Andalusien, alles hervorragend gedeiht. Kannten wir die Königin der Nacht in Deutschland nur als merkwürdige Exotin, der man mit ein wenig Glück auch mal eine Blüte entlocken konnte, entpuppte sie sich hier als wahres Unkraut. Ehe wir es uns versahen, hatte sie große Teile unserer Terrasse erobert. Aber die jährliche Belohnung bleibt nicht aus. Schon drei Nächte kurz hintereinander mit jeweils um die zehn Blüten gleichzeitig – ein wahres Blütenfeuerwerk! Und tatsächlich immer nur für eine Nacht. In der Dämmerung beginnt die Blüte aufzugehen und am nächsten Morgen ist sie verblüht.

Schon ein paar Mal waren mehr als zwanzig Blüten gleichzeitig offen, was an sich schon sensationell war, aber dabei beobachteten wir noch eine weitere Besonderheit. Steckt man seine Nase in eine der gigantischen Blüten, riecht man nichts. Sie scheinen keinen besonderen Duft zu versprühen. Sind jedoch so viele Blüten gleichzeitig offen, erfüllt ein zarter und lieblicher Duft die Nacht. Wie gesagt: einfach faszinierend! Die Königin der Nacht, wirklich ein passender Name für dieses eigentümliche Gewächs.