Thunderbird – Die Brieftaube für E-Mails

Wie bei vielen freien Programmen gibt es auch hier die Frage nach dem Warum. Immerhin wird bei Windows doch ein freies E-Mail-Programm mitgeliefert. Das ist richtig, aber anders als beim Browser verfolgt Windows hier eine andere Strategie und verpasst dem Windows-Mail nur einen Teil der Möglichkeiten seines großen Bruders aus dem Office-Paket. Wer nun kein Geld für ein Mail-Programm mit erweiterten Möglichkeiten ausgeben möchte, kann Thunderbird von der Mozilla-Foundation benutzen. Es hat schon in der Grundausstattung mehr Möglichkeiten als das freie Windows-Programm und kann über Erweiterungen nahe an den Leistungsumfang des kostenpflichtigen Programms von Microsoft herangeführt werden.

Die Sicherheit ist bei E-Mails logischerweise ein wichtiger Aspekt. Ein besonderer Vorteil von Thunderbird war lange Zeit der integrierte Spamfilter, der inzwischen auch Bestandteil der meisten anderen E-Mail-Programme ist. Er ist lernfähig und arbeitet sehr gut. Schon zu Beginn werden bestimmt 90% aller unerwünschten Mails aussortiert und nach einem Weilchen sind es nur noch wenige Mails, die den Weg durch den Filter schaffen. Ansonsten wird natürlich vor sogenannten Phishing- und anderen Betrugsmails gewarnt. Ein weiterer Sicherheitsaspekt ist auch noch die variable Darstellungsform der HTML-Inhalte. Sie muss nicht über die Optionen eingestellt werden, sondern kann direkt aus dem Menü Ansicht geändert werden. Dabei gibt es die Wahlmöglichkeit zwischen reinem Text, vereinfachtem oder vollständigem HTML. Dazu können die Bilder automatisch ausgeblendet werden und jederzeit nachträglich per Knopfdruck gezeigt werden. Auf diese Weise wird verhindert, dass irgendetwas Schädliches automatisch geöffnet wird.

Persönlich benutze ich dieses Programm seit einigen Jahren und bin damit sehr zufrieden. Die Grundfunktionen sind wie bei allen Mailprogrammen gleich, auch die Einstellungen sind genauso vorzunehmen. Dabei gibt es, ebenfalls wie bei allen anderen, die Möglichkeit, die Einstellungen des bisherigen Programms zu importieren. Damit wird ein Umstieg sehr einfach gemacht. Anschließend lohnt es sich, die Funktionen, die man noch vermisst, über ein sogenanntes Add-on einzufügen. Zu Beginn suchte ich als Erstes die von Outlook-Express gewohnte Adressliste an der linken Seite. Mit dem Add-on ‘Contacts Sidebar [de]’ hatte ich alle meine Kontakte wieder an der gewünschten Stelle.

Anschließend installierte ich die Erweiterung ‘TB AutoSave Extension [de]’, um die Möglichkeit zu erhalten, meine E-Mails wie gewohnt irgendwo auf meinen Computer kopieren zu können. Die Automatik habe ich dabei abgeschaltet. Nach einem Weilchen fügte ich die vielleicht wichtigste Erweiterung für Thunderbird hinzu: die Kalenderfunktion ‘Lightning’. Sie stellt dem Programm einen kompletten Kalender mit Planungs- und Erinnerungsfunktionen zu Seite. So habe ich jetzt eigentlich alles zur Verfügung, was ich benötige. Als einzigen Schwachpunkt habe ich bisher nur die schwierige Anbindung von Mobiltelefonen entdeckt. Hierbei geht nicht alles so einfach wie gewohnt, sondern es müssen nicht nur Add-ons sondern auch noch andere externe Programme installiert werden. Leider hat mir hierfür bisher die Zeit und die Notwendigkeit gefehlt, um mein Telefon mit Thunderbird zu synchronisieren. Aber vermutlich wird es irgendwie möglich sein.

Dies ist eine gute Gelegenheit, um noch einmal generell vor den Gefahren durch E-Mails zu warnen. Es werden nach wie vor die meisten Viren, Trojaner und Co über die elektronische Post eingeschleust. Halten Sie sich am besten an folgende Ratschläge:

Öffnen Sie niemals einen Anhang einer Mail, dessen Absender Ihnen nicht bekannt oder vertrauenswürdig ist. Und selbst wenn die Mail von einem Bekannten stammt, ist das noch keine Garantie, denn viele Viren verbreiten sich, indem sie sich selbst von einem befallenen Computer weiter versenden. Spätesten, wenn Ihr deutscher Freund plötzlich in Englisch schreibt, sollten Sie misstrauisch werden. Folgen Sie auch nie einem Link ins Internet von einer solchen verdächtigen Mail.

Beantworten Sie nie eine Spam-Mail. Die Absender warten nur darauf, von Ihnen die Bestätigung zu erhalten, dass Ihre E-Mail-Adresse tatsächlich existiert. Wenn Sie nicht antworten, wird Ihre Adresse irgendwann von deren Liste gestrichen.

Reagieren Sie auch nie auf Mails, die Sie auffordern ein dringendes Update durchzuführen. Keine Firma sendet Ihnen für diesen Zweck eine E-Mail, besonders nicht Microsoft. Solche Updates werden immer aus dem Programm heraus oder durch Sie persönlich durchgeführt.

Genauso wenig wird Ihr Mail-Provider Sie auffordern, Ihre Zugangsdaten über irgendeinen Link neu einzugeben, auch wenn der noch so täuschend echt aussieht. Auf diesem Weg versucht jemand, Ihren Account an sich zu reißen und dann in Ihrem Namen Mails an Ihre Bekannten zu senden, zum Beispiel mit der Bitte um Hilfe in einer finanziellen Notlage.

Und zuletzt der vielleicht ‘wertvollste’ Hinweis: Reagieren Sie NIE auf eine Mail Ihrer Bank, die Sie auffordert, irgendwo Ihre persönlichen Daten oder Sicherheitscodes einzugeben. Keine Bank macht dies auf diesem Wege. Und was der Empfänger mit diesen Daten dann macht, können Sie sich bestimmt ausmalen.

Das sind natürlich noch nicht alle Gefahren, die in Ihren E-Mails lauern können, aber wenn Sie diesen Ratschlägen folgen, dürften 99% der Angriffe verpuffen. Und sollten Sie einmal irgendeine verdächtige Mail von einem Freund, Ihrer Bank oder Ihrem E-Mail-Provider erhalten, setzen Sie sich mit diesem persönlich und nicht per E-Mail in Verbindung und fragen Sie nach. Sie werden ihnen dafür dankbar sein.

Mehr Informationen und Download: http://www.mozilla-europe.org/de/products/thunderbird/

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