Weiße Dörfer

Andalusien fotografieren – Teil 2

Eines der klassisch andalusischen Motive sind die weißen Dörfer, die sich meist sehr pittoresk in die Landschaft schmiegen. Die engen, verwinkelten Gassen und die kleinen, weiß gestrichenen Häuser zeugen vom hohen Alter dieser Siedlungen, die fast alle mindestens aus maurischer Zeit stammen. Das Weiß der Wände und die rotbraune Färbung der Dachschindeln stellen einen schönen Kontrast zum Blau und Grün von Himmel und Landschaft dar.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, dieses Motiv stimmungsvoll einzufangen, je nachdem, was im Speziellen festgehalten werden soll. Wenn erst einmal der grundsätzliche Eindruck des Ortes wiedergegeben werden soll, ist eine Komplettaufnahme des ganzen Städtchens angebracht, soweit dies möglich ist. Das lohnt sich, wenn die Lage eines Dorfes in der Landschaft besonders ansprechend ist. Meist ist dies jedoch schwierig, weil der Ort entweder zu groß ist, oder sich einfach keine passende Ansicht bietet. Eine schöne Teilansicht ist hingegen leichter zu finden und macht das Bild oft noch intensiver, weil Ort und Landschaft den Rahmen zu sprengen scheinen. Wichtig hierbei ist es, darauf zu achten, wie die einzelnen Farbflächen miteinander harmonieren. Die Wahl des Objektives kann auch noch einen markanten Unterschied ausmachen. Gerade bei Landschaften kann eine Weitwinkelaufnahme die Tiefe betonen, während eine Aufnahme im Telebereich die Flächigkeit betont. Es stellt sich die Frage, was erwünscht ist, mehr eine optische Dreidimensionalität, die vielleicht eher dem erlebten Eindruck entspricht, oder eine mehr plakative Wirkung von besonders hübsch verteilten Farbflächen.

Ein weiterer typischer Aspekt der weißen Dörfer ist ihr verschachtelter Aufbau. Dieser lässt sich nun in der Tat besser mit einem starken Teleobjektiv einfangen, da auf diese Weise die Häuser optisch scheinbar noch enger zusammenrücken. Oft ist es günstig, von einem entfernteren Standpunkt die Häuser so zu fotografieren, dass nichts anderes außerhalb mehr zu sehen ist. Manchmal ist es aber auch schöner, noch etwas Hintergrund mit im Bild zu haben, es kann den Effekt sogar noch erhöhen. Ein hervorstechendes Objekt, wie eine Kirche oder eine alte Festung, können das Bild noch interessanter machen.

Jetzt geht es noch hinein in den Ort, denn hier bieten sich in der Regel unendlich viele Motive, die allesamt typisch für Andalusien sind. Natürlich wieder die engen Gassen, die sowohl mit Weitwinkel als auch mit Tele effektvoll aufgenommen werden können. Dazu die vielen Details: Blumentöpfe an den Wänden, farbig gestrichene Türen und Fenster, auffällige Türklopfer, dekorative Laternen und natürlich die klassischen Patios, sofern man dort hinein kommt. Hier heißt es, Augen offen halten, ständig umschauen und nach auffallenden oder typischen Details suchen. Das ist gar nicht so schwierig, die meisten finden schnell die besonders interessanten Motive. Dann ist es aber auch noch wichtig, diese richtig abzulichten. Hier gelten wieder die Grundregeln aus dem einleitenden Kapitel und am besten ist es, einfach zu probieren. Eine besonders schöne Straße vielleicht, die sich leicht gebogen den Berg hinauf zieht. Diese kann man jetzt aus den verschiedensten Perspektiven aufnehmen, rechts oder links im Bild, je nach dem Verlauf, auch einmal mit schräg gehaltener Kamera, dies kann besonders kuriose Perspektiven noch verstärken. Dann auch verschiedene Brennweiten probieren und hinterher zu Hause hinsetzen und vergleichen. Welches Bild wirkt am ansprechendsten und warum. Auf welchem Foto wirkt die Straße so, wie ich sie selber in Erinnerung habe und vieles mehr. Besonders wichtig die Frage: Warum wirkt das eine Bild ansprechend und das andere langweilig? Mit der Zeit bekommt man ein Gespür für die Wirkung der verschiedenen Möglichkeiten und kann schon vor Ort beim Blick durch den Sucher eine Menge davon aussortieren.

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