Flamenco und Ferias

Andalusien fotografieren – Teil 10

In Andalusien wird getanzt und gefeiert, wie vielleicht in kaum einem anderen Land. Jede Stadt, jedes Dorf hat seine Feria, meist verknüpft mit irgendeinem Heiligen. Dazu kommen noch Feiern aus verschiedenen Anlässen, manchmal thematisch der Landwirtschaft entnommen, wie die Noche de Vino in Cómpeta, oder andere Themen, wie in Jeréz die Pferde und in Córdoba die Patios. Anlässe zum Feiern sind hier keine Mangelware. Da die Ferias in Andalusien auch immer mit der Tradition verbunden sind, gibt es naturgemäß Motive ohne Ende. Trachten, Kutschen, Musiker, Heiligenbilder, Umzüge und Schausteller mit ihren bunten Attraktionen. Eine wahre Form- und Farbenlawine. Dazu kommt der Flamenco. In jeder größeren Ortschaft wird irgendwo Flamenco vorgeführt, und es lohnt sich, das zu fotografieren, was aber eine besondere Herausforderung darstellt.

Beim Fotografieren auf einer der vielen Ferias gelten natürlich dieselben kompositorischen Anregungen wie üblich, doch bei diesem bunten Treiben sollte man es damit nicht so genau nehmen. Lieber einfach drauf halten und viel experimentieren, denn hier kommt zu Form und Farbe noch ein weiterer Aspekt hinzu, die Bewegung. Menschen laufen und tanzen, auf den Festplätzen drehen und leuchten die Attraktionen, alles ist in Bewegung. Dann sind häufig die Lichtverhältnisse nicht begeisternd, sodass viele Fotoapparate an ihre Grenzen stoßen, denn das Blitzlicht ist der Tod für die Stimmung auf diesen Fotos, es sollte also tunlichst vermieden werden. Doch dieses Problem entpuppt sich hier eher als Stimmungsmacher.

Gerade der Tanz in den farbenfrohen Trachten kann als eingefrorenes Foto plötzlich belanglos wirken. Mit einer verlängerten Belichtung hingegen, in der die Bewegung auf dem Foto sichtbar wird, ist das plötzlich ganz anders. Es entstehen die reinsten Farbengemälde, manchmal so wild, dass von der eigentlichen Person nicht mehr viel zu sehen ist. Aber das macht in diesem Falle nichts, denn auf der anderen Seite ist auf einem solchen Bild gerade die Stimmung optimal eingefangen. Daher nur Mut zum „verwackeln“.

Manchmal soll aber doch alles wenigsten einigermaßen scharf sein, sodass es notwendig wird, die Belichtungszeit entsprechend hoch zu setzen. Dann gibt es allerdings das Problem, dass bei vielen digitalen Kameras das Bildrauschen sehr stark wird. Auch das muss nicht unbedingt stören, oft wird in der analogen Fotografie grobkörniger Film eingesetzt, um einen besonderen Effekt zu erreichen. Allerdings ist das Farbrauschen auf einem digitalen Bild meist zu fleckig und daher äußerst unattraktiv. Viel Programme können dieses Rauschen aber inzwischen recht erfolgreich entfernen. Ein anderer einfacher Trick ist, solche verrauschten Bilder in Schwarzweiß zu konvertieren. Hierbei entstehen oft stimmungsvolle Fotos, besonders wenn bei schlechter künstlicher Beleuchtung die Farben sowieso nur noch rötlich sind. Manche digitale Kameras bieten die Möglichkeit, beim Fotografieren auf Schwarzweiß umzuschalten.

Bei all den Ferias sollte auch mal ein Blick in die Dekorationen geworfen werden. Dort verbergen sich oft hübsche und plakative Motive, denn die Andalusier lassen sich bei der Dekoration oft einiges einfallen. So muss das Augenmerk nicht nur auf den Menschen liegen, sondern andere Dinge sind durchaus genauso fotogen. Bei speziellen Feiern, wie der Feria del Caballo in Jeréz, bietet zum Beispiel die Kutschenparade am letzten Tag noch eine Fülle an wundervollen Motiven.

Einige Ferias sind nun schon wieder vorbei, andere stehen kurz bevor, in jedem Fall kommen sie alle Jahre wieder. Wer in Andalusien gerne fotografiert, sollte sich unbedingt auch eine solche Feria vornehmen, denn es macht viel Freude, dort Fotos zu machen. Es eröffnet sich wahrlich ein wundervolles Experimentierfeld. Im Ergebnis werden viele Fotos vielleicht nichts werden, aber wer sich davon nicht abschrecken lässt, wird durch die dabei entstehenden Highlights garantiert entlohnt.

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