Almería – Eine aufstrebende Hafen- und Universitätsstadt

Es gibt noch viel zu tun, in Almería, einer aufstrebenden und doch altehrwürdigen Hafenstadt an der gleichnamigen Küste im Südosten Andalusiens. Vieles der Altstadt ist leider schon dem Verfall und der Erneuerung zum Opfer gefallen, doch jetzt wird gerettet, was noch gut genug erhalten ist, und das ist nicht wenig. Durch diese Mischung aus Moderne und Verfall entsteht aber gleichzeitig eine ganz besondere Atmosphäre, die einem Besuch der Stadt auch jetzt schon reizvoll macht. Und mit jedem Jahr wird das alte Zentrum prächtiger werden.

Historisches

Gegründet wurde Almería im Jahre 955 von Abd ar-Rahman III, dem achten Emir und ersten Kalifen von Córdoba. Sie diente als eine der wichtigsten Hafenstädte seines großen Reiches, bis sie schließlich im Jahre 1489 von den Katholischen Königen erobert wurde. Danach wurde die Stadt mehrfach durch große Erdbeben heimgesucht und bis ins 18. Jahrhundert von Berber-Piraten überfallen. Trotzdem konnte sie sich als Hafenstadt einigermaßen über Wasser halten. In den letzten Jahrzehnten wurde die Stadt jedoch moderner. 1993 wurde eine Universität gegründet und 2005 fanden hier die Mittelmeerspiele statt. Dies und der florierende Tourismus in den umliegenden Küstenorten trugen maßgeblich zum Aufschwung der letzten Jahre bei. Erwähnenswert ist auch noch Europas größtes Sonnenkraftwerk, die Solaranlage Plataforma Solar de Almería (PSA), die sich in der Provinz der Stadt befindet.

Pittoreskes

Der Weg von Málaga nach Almería war offen gesagt nicht so besonders hübsch, zumindest auf den letzten Kilometern, in denen die Autobahn quer durch die unendlichen Plastikfelder führte. Um so gewaltiger war aber das letzte Stück, einen hohen Berg hinauf und dahinter in die große und bunte Stadt. Ich nahm die erste Ausfahrt nach Almería, die auch zum Hafen führte, und der erste Blick auf die Stadt ist sogleich beeindruckend. Rechts der Hafen und das Meer, links die hohen Berge und über der Stadt, wie eine Krone, die große Festungsanlage.

Wie gewohnt suchte ich zuerst einen günstig gelegenen Parkplatz in der Nähe eines Touristeninformationszentrums, um mich dort wieder mit einem aktuellen Stadtplan und weiteren nützlichen Informationen auszustatten. Ein Hinweisschild zum Informationszentrum und anschließend zum Parkhaus am Plaza López Falcón brachten mich direkt dorthin. Ich besorgte mir die gewünschten Unterlagen und machte mich sogleich auf den Weg zu einem Rundgang durch die Stadt. Leider war das Wetter nicht so, wie ich es mir erhofft hatte, obwohl ich auf der ganzen Strecke dorthin durch strahlenden Sonnenschein gefahren war. Aber hier war es tatsächlich bewölkt und ich fürchtete bereits, dass es womöglich noch zu regnen anfangen könnte. Aber nun war ich hier und machte mich auf den Weg.

Auf dem Zettel mit den Öffnungszeiten, den ich im Informationszentrum erhalten hatte, fand ich auch einen Hinweis auf das Centro Andaluz de la Fotografía, das sich gleich am Anfang meines Rundganges in einem ansprechend renovierten alten Stadthaus befand. Anschließend suchte ich mir den Weg durch die verwinkelten Gassen, welche von teils verfallenen, teils hübsch restaurierten Gebäuden gesäumt waren. Schon hier viel mir auf, dass die Häuser in Almería in bunten Farben leuchteten, ein auffallender Kontrast zu den sonst eher weiß gehaltenen andalusischen Orten. Und selbst die Stadthäuser, die üblicherweise in verschiedenen Ockertönen gehalten waren, sprangen mir hier in teilweise knalligen Farbtönen ins Auge, sodass mir der fehlende Sonnenschein gar nicht so sehr auffiel.

So wanderte ich vorbei am Hospital Real und in einem Bogen um die mächtigen Mauern der Kathedrale zur gleichnamigen Plaza de la Cathedral. Der Platz verband mit seinen zwanzig Palmen den stattlichen Palacio Episcopal mit dem trutzigen Portal der Kathedrale, die mehr wie eine alte Burg als eine Kirche anmutete, zumal sie wohl eigentlich auch als solche gedacht war. Von diesem Platz führten mehrere Straßen zur Plaza de la Constitución, die allerdings gerade renoviert wurde und daher zur Hälfte abgesperrt war. Doch es freute mich zu sehen, dass zur Zeit viele Häuser nicht mehr dem Abriss sondern zur Restauration freigegeben waren, auch wenn es teilweise, wie vielerorts, nur den Erhalt der Originalfassade bedeutete. So wird die Altstadt aber bald nicht mehr wegen der Romantik des Verfalls, sondern wegen der Pracht der historischen Architektur zu einem Rundgang einladen.

Einen Vorgeschmack dazu bot die weitläufige Alcazaba von Almería. Alles noch Erhaltene wurde schon aufwendig renoviert und teilweise wieder aufgebaut, und weitere Teile sollen ebenso wiederhergestellt werden. Schon der Eingangsbereich zeugte von der Größe und strategischen Bedeutung, welche diese Festung einmal gehabt haben muss. Von dort gelangte ich zunächst in den unteren Teil der Anlage, der mit einem hübschen Park ausgestattet war. So spazierte ich über die Wege bis zur Mauer und genoss den ersten großartigen Blick auf die ganze Stadt.

Anschließend besichtigte ich den oberen Teil der Festung, in dem sich die Reste der maurischen Palastanlagen befanden, sowie die Alcázar cristiano aus späteren Jahrhunderten, welche noch sehr gut erhalten war. Auch von dort eröffnete sich wieder ein großartiges Panorama auf die Stadt und das Mittelmeer. Innerhalb des oberen Teils war auch ein altes maurisches Haus rekonstruiert worden, um einen Einblick in die Kultur der damaligen Zeit zu gewähren. Dieses kleine Haus empfand ich als schlicht, praktisch und ausgesprochen angenehm. Ich konnte mir gut vorstellen, dass dieses Gebäude ein angenehmes Wohnen erlaubte. Es bleibt abzuwarten, inwieweit auch die alten Palastanlagen wieder aufgebaut werden. Aber schon so war der Besuch dieser wunderschön gelegenen Alcazaba der Höhepunkt meines Ausflugs nach Almería.

So wanderte ich beschwingt wieder zurück zur Altstadt. Inzwischen hatte die Sonne wieder die Vorherrschaft übernommen und blauer Himmel erfreute mein Gemüt. Die farbig gestrichenen Häuser kamen jetzt im Sonnenschein noch intensiver zur Geltung. Schon beim Blick von der Burg hinab auf die bunten Häuser fiel mir dieser Aspekt der Stadt erneut ins Auge. So zeigte Almería wirklich eine ganz andere Seite Andalusiens, die sich sehr deutlich von der westlichen Seite dieses Landes unterschied. Ein weiteres Beispiel für die scheinbar unerschöpfliche Vielfalt dieses Landes.

Inzwischen war ich wieder unten in der Altstadt angelangt und begab mich jetzt zum Paseo de Almería, einer der großen Prachtstraßen der Stadt. Die Bäume auf dieser Allee waren innen und außen kreisförmig geschnitten und boten dadurch ganz besonders pittoreske Blickwinkel. Die Straße führte mich auf die noch größere Avenida de Frederico Garcia Lorca, deren mittlerer Teil eine langgestreckte Parkanlage mit diversen Kunstobjekten war. Am Ende befand sich auf der einen Seite der große Hafen, auf der anderen Seite die beeindruckende Stahlkonstruktion der Cable Inglés. Diese monströse Laderampe, welche 1904 fertig gestellt worden war, wurde inzwischen zu einem bedeutenden historischen Monument erklärt und dürfte allen bekannt sein, die irgendwann einmal durch die Stadt gefahren waren, besonders zu den Zeiten, als noch keine Autobahn existierte. Ein faszinierender Abschluss meines Rundgangs durch Almería.

Abschließendes

Almería gehört wahrscheinlich nicht zu den Reisezielen Andalusiens, die man unbedingt gesehen haben muss, auf der anderen Seite fehlt aber auch ein Aspekt dieses Landes, wenn diese Stadt nicht dabei wäre. Wer daher Andalusien wirklich kennenlernen möchte, sollte auch diesen Ort einplanen. Vieles ist bekannt und vertraut, Anderes dagegen neu und anders. Nicht umsonst reicht Andalusien vom Atlantik bis zum Mittelmeer und birgt dabei so unterschiedliche Regionen. Hier in Almería ist eine weitere, eine etwas andere Ansicht zu finden, vielleicht geprägt durch die umlagernde Wüste, vielleicht auch durch die relative Abgeschiedenheit an diesem äußersten Ende der Küste, in jedem Fall aber sehenswert.

Informationen

Oficina de Turismo de Almería
C/ Parque Nicolás Salmerón / Esquina Mtez. Campos, s/n
Tel.: 950175 220
Fax: 950 175 221
E-Mail: otalmeria@andalucia.org

Sehenswürdigkeiten

Alcazaba
Mittelalterliche Festung. Zwei Abschnitte aus muslimischer Zeit (10. Jahrhundert) Dritter aus dem Jahr 1489 (Reyes Catholicos).
C/. Almanzor.
Tel.: 950 175 500
Öffnungszeiten:
Dienstags bis Sonntags:
09.00 bis 18.30 Uhr (01/11 bis 31/03)
09.00 bis 20.30 Uhr (01/04 bis 31/10)
Montags geschlossen
Eintritt frei

Kathedrale
Wehrkirche aus dem 18. Jahrhundert
Plaza de la Catedral.
Tel.: 650 231 926
Öffnungszeiten:
Montags bis Freitags: 10:00 bis 14:00 und 16:00 bis 18:00 Uhr
Samstags: 10:00 bis 14:00 Uhr
An Sonn- und Feiertagen geschlossen
Eintritt: 2€

Museo Arqueológico
Ctra. de Ronda, 91
Tel.: 950 175 510
Internet: www.juntadeandalucia.es/cultura/museoalmeria
Öffnungszeiten:
Dienstags: 14:30 bis 20:30 Uhr
Mittwochs bis Samstags: 9:00 bis 20:30 Uhr
Sonntags: 9:00 bis 14:30 Uhr
Montags geschlossen
Eintritt frei

Centro Andaluz de la Fotografía (CAF)
C/. Pintor Díaz Molina, 9
Tel.: 950 186 360
Öffnungszeiten:
Täglich: 11:00 bis 14:00 und 17:30 bis 21:30 Uhr
Eintritt frei

Aljibes Árabes
Arabische Wasserspeicher aus dem 12. Jahrhundert.
C/. Tenor Iribarne
Tel.: 950 273 039
Öffnungszeiten:
Montags bis Freitags (außer Feiertage): 9:00 bis 14:00 Uhr

Iglesia de San Juan (Antigua Mezquita Mayor)
Plaza del Cristo de la Buena Muerte
Tel.: 950 220 748
Öffnungszeiten:
Täglich: (Winter) 18:00 bis 18:30 Uhr
(Sommer) 19:00 bis 19:30 Uhr
Eintritt frei

Refugios de la Guerra Civil
Eingang: Plaza Manuel Pérez, 8
Ausgang: C/. Pablo Cazard.
Tel.: 950 268 696 / 950 281 547
Internet: www.refugiosdealmeria.com
Öffnungszeiten:
Mittwochs bis Sonntags: 9:30 bis 13:00 Uhr
Nur mit Reservierung
Eintritt: 5€

(Alle Angaben ohne Gewähr!)

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