Manuelle Einstellungen

D-SLR Teil 7

Die Programmautomatiken der modernen Kameras sind bestimmt sehr gut eingerichtet und erfüllen in der Regel ihren Zweck, doch ein experimentierfreudiger Fotograf wird mit Sicherheit auf die manuelle bzw. halbautomatische Einstellung der Kamera zurückgreifen. Hauptsächlich, weil er so die volle Kontrolle über die Kamera besitzt. Nicht nur Blende und Verschlusszeit werden hier vom Fotografen gesteuert, sondern auch alle anderen kamerainternen Einstellungen können so individuell gesteuert werden. Doch zu diesen in der nächsten Folge. Halbautomatisch übrigens insofern, dass Blende und Belichtungszeit automatisch aufeinander eingestellt werden, je nachdem, welchen Wert der Fotograf vorgibt, sodass es ein richtig belichtetes Foto ergibt.

Welche Vorteile bietet die manuelle Einstellung der Kamera? Ich persönlich bestimme gerne selbst die Verschlusszeiten und Blendenöffnung, um den jeweiligen Gegebenheiten Rechnung zu tragen. Mit der Verschlusszeit kann ich Einfluss auf die Schärfe des Bildes nehmen. Insbesondere was die Möglichkeit des Verwackelns betrifft, wird die Gefahr immer größer, je länger die Belichtungszeit ist. Als Faustregel hat sich bewährt, die Brennweite des Objektives als maximale Verschlusszeit zu wählen. Ein Beispiel: Stelle ich mein Objektiv auf 200mm ein, sollte die Zeit möglichst nicht länger als eine 200tel Sekunde sein. Bei 18mm kann ich dagegen mit einer 18tel Sekunde schon beinahe im Dunkeln fotografieren. Ein eventuell eingebauter Bildstabilisator in Kamera oder Objektiv verlängert diese Zeiten natürlich noch. Ebenso kann mit dem ISO-Wert die Belichtungszeit noch erheblich verkürzt werden, allerdings mit mehr oder weniger erhöhtem Bildrauschen. Sehr kurze Belichtungszeiten sind besonders in der Tier- und Sportfotografie nützlich, da das Objekt dann quasi eingefroren wird. Lange Belichtungszeiten können dagegen für besondere Stimmungen sorgen, bekannt dafür sind die Fotos von Bächen, deren Fließbewegung in der sonst ruhigen Landschaft durch eine besonders lange Belichtungszeit herausgeholt wird.

Mit der Blendenöffnung des Objektivs wird die Tiefenschärfe eingestellt. Kurz gesagt, je kleiner die Blende ist, desto größer ist der Bereich, in dem die Objekte scharf abgebildet werden. Dabei ist zu beachten, dass die angegebenen Werte genau gegenläufig sind, eine kleine Blende ist beispielsweise Blende 22, während Blende 3,5 eine große Öffnung beschreibt. Gleichzeitig beeinflusst die Blendenöffnung die Lichtmenge, die auf den Sensor fällt. Je größer die Öffnung, desto mehr Licht kommt durch, sodass ich mit einer kürzeren Belichtungszeit arbeiten kann. Hier zeigt sich, wie wertvoll die größte Blendenöffnung eines Objektivs ist, besonders, wenn die Lichtverhältnisse schlecht sind. Darin liegt auch eine der großen Stärken von Objektiven mit fester Brennweite. Sie haben oft eine wesentlich bessere Lichtdurchlässigkeit und ermöglichen selbst in der Dämmerung oder in schlecht beleuchteten Räumen noch ein Fotografieren ohne Blitz und aus freier Hand, in denen ein Zoomobjektiv keine Chance mehr bietet.

Zwei weitere – manchmal sehr nützliche – Vorteile der manuellen Einstellung sind, dass Fehler von Objektiv oder Kamera verringert werden können. Besonders ältere, nicht für digitale Kameras geschliffene, oder preiswertere Objektive verlieren oft bei völlig geöffneter Blende an Schärfe oder erzeugen unerwünschte Lichteffekte, sogenanntes Blooming an kontrastreichen Kanten. Eine kleinere Blendenöffnung reduziert diesen Effekt. Umgekehrt ist der berüchtigte Staub auf dem Sensor meist nur bei sehr kleiner Blende zu sehen, wenn das Licht gebündelt auftrifft und die Staubpartikel einen „Schlagschatten“ auf den Sensor werfen. Eine größere Blendenöffnung macht kleinste Staubpartikel beinahe unsichtbar.

Schließlich kommt noch hinzu, dass manche ältere Objektive nur im vollständig manuellen Modus benutzt werden können, da sie der Kamera ja keinerlei Werte über die eingestellte Blende liefern. Hier muss mit externem Belichtungsmesser gearbeitet oder vom Fotografen geschätzt werden. Doch ich möchte diese Möglichkeit nicht missen, denn so kann ich einige sehr gute und lichtstarke Objektive problemlos weiterverwenden, was sich besonders für dunkle Innenräume bestens bewährt hat.

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