Zu viel Tiefenschärfe

Digitale Fotografie – Teil 12

Zu viel Tiefenschärfe, ein Problem, das durch die kleine Optik bei allen Kompaktkameras auftritt, also auch bei den digitalen. Normalerweise stört dieser Effekt nicht besonders, im Gegenteil, oft ist es durchaus erwünscht, dass Vorder- und Hintergrund scharf sind. Doch in manchen Situationen wäre ein unscharfer Hintergrund vorteilhaft. So besonders bei der Portrait-Fotografie.

Was kann nun getan werden, wenn ein wunderschönes und natürliches Portrait gelungen ist, aber die Person hebt sich vom Hintergrund nicht genügend ab? Auch dieses Problem kann am Computer gelöst werden, erfordert aber schon etwas Geschick im Umgang mit der Maus. Einiges an Zeit und Geduld ist ebenfalls erforderlich, sowie ein Programm, in dem auf mehreren Ebenen gearbeitet werden kann. Ich verwende wieder Photoshop-Elements, um zu zeigen, dass es auch mit einem solchen semi-professionellen Programm machbar ist, und das sogar relativ einfach. Im folgenden beschreibe ich die einzelnen Schritte. Da dies sowieso etwas Übung und Fingerspitzengefühl erfordert, gehe ich davon aus, dass sich nur solche ambitionierten Fotografen an das Problem heranwagen, die auch Spaß am Herumprobieren haben und nicht gleich beim ersten missglückten Versuch aufgeben.

Zunächst das Foto öffnen und als erstes eine Kopie der Hintergrundebene anfertigen. Wir benennen sie um auf Kopf-Ebene. Über der Kopf-Ebene jetzt eine leere Ebene erstellen, als Maske benennen und auf multiplizieren stellen. In professionellen Programmen gibt es dafür ein eigenes Werkzeug, doch wir imitieren es mit dieser neuen Ebene. In der Masken-Ebene jetzt mit einem roten Pinsel den kompletten Kopf und alles, was sonst noch im Vordergrund ist, übermalen. Besonders wichtig sind hierbei die feinen Details wie Haare oder ähnliches. Je sorgfältiger Sie hier arbeiten, desto besser wird das Ergebnis. Als neue Ebene kann übrigens auch eine Füllebene mit Volltonfarbegewählt werden. Dann muss nur alles daraus gelöscht werden, bis nur noch der Vordergrund überdeckt ist.

Als nächsten Schritt wählen Sie mit einem Rechts-Klick auf das kleine Abbild der Masken-Ebene deren Ebenentransparenz aus und schalten die Ebene mit einem Klick auf das kleine Auge aus. Jetzt die Auswahl umkehren und aus der Kopf-Ebene den Hintergrund löschen. Die Kopf-Ebene ebenfalls ausblenden. Wieder die Ebenentransparenzder Masken-Ebene auswählen und mit dieser Auswahl diesmal aus der Hintergrundebene den Kopf löschen. Jetzt folgt ein wichtiger Schritt, damit es keinen „Heiligenschein“ um die Person herum gibt: Verkleinern Sie das Loch im Hintergrund und entfernen alle feinen ausgeschnittenen Details, indem Sie mit dem Klon-Stempel passende Stücke aus dem Bild dorthin kopieren. Jetzt mit dem Filter Gaußscher-Weichzeichner dem Hintergrund die gewünschte Unschärfe verleihen.

Danach die Kopf-Ebene wieder einblenden und gleich meldet sich ein erstes Erfolgserlebnis. Das Bild sieht beinahe schon so aus, wie man es sich vorgestellt hat. Aber etwas Detailarbeit ist noch nötig. Wenn Sie die Haare näher betrachten, werden sie bestimmt noch zu deutlich vom Hintergrund hervorstechen, eventuell sogar in sehr verfremdeten Farben, da die Hintergrundfarbe durch die Haare hindurchscheint. Doch mit einem kleinen Trick lässt sich nötigenfalls auch dieses Problem lösen. Einfach wieder die Ebenentransparenz der Masken-Ebene auswählen und umkehren, damit nicht der Kopf ausgewählt ist. Aber diesmal noch mit dem Menü Auswahl-Verändern-Ausweiten die Auswahl um 2 Pixel erweitern, sodass die feinen Haare mit in die Auswahl kommen. Jetzt auf der Kopf-Ebene mit dem Menü Überarbeiten-Farbe-Farbton/Sättigung die Farbsättigung der Strähnchen um ca. 50% reduzieren. Danach die Auswahl wieder aufheben. Als letztes nur noch mit demWeichzeichner-Werkzeug solange die Haarspitzen bearbeiten, bis sie perfekt aussehen. Alles auf die Hintergrundebenereduzieren und unter neuem Namen abspeichern. Fertig.

Das liest sich natürlich leichter, als es getan ist, aber die Mühe lohnt sich. Auf diese Weise können wirklich wunderschöne Ergebnisse erzielt werden, die sich auch in einem Bilderrahmen gut machen. Ich kann nur sagen, viel Freude dabei, und mit ein wenig Übung juckt es in den Fingern, einfach auch mal den alten Hintergrund gegen einen neuen auszutauschen …

Alle Folgen dieser Serie:

als eBook