Portrait Giselle Lebrun

Nicht weit entfernt vom Viñuela-Stausee wohnt Giselle Lebrun mit ihrem Mann in einem der Jahreszeit entsprechend geschmückten Haus. Aus dem großen Wohnzimmerfenster ein wundervoller Blick in die Berge um den See, der ebenfalls zu sehen ist, wenn er genügend Wasser hat, wie es gerade noch der Fall war. Vor sieben Jahren haben sie sich dort niedergelassen, nachdem sie vorher auf einem Segelboot gelebt haben, welches sie sich in mühevoller Arbeit selbst gebaut haben. Damals hat Giselle Lebrun wohl noch nicht geahnt, dass sie eines Tages hier in Andalusien die Malerei entdecken würde. Geschrieben hat sie allerdings schon seit ihrer Jugend gerne, Gedichte und Geschichten, auch eine Biografie, die im Alhulia-Verlag in Almuñecar erschienen ist. Hineingeboren in die Endwirren des Krieges, wuchs sie nach einer kleinen Odyssee in Westfalen auf. Sie studierte Fotografie und Fotolaborantin, wollte sich damit eigentlich selbständig machen und lernte daher auch noch Betriebswirtschaft, blieb dann allerdings in diesem Bereich hängen. Das malerische Talent entdeckte sie mehr durch Zufall, als sie während einer Krankheit die Landschaft hinter dem Fenster genoss und diese mit einem herumliegenden Bleistift auf einen Karton zeichnete.

Dies ist gerade mal dreieinhalb Jahre her und seitdem malt Giselle Lebrun gern und viel, meist ‘fotoristische Bilder’, wie sie die Werke bezeichnet, denen Fotos als Vorlage dienen, die sie dann akribisch und detailgetreu auf die Leinwand überträgt. Angespornt durch ihre Freundin Waltraud Weber, mit der sie auch erste Bilder gemeinsam ausstellte, hat sie viel experimentiert und verschiedene Techniken ausprobiert. Langsam schält sich jetzt ein eigener, mehr abstrakter Stil heraus. Sie arbeitet in der Regel mit Acryl auf Leinwand, öfters gemischt mit einer Spachteltechnik. Ihre fotoristischen Bilder sind eine gelungene Umsetzung der fotografierten Landschaften auf große Formate, wobei sie nicht fotorealistisch, sondern einfach detailliert ausgearbeitet sind. Mich persönlich haben allerdings mehr die Bilder ihrer neuen Serie angesprochen, in kleinem quadratischen Format, fantasievoll und teils abstrakt. Vermutlich liegt es daran, dass bei dieser Art Werken doch persönlicheres Erleben zum Ausdruck kommt, sich Charakter und Gefühle deutlicher widerspiegeln.

Die Bilder entsprachen der Person, die ich bei unserem Gespräch kennen gelernt habe, eine lebensfrohe und vergnügte Frau, selbstbewusst und geradlinig. Und doch ein wenig zurückhaltend, beinahe ängstlich, wenn es darum geht, ihre Werke nach draußen zu bringen. Im Oktober dieses Jahres hat Giselle Lebrun in Torre del Mar das erste Mal alleine ausgestellt, was sie im Vorfeld einige Überwindung gekostet hat. Doch hat sie sich dann ausgesprochen über die positive Resonanz gefreut. Ein guter Ansporn für jemanden, der nach etwas über drei Jahren eigentlich noch ganz am Anfang eines Malerlebens steht. Nächstes Jahr wird sie wieder eine Ausstellung organisieren, und ich bin ausgesprochen positiv gespannt, wie sich ihre Arbeit bis dahin weiterentwickelt haben wird. Wer nicht so lange warten möchte, kann sich inzwischen persönlich mit ihr in Verbindung setzten (Tel.: 607 320 800).

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