Das Gelübde der weißen Frauen

Ein Roman von Walter J. Zupan

Geschichte, für viele ein undankbares Thema, die meisten denken mit Unbehagen an diese Kapitel ihrer Schulzeit. Doch was viele noch behalten haben: 1618 – 1648, der 30-jährige Krieg. Doch was weiß man schon über diesen Krieg, außer ein paar Daten, und dass er lang und grausam war? Wie erging es den Menschen damals, den Soldaten, dem einfachen Volk? In dem neuen Roman von Walter J. Zupan mit dem Titel Das Gelübde wird uns Einblick in dieses dunkle Kapitel europäischer Geschichte gewährt. Durch aufwendige Recherchen und Zupans Liebe zum Detail vermittelt er unserer Phantasie ein klares Bild dieser Epoche. Der Leser begleitet einen Hirtenjungen, welcher aus Liebe zu seinem Mädchen in den Krieg zieht, um große Beute zu machen. Man kann sich gleich denken, dass dies nicht so einfach ist, wie es sich solch ein junger Bursche vorstellt. In vielen Gesprächen und Abenteuern bekommt man einen Eindruck von den Wirren dieser Zeit. Schließlich erlebt man noch, wie das Mädchen zur Retterin seines Dorfes wird. Der Autor, vielen unserer Leser schon durch das Buch Goldene Worte von den Mauern der Alhambra bekannt, lässt bei uns auch diesmal wieder keine Langeweile aufkommen, denn durch seine gefühlsstarke Ausdrucksweise ist man von Anfang an gefesselt. Doch bilden sie sich am besten ein eigenes Urteil. Zwei Auszüge aus dem Buch sollen als Kostprobe dienen.

Kapitel 10 “… Diesmal war alles ganz anders. Isidor wartete bereits ungeduldig, spähte besorgt oftmals zwischen den Zweigen hinaus und sah endlich Agathe in ihrem weißen Kleid auf dem Umweg von der Kirche her über die Wiese kommen. Dabei pflückte sie ein paar langstielige leuchtend-gelbe Trollblumen mit ihren dunkelgrünen Stengeln und Blättern.

»Die werde ich nachher der Mama mitbringen. Du verstehst?«, lachte sie Isidor an, legte den Strauß sachte auf weiches Moos. Isidor umarmte sie, drückte sein Mädchen ganz fest und dennoch liebend zart an sich. Er strich ihr über die Haare, blickte ihr ernst in die fragenden Augen.

»Wir müssen reden miteinander. Du, Liebes, du weißt doch, dass der Jodok noch im Dorf ist, bei unserem Pfarrherrn.«

Agathe erschrak, fühlte sogleich, dass heute irgendetwas anders war als sonst.

»Im Dorf wissen es alle.«

»Und ich, ich weiß jetzt, dass es für uns beide doch einen Ausweg gibt – selbst, wenn deine Mutter nichts von mir wissen will!«

»Aber sie wird später einmal …«, versuchte Agathe ihre Mutter zu verteidigen. Isidor wollte nicht mehr daran glauben, setzte drängend fort:

»Was der Jodok gemacht hat, das war gleichzeitig falsch und richtig: – Falsch war, dass er zu spät zurückgekommen ist und nie dazwischen wenigstens eine Nachricht geschickt hat. Richtig ist aber, dass er doch viel Geld kassiert und Beute gemacht hat!«

Dann, nach einer kurzen Pause sehr bestimmt:

»Ich will und werde es richtig machen! – Für dich, Liebes, für uns beide!«

Er sah bestürzt das jähe Entsetzen, die Abwehr in Agathes Augen. Jetzt begann sie plötzlich zu begreifen – ihre vorher aufgekommene Ahnung, die hatte sie nicht getäuscht.

»Du willst doch nicht etwa fort, du?«

»Hör mir bitte zu, Liebes.«

Isidor nahm zärtlich ihr Gesicht in beide Hände, blickte sie innig an und versuchte ihr zu erklären:

»Du, meine Allerliebste, du Liebstes, was ich auf der Welt habe, ich muss eine Zeit lang fort. Nur für uns beide. – Bitte, sei nicht gleich traurig, hör mich erst an.«

Das Mädchen löste sich aus seiner Umarmung, setzte sich auf die dicke rauhe Wurzel, die wie eine geschwungene Bank aus dem Boden ragte. Sie wusste nichts, noch nichts zu sagen. Nur ein jäher, banger Schmerz stieg ganz tief aus ihrem Innersten auf, erfüllte sie, ließ sich nicht zurückhalten, nicht unterdrücken. Ebenso wie ihre Tränen, die plötzlich zu fließen begannen. …”

Kapitel 36 “…Wrangel erklärte, was allen bekannt war, aber niemand so deutlich aussprechen wollte:

»Riesige Ländereien sind vollkommen verwüstet. Echt ,verheert’, meine Herren, in des Wortes wahrstem Sinne!

Städte, Festungen, Schlösser und Klöster, dazu die meisten Dörfer auf dem flachen Lande sind zerstört, niedergebrannt. Vollständig, meist sogar mehrfach ausgeraubt! Es gibt in weiten Gebieten keine Bewohner mehr und kein Beutegut für eine Armee – was sollen wir dann noch hier?«

Gebannt auf jedes seiner Worte achtend, lauschten die etwa zwei Dutzend höchster Offiziere sowie einige persönliche adelige Freunde, deren es nicht allzu viele gab. Auch Hauptmann Björn Lundgren war trotz seines eher niedrigen Ranges in diesen Kreis geladen. Sein Vater und jener des obersten Feldherrn’ waren einst Jugendfreunde -wie heute deren Söhne. Und das, obwohl Björn nicht ausschließlich sein Heil im Kriegshandwerk sah, sondern dem Leben gerne andere schöne Seiten abgewinnen wollte.

»Viele Millionen Menschen«, erklärte Wrangel weiter, »wurden in ganz Mitteleuropa während der zurückliegenden Kriegsjahre, von etwa 1618 bis jetzt, wo wir bereits 1646 schreiben, erledigt’, ins Jenseits befördert. – Darüber hinaus sind mindestens ebenso viele Leute an Krankheiten, Hungersnöten und Seuchen zugrunde gegangen! Weite Landstriche sind völlig entvölkert. Wo wir hinkommen, fressen unsere Pferde die unreifen Ähren – wenn es noch welche gibt – von den Halmen. Daraufhin wird nicht mehr gesät; es gibt kein Saatgut mehr – so einfach ist das! Auf brachliegenden Feldern wird seit Jahren nicht mehr angebaut und demzufolge auch nichts geerntet. Die großen Armeen können sich nicht mehr aus den eroberten Gebieten erhalten. Das ist – klar beurteilt – ebenfalls unsere Lage!«

Er gönnte seinen Zuhörern bewusst eine Nachdenkpause, setzte dann fort …”

Dieses 448-seitige Buch ist der ideale Lesestoff für die angebrochene kalte Jahreszeit. Es ist im September dieses Jahres erschienen, rechtzeitig zur Buchmesse in Frankfurt, wo es mit beachtlicher Resonanz vorgestellt worden ist. Es wurde herausgegeben vom Alhulia Verlag in Salobreña und ist dort und auch bei einigen ausgewählten Buchhandlungen an der Küste erhältlich, kann aber auch unter Angabe der ISBN-Nummer bestellt werden.


DAS GELÜBDE der weißen Frauen
von Walter J. Zupan

Menschen im 30-jährigen Krieg. Vom Hirten bis zum General-Feldmarschall, dem Dorfmädchen bis zur Kurtisane, Söldner und Pfarrer, sie alle sind schicksalhaft verflochten in dieses ungeheuerliche Kriegsgeschehen. Dennoch, Menschen erleben in Liebe und Leid, Sehnsucht und Erfüllung eine der mörderischsten Epochen unseres Kontinents. Aber zwischen Not und Tod bestehen Liebesglück und Zukunftshoffnung! Trotz Galgen und Aberglauben. Der überraschende Höhepunkt: Ein beherztes junges Mädchen wird zur siegenden ‘Jeanne d’Arc der Berge’!

Eine auf wahren Geschehnissen beruhende spannende und abenteuerliche Geschichte, die wohl jedermann berührt.

Verlag: Alhulia S.L.
ISBN: 84-95136-46-5
Preis: 3.700 Pts